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Der Artikel lotet das Themenfeld Sport und Migration in der osteuropäischen Sportgeschichte aus zwei Perspektiven aus: Migration von Sportlerinnen und Sportlern und Sport von Migrantinnen und Migranten. Wesentliche Themen sind dabei der Kulturtransfer der britischen Sportarten nach Osteuropa durch elitäre Migration, die Migration von Profisportlern und -sportlerinnen seit der Zwischenkriegszeit, Flucht, Vertreibung und Deportation von Spitzensportlerinnen und -sportlern, migrantische Sportorganisationen und der Aufstieg von Sportlerinnen und Sportlern mit Migrationshintergrund in den Spitzensport. Die allgemeine Darstellung dieser Aspekte wird ergänzt durch drei Fallstudien zu jüdisch-ungarischen Fußballtrainern der 1920er bis 1960er Jahre, tschechoslowakischen Eishockeyflüchtlingen im Kalten Krieg sowie osteuropäischen Migrantenvereinen in der Schweiz.
This article discusses the field of sport and migration in East European sport history from two perspectives: Migration of sportspersons and sport of migrants. Main topics include cultural transfer of British sports to Eastern Europe through elitist migration, migration of professional athletes since the interwar period, flight, displacement and deportation of sportspersons, migrant sport organisations, and the rise of athletes with migrant background into elite sports. The general outline of these aspects is followed by three case studies on Hungarian Jewish football coaches from the 1920s to the 1960s, Czechoslovak ice hockey refugees during the Cold War and East European migrant clubs in Switzerland.
Migration spielt in der modernen Geschichte Osteuropas und darüber hinaus eine zentrale Rolle. Dies gilt auch für die Sportgeschichte. Das Beziehungspaar von Sport und Migration kann grundsätzlich nach der Migration von Sportlerinnen und Sportlern oder nach dem Sport von Migrantinnen und Migranten fragen. In manchen Fällen mögen diese beiden Perspektiven deckungsgleich sein, die sich daraus ableitbaren sport- und migrationshistorischen Fragen führen aber in verschiedene Richtungen. Die Untersuchung der Migration von Sportlerinnen und Sportlern interessiert sich primär für den Spitzensport und fragt nach sportlichen und außersportlichen Gründen für die Migration von deren Exponentinnen und Exponenten, dem Verlauf von Migrationsbewegungen sowie den Folgen für die Entwicklung von Sportsystemen und Sportkulturen in Herkunfts- wie Zielländern. Demgegenüber fragt die Untersuchung des Sports von Migrantinnen und Migranten nach Rolle und Funktionen sportlicher (i. d. R. breitensportlicher) Aktivitäten und Vergemeinschaftungsformen in den Lebenswelten Zugewanderter sowie deren Wahrnehmungen durch die Mehrheitsgesellschaft.
Beide Perspektiven zielen dabei auf die ganze Palette von Migrationsformen und -typen ab. Die neuere Migrationsgeschichte mit ihren zahlreichen Studien zu Pendelbewegungen, temporärer Migration, Remigration, Kettenmigration und anderen komplexen Migrationsbewegungen hat sich von der früher dominanten Vorstellung von Migration als linearer Prozess, der von der Wanderungsentscheidung im Ausgangsland über die Reise ins Zielgebiet bis zur dort vollzogenen dauerhaften Niederlassung reichte, verabschiedet.[1] Auch beim Sport stehen neben der teils nur temporären Berufsmigration (die im Bereich des Spitzensports auch eine spezifische berufssportliche Migration sein kann) Flucht, Vertreibung und Deportation als gerade in der modernen osteuropäischen Geschichte wichtige Formen unfreiwilliger Migration. Diese Kategorien sind dabei nicht trennscharf, sondern gehen in der migrationshistorischen Empirie häufig ineinander über. Sodann ist bei einem Fokus auf Osteuropa zu unterscheiden zwischen Migration nach, innerhalb und aus Osteuropa. Bei dieser Einteilung taucht allerdings die Problematik sich im Laufe der Zeit infolge Veränderungen der politischen Landkarte verschiebender Vorstellungen dessen, was Osteuropa umfasst, auf.
Die Vielfalt von Bezugspunkten zwischen Sport und Migration hat der schweizerisch-polnische Historiker und Schriftsteller André Kaminski in der fiktiven Familiensaga Nächstes Jahr in Jerusalem (1986) literarisch auf den Punkt gebracht. Hier stößt ein Migranten-Fußballteam aus elf polnisch-jüdischen Brüdern bis ins Endspiel der US-Meisterschaft von 1911 vor. Den überzeugten Sozialisten, die aus der sibirischen Verbannung in die USA geflüchtet waren, wird von ihrem geschäftstüchtigen Onkel und Manager, einem New Yorker Unternehmer, und ihrem absolut unpolitischen, aber gewinnbeteiligten Trainer eingeredet, es gehe bei den Spielen um die Rechte der Juden und die Sache des Sozialismus. Schließlich verliert der FC Red Flag das Finale aber mit 0 : 9 – die Brüder hatten kurz vor dem Spiel durch einen Brief aus Polen erfahren, dass ihr Vater, den sie mehr hassten als Kapitalismus und Antisemitismus zusammen, mit einer um Jahrzehnte jüngeren Freundin durchgebrannt war...[2]
Im Folgenden wird nach einem Abschnitt zu Forschungsstand und Forschungsperspektiven ein erster Hauptteil den Zusammenhang von Sport und Migration in der Pionierphase des modernen Sports bis zum Ersten Weltkrieg beleuchten. In dieser weitgehend vorprofessionellen Phase fallen die beiden eingangs skizzierten Perspektiven noch stark zusammen. Der zweite Hauptteil befasst sich mit migrierenden Sportlerinnen und Sportlern von der Zwischenkriegszeit bis in die Gegenwart, während der dritte Hauptteil für denselben Zeitabschnitt den Sport von Migrantinnen und Migranten ins Blickfeld nimmt. Drei Fallstudien – zu jüdisch-ungarischen Fußballtrainern der 1920er bis 1960er Jahre, tschechoslowakischen Eishockeyflüchtlingen im Kalten Krieg sowie osteuropäischen Migrantenvereinen in der Schweiz – ergänzen und vertiefen sodann verschiedene Themen und Entwicklungslinien aus den drei Hauptteilen.
Im weiten Feld der Beziehung von Sport und Migration hat sich die Forschung auf verschiedene Aspekte konzentriert. Für die Pionierphase des modernen Sports bis zum Ersten Weltkrieg liegen verschiedene Untersuchungen zur Rolle elitärer Migration bei der Verbreitung der „British Sports“ in verschiedenen Weltregionen vor, so auch für Osteuropa. Biographische Studien (teilweise auch populärwissenschaftlicher Art) haben die transnationalen und teilweise interkontinentalen Lebenswege einzelner osteuropäischer Sportler rekonstruiert. Auch die Rolle des Sports für immigrierte Minderheiten in verschiedenen Regionen in Vergangenheit und Gegenwart ist Gegenstand einer Reihe von Untersuchungen geworden. Dabei geht es sowohl um aktiven Sport von Migrantinnen und Migranten generell und in Migrantenvereinen im Besonderen als auch um Identifikationsprozesse etwa mit Nationalteams der Herkunftsländer oder spezifischen Sportvereinen in der alten oder neuen Heimat. In jüngerer Zeit ist auch die unfreiwillige Migration – Flucht, Vertreibung, Deportation – sowie die Rolle des Sports in Zwangsarbeits-, Flüchtlings- und Interniertenlagern verstärkt ins Interesse sporthistorischer Forschung gerückt. Grundsätzlich verorten sich alle diese Forschungsperspektiven im Feld der transnationalen Geschichte. Einschlägige Konzepte und Ansätze dieses in den letzten drei Jahrzehnten rasch expandierenden Forschungsfeldes – wie „Kulturtransfer“,[3] „Histoire croisée“[4] , „Entangled History“[5] , „Global Labour History“[6] oder „Global Social History“[7] – sind bislang allerdings kaum explizit und systematisch in die sporthistorische Migrationsforschung eingeflossen, eben so wenig postkoloniale Perspektiven, die in den letzten zwei Jahrzehnten die allgemeinhistorische Osteuropaforschung durchaus beeinflusst haben.[8]
Die internationale Verbreitung der britischen Sportarten in der Belle Epoque geschah über verschiedene Kanäle, die alle mit zumindest temporärer Migration zusammenhingen: Erstens waren es migrierende Briten der gehobenen Schichten – Kaufleute, Ingenieure, Akademiker und Touristen – die Disziplinen wie Fußball, Cricket und Hockey, aber auch Wintersportarten und den Alpinismus in verschiedenen Weltregionen praktizierten und den Einheimischen bekannt machten. Zweitens begeisterten sich Migranten aus verschiedenen Ländern im Vereinigten Königreich für die „British sports“ und verbreiteten diese nach ihrer Rückkehr in die Heimat weiter. Drittens bildeten sich außerhalb des Vereinigten Königreichs sportliche Brückenköpfe – etwa am Modell der elitären „Public schools“ orientierte Internatsschulen – von denen aus die britischen Sportarten weiter diffundierten.[9] Auch der Kulturtransfer des britischen Sports nach Osteuropa geschah auf solchen Wegen.
In den beiden Metropolen des Russländischen Reiches entstanden ab dem späten 19. Jahrhundert organisierte sportliche Aktivitäten von Briten und anderen Ausländern einer immigrierten kaufmännisch-technischen Elite.[10] Britische Gründungen waren etwa 1893 der „Nevskij Cricket, Football and Tennis Club“, 1897 der Fußballklub „Nevka“, bei dem vor allem schottische Mitarbeiter der Firma Sampsonievskij spielten, und der 1899 am englischen Gymnasium entstandene Sportklub „Glorija“ in St. Petersburg sowie der „Britanskij Klub Sporta“ in Moskau. In diesen Vereinen betätigten sich vorzüglich britische Kaufleute und Ingenieure, bald wurden aber auch russische Fußballtalente aufgenommen. Der bereits 1888 gegründete polysportive „S.-Peterburgskij Kružok Ljubitelej Sporta“ war internationaler und zählte zu seinen Mitgliedern etwa schweizerische und schwedische Kaufleute, tschechische Techniker, aber auch russische Studenten, Gymnasiasten und Angestellte. 1894 gründeten Briten und Deutsche den Petersburger Fußballklub „Viktorija“, der von Beginn an auch russische Spieler aufnahm. 1899 entstand in der russischen Kapitale mit „Germanija“ ein weiterer Ausländerklub. Und 1901 fand auf Initiative von Briten die erste Petersburger Fußball-Stadtmeisterschaft statt. Ein amerikanischer Einfluss war dagegen 1899 die Gründung der Petersburger YMCA-Filiale „Majak“, die umfangreiche sportliche Aktivitäten entfaltete, insbesondere in Schwedischer Gymnastik und Leichtathletik. In Odessa gründeten britische Angestellte und Arbeiter einer Telegraphenbaufirma bereits 1878 einen Sportklub.
Ein Beispiel für Migranten, die im Ausland kennengelernte Sportarten in ihre Heimat mitbrachten, ist der serbisch-jüdische Fußballpionier Hugo Buli (1875–1941). Während seiner Studien in Berlin spielte der Bankierssohn beim BFC Germania. 1896 brachte er aus Deutschland einen Lederball nach Belgrad und gründete noch im selben Jahr die Fußballabteilung des Gymnastikvereins Soko, die als erstes organisiertes Fußballteam Südosteuropas gilt.
In Bulgarien etablierten sich britische Sportarten durch die Vermittlung immigrierter Schweizer.[11] Im Jahre 1893 bereiste der bulgarische Bildungsminister Georgi Živkov Westeuropa und wohnte dabei in Lausanne einem Turnfest bei. Daraufhin engagierte er zehn Schweizer als Turnlehrer an bulgarischen Gymnasien. Einer von ihnen, Georges de Regibus (1867–1927), ein gelernter Schlosser, brachte einen Lederball nach Varna mit und wurde zum ersten Fußballtrainer und Schiedsrichter in Bulgarien. In Sofia führte 1897 Charles Champaud (1865–?), der im Jahr zuvor als Turner an den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen teilgenommen hatte, den Fußball ein. Ebenfalls 1897 erläuterten zwei weitere Schweizer Turnlehrer in einer Pädagogikzeitschrift die Spielregeln und übersetzten die Fußballbegriffe ins Bulgarische. Der bulgarische Fall ist bemerkenswert aufgrund seiner Abweichung vom üblichen Modell des Kulturtransfers durch transnational migrierende Angehörige der merkantilen und akademischen Eliten und die Übernahme des Fußballs als Beiprodukt einer etatistischen Nation Building- und Modernisierungsstrategie im Balkanstaat, der erst 1878 eine weitgehende Autonomie vom Osmanischen Reich zugesprochen erhalten hatte.
Neben solchen West-Ost-Transferprozessen gab es migrationsbedingten Sporttransfer auch in umgekehrter Richtung, insbesondere im Rahmen der slawischen Sokol-Bewegung. Der erste Turnerbund mit dem Namen „Sokol“ (Falke) entstand 1862 in Prag.[12] In den folgenden drei Jahrzehnten entstanden Bruderverbände in Slowenien, Kroatien, Serbien, Galizien und dem preußischen Teilungsgebiet Polens. Später wurden auch Sokoli im Russländischen Reich gegründet. Aber auch außerhalb der slawischsprachigen Regionen entstanden Sokoli, geschaffen durch tschechische Einwanderer in Wien (ab 1867)[13] und in den USA (ab 1865) sowie durch polnische Migranten in Berlin (ab 1889) und im Ruhrgebiet (ab 1899), dessen Bergbau zunehmend auf Arbeitskräfte aus den deutschen, russischen und österreichischen Teilungsgebieten Polens sowie Masuren und Oberschlesien zurückgriff.[14]
Auch die deutsche Arbeiterschaft nahm die „Ruhrpolen“ aufgrund ihrer Sprache und Konfession als fremd wahr. So entstand ein eigenständiges polnisches Arbeitermilieu mit Zentren in Essen, Dortmund und Bochum, während die sich von den Polen abgrenzenden Masuren in Gelsenkirchen dominierten. In Wien entstanden nach den Sokoli ab der Jahrhundertwende auch eine Reihe tschechischer Fußballvereine, am bekanntesten der 1902 gegründete „Sportovni Klub Slovan ve Vídni“ in Favoriten, der in der Zwischenkriegszeit dann mehrere Saisons in der obersten Liga spielte und in den frühen 1920er Jahren das Stadion „České srdce“ errichtete.[15] Solche Turn- und Sportvereine bildeten einen Anfangspunkt nichtelitärer migrantischer Sportorganisationen, wie sie bis in die Gegenwart existieren und deren Rolle in der Dialektik zwischen Identitätswahrung und Integration oft umstritten ist.
Der Erste Weltkrieg beeinträchtigte den sportlichen Ost-West-Austausch stark. In mindestens einem Fall führte aber das kriegsbedingte Migrationsregime zu einem bemerkenswerten Resultat: Der Engländer Jimmy Hogan (1882–1974) hatte nach einer Fußballspielerkarriere schon vor 1914 ins Trainermetier gewechselt und verschiedene niederländische und Wiener Teams sowie die Nationalmannschaften der Niederlande und Österreichs trainiert.[16] Nach Kriegsausbruch wurde er in Wien als feindlicher Ausländer festgenommen. Während seine Familie ausreisen durfte, musste er in Österreich zurückbleiben. Funktionäre von MTK Budapest nutzten ihre Beziehungen, um Hogan in die ungarische Metropole zu holen. Hier baute er ab 1916 eine neue Mannschaft auf, aus deren Reihen verschiedene Spieler und spätere Trainer hervorgingen, die ab den 1920er Jahren als Sportmigranten den internationalen Fußball bedeutend mitprägen sollten.[17]
Der Erste Weltkrieg und seine Folgen veränderten auch das Beziehungsgeflecht von Sport und Migration radikal. Die Umwälzung der politischen Landkarte mit dem Kollaps der multinationalen Imperien und der Entstehung neuer Staaten in Ostmittel- und Südosteuropa schuf neue Grenzen und veränderte dadurch die Parameter transnationaler Sportmigration in diesem Raum. Russland verlor nach der Oktoberrevolution einen großen Teil der ausländischen Sportpioniere der Vorkriegszeit und sonderte sich bis zum Zweiten Weltkrieg vom internationalen „bürgerlichen“ Sport stark ab. In der Phase des Stalinismus wurden verschiedene sowjetische Sportler Opfer von Binnenzwangsmigration.[18] Der Moskauer Fußballer und Eishockeyspieler Nikolai Starostin (1902–1996) etwa verbrachte nach seiner Verhaftung 1942 das Jahrzehnt bis zu Stalins Tod in Lagern und der Verbannung in Komi, Fernost und Kasachstan. In dieser Zeit wurde er als Trainer diverser Fußball- und Eishockeyklubs eingesetzt.[19] Zugleich erfolgte in der Zwischenkriegszeit in Kontinentaleuropa der Take-off des Zuschauer- und Profisports. Hatten britische Sportarten wie der Fußball in der Pionierphase vor dem Ersten Weltkrieg der beruflich oder studienhalber bedingten Migration vornehmlich bürgerlicher Eliten wesentlich ihre Verbreitung auf dem europäischen Kontinent verdankt, so wurden sie in der Zwischenkriegszeit zunehmend selbst zu einem Antriebsmotor transnationaler Migration, in die verschiedene Gebiete Ostmitteleuropas stark involviert waren.
Mit der Professionalisierung des Spitzenfußballs in mehreren wichtigen Fußballnationen Kontinentaleuropas ab der Mitte der 1920er Jahre eröffneten sich für Spieler und Trainer neue Karrieremöglichkeiten im Ausland.[20] Für die transnational migrierenden Profispieler und -trainer waren die wesentlichen Push-Faktoren überwiegend wirtschaftliche Überlegungen, in manchen Fällen spielten aber auch politische Entwicklungen wie vor allem der zunehmend eskalierende Antisemitismus eine Rolle.[21] Die Metropolen der postkakanischen Staaten Österreich, Ungarn und Tschechoslowakei stellten zwar Mitte der 1920er Jahre ihren Spitzenfußball als erste auf den Professionalismus um, hatten aber, innerhalb wie außerhalb des Fußballbusiness, mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Dies führte zu einem Legionärswesen zwischen diesen Staaten sowie, sobald auch andere Profiligen Beschäftigungsmöglichkeiten boten, zu einem Exodus nach West- und Südeuropa, Nord- und Lateinamerika.
Wichtigster Arbeitgeber für Fußball-Legionäre in den 1920er Jahren war die American Soccer League (ASL). In dieser Profimeisterschaft kickten zahlreiche europäische Spieler, vor allem aus Großbritannien, Schweden, Österreich, Ungarn und Irland. Zu Beginn waren einige dieser Ausländer eigentlich in die USA gekommen, um Arbeit in der Industrie zu finden. Bald bemühten sich die amerikanischen Klubs aber systematisch um die Anwerbung ausländischer Profis.[22] Nach zwei USA-Tourneen 1926 und 1927 des zionistischen Spitzenvereins Hakoah Wien, der 1925 mit sechs ungarischen Legionären erster Wiener Profimeister geworden war, blieb ein Großteil der Spieler in den Staaten und spielte beispielsweise für die ASL-Teams „Brooklin Hakoah“ und „Hakoah All-Stars“.[23] Um 1930 hatte die ASL weitere Teams mit ostmitteleuropäischen Wurzeln („Bridgeport Hungaria“, „Prague Americans“, „Queens Bohemians“). Infolge der Weltwirtschaftskrise kollabierte die ASL im Jahre 1933.
Einen Ersatz bot ab 1932 die französische Profiliga. Sie wurde insbesondere zur Arbeitgeberin für Kicker aus dem „Calcio Danubiano“ und aus Großbritannien. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges spielten fast 400 ausländische Profis in der „Grande Nation“.[24] Weitere Destinationen für Profimigranten aus dem „Calcio Danubiano“ waren etwa die Schweiz[25] sowie, trotz offiziellem Festhalten am Amateurismus, das Deutsche Reich. Tatsächlich war einer der ersten Versuche, in Deutschland den Professionalismus einzuführen, die Kreation einer aus Ungaren bestehenden Berufsspielermannschaft durch zwei Berliner Unternehmerbrüder.[26] Der vom Fachblatt „Kicker“ als „Sportzigeuner“[27] geschmähte „1. Ungarische Berufs-FC“ spielte im Sommer 1920 einige Partien in Deutschland, wurde dann aber durch die ablehnende Haltung der Verbände Deutschlands und Ungarns zur Auflösung gezwungen. In Italien, wo ebenfalls Spieler aus dem „Calcio Danubiano“ in einem System faktischen Berufsfußballs Lohn und Brot fanden, wurde 1927/28 der Einsatz von Ausländern, die führende Faschisten als „Barbaren“ wahrnahmen, untersagt und durch eine aggressive Anwerbung von Lateinamerikanern mit italienischen Wurzeln substituiert. Die seit dem späten 19. Jahrhundert bestehenden britischen Profiligen blieben Ausländern weitgehend verschlossen. Abgeschottet von der transnationalen Spielermigration war die seit 1936 existierende De-Facto-Profiliga der Sowjetunion.
Der Zweite Weltkrieg führte zu unfreiwilligen Migrationsbewegungen in bis dahin unbekanntem Ausmaß. Flucht, Vertreibung und Deportationen machten Millionen von Menschen, insbesondere in Ostmitteleuropa, zu Zwangsmigranten und endete für viele mit der Ermordung. Auch Sportlerinnen und Sportler waren davon betroffen. Bereits seit den 1930er Jahren hatte der Antisemitismus viele Sportlerbiographien stark beeinflusst und in manchen Fällen zur Übersiedlung in die Neue Welt geführt.[28] Nach der zweiten Maccabiade von 1935 in Tel Aviv blieben trotz eines Einwanderungsstopps der britischen Mandatsbehörden zahlreiche Athleten aus Ostmittel- und Südosteuropa in Palästina, darunter fast die gesamte 350-köpfige bulgarische Delegation. In den frühen 1940er Jahren wurden dann Sportlerinnen und Sportler aus ganz Europa in die nationalsozialistischen Konzentrationslager deportiert. In Auschwitz ermordet wurden beispielsweise die niederländische Kunstturnerin Estella Agsteribbe (1909–1943), der polnische Skisportler Bronisław Czech (1908–1944),[29] der polnische Ruderer und Sportjournalist Włodzimierz Długoszewski (1905–1945), der ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch (1892–1943/44),[30] der tunesische Profiboxer Victor Perez (1911–1945)[31] und mindestens 40 Spieler der obersten polnischen Fußball-Liga[32] . Der bereits erwähnte Fußballpionier Hugo Buli wurde 1941 im KZ Topovske Šupe ermordet,[33] der deutsche Boxer Johann „Rukeli“ Trollmann (1907–1944), ein Sinto, im KZ Neuengamme,[34] der deutsche Ringer Werner Seelenbinder (1904–1944), ein Kommunist, im Zuchthaus Brandenburg-Görden[35]
Nach den umfangreichen Zwangsmigrationsbewegungen der 1940er Jahre und der Neuzeichnung der politischen Landkarte Zentral- und Osteuropas am Ende des Zweiten Weltkriegs fixierte für die folgenden vier Jahrzehnte der „Eiserne Vorhang“ eine neue Ost-West-Grenze, die auch wirtschaftlicher und sportlicher Migration ein enges Korsett anlegte. Emigration aus den Ostblock-Staaten fand nun vor allem in Form von Flucht statt, etwa nach den sowjetischen Interventionen in Ungarn 1956 und der Tschechoslowakei 1968 oder kontinuierlich, durch den Mauerbau 1961 aber erheblich abgebremst, aus der DDR. Hingegen führte der Wirtschaftsaufschwung der „Trente Glorieuses“ zu einer starken Arbeitsmigration aus den nicht zum Ostblock gehörenden Ländern Südosteuropas nach Mittel- und Westeuropa. Die Bundesrepublik etwa unterzeichnete Anwerbeabkommen 1960 mit Griechenland, 1961 mit der Türkei und 1968 mit Jugoslawien.
Hunderte von Athletinnen und Athleten aus dem Ostblock flüchteten zwischen den späten 1940er und den 1980er Jahren in den Westen. Allein aus der DDR setzten sich über 600 Leistungssportlerinnen und -sportler in die Bundesrepublik ab.[36] Meistens geschah dies bei Wettkämpfen im Westen. Der Schwimmer Axel Mitbauer (*1950) schwamm aber 1969 22 Kilometer durch die Ostsee gen Westen. Die Flucht ins westliche Deutschland bedeutete nicht immer das Ende der DDR-Repressionen: 1958 flohen die Hürdenläuferin Karin Richert (1938–2019) und ihr Trainer und Partner Karl-Heinz Balzer (1921–2007), kehrten aber wegen Stasi-Drohungen gegen Richerts Familie nach ein paar Monaten „freiwillig“ zurück. Fußball-Nationalspieler Lutz Eigendorf (1956–1983), der sich 1979 in Kaiserslautern abgesetzt hatte, starb 1983 in einem Verkehrsunfall. Gerüchte über ein Attentat der Stasi, die Eigendorf wie bei „Sportverrätern“ üblich auch im Westen überwacht und seine in der DDR verbliebene Ehefrau zur Scheidung genötigt hatte, konnten in der Folge weder bewiesen noch definitiv ausgeräumt werden.[37]
Auch außerhalb des Sonderfalls der deutsch-deutschen Sportflüchtlinge finden sich zahlreiche Fluchten aus dem Ostblock. Einige Beispiele mögen die Spannweite dieser Migrationsbewegung illustrieren: Der sowjetische Einmarsch in Ungarn löste bei verschiedenen im Ausland weilenden Sportteams Fluchtbewegungen aus. Die olympische Wasserballmannschaft bestritt in Melbourne das legendäre „Blutspiel“ gegen die Sowjetunion und gewann die Goldmedaille.[38] Von den elf Spielern reisten danach sechs nicht sofort in ihre Heimat zurück. Vier davon kehrten aber in den folgenden zwei Jahren nach Ungarn zurück und setzten dort ihre Karrieren fort. Antal Bolvári (1932–2019) blieb dagegen bis 1981 im Ausland, während Ervin Zádor (1935–2012), Protagonist des ikonischen „Blutfotos“, als einziger nie mehr zurückkam und als Schwimmtrainer in den USA arbeitete. Insgesamt setzten sich bei den Olympischen Spielen in Melbourne über 30 ungarische und rumänische Athletinnen und Athleten ab und erhielten Asyl in den USA.[39] Das „Goldene Team“ von Honvéd Budapest kehrte 1956 nach einem Europapokalspiel in Bilbao ebenfalls nicht nach Ungarn zurück, sondern unternahm eine nicht autorisierte Tournee durch Südeuropa und Lateinamerika. Ein Angebot Mexikos
Einige Spieler kehrten schließlich nach Ungarn zurück, während die Stars Zoltán Czibor (1929–1997), Sándor Kocsis (1929–1979) und Ferenc Puskás (1927–2006) ihre Karrieren in Spanien fortsetzten.[40] Dort war zu jenem Zeitpunkt auch der ehemalige tschechoslowakische und ungarische Nationalspieler László Kubala (1927–2002) tätig, der bereits 1949 in sowjetischer Uniform von Ungarn nach Österreich geflüchtet, dann mit falschem Pass nach Italien eingereist und schließlich vom FC Barcelona verpflichtet worden war. Die zu Ende des Zweiten Weltkriegs isolierte Franco-Diktatur nutzte im frühen Kalten Krieg die Aufnahme osteuropäischer Sportflüchtlinge gezielt, um sich als Hochburg des Antikommunismus zu profilieren und dadurch ihr Image im westlichen Lager aufzubessern. Im Jahre 1954 wurde unter dem Titel Los ases buscan la paz (Die Asse finden den Frieden) sogar ein Kinofilm über Kubalas Migrationsbiographie produziert.[41
Auch die Sowjetunion hatte den Abgang verschiedener prominenter Sportlerinnen und Sportler zu beklagen. Schach-Großmeister Viktor Korčnoj (1931–2016) setzte sich 1976 bei einem Turnier in Amsterdam ab und spielte ab 1978 für die Schweiz. In der Sowjetunion wurde daraufhin ein Verdammungsbrief publiziert, der mit vier Ausnahmen von sämtlichen sowjetischen Großmeistern unterzeichnet war. Korčnojs Ehefrau und Sohn durften erst 1982 ausreisen. Im Jahre 1979 blieb das Eiskunstlaufpaar Oleg Protopopov (*1932) und Ljudmila Belousova (1935–2017), das in den 1960er Jahren mehrere olympische Goldmedaillen und Weltmeistertitel gewonnen hatte und nun dem Leningrader Eisballett angehörte, während einer Tournee in der Schweiz. Danach betätigten sie sich im professionellen Eiskunstlaufbetrieb und in Eisshows. In den späten 1980er Jahren flüchteten zwei Eishockeystars, denen Verträge in der NHL in Aussicht standen:[42] Nach der Medaillenzeremonie der WM 1989 in Stockholm setzte sich Aleksandr Mogil’nyj (*1969) vom Team ab und bestieg einen von den Buffalo Sabres arrangierten Flug in die USA. Mogil’nyj wurde der erste sowjetische Spieler in der NHL. Als im Jahr darauf das Team von CSKA Moskau für eine Freundschaftspartie namens „Icenost“ in Portland (Oregon) weilte, wurde Sergej Fedorov (*1969) von einem Funktionär der Detroit Red Wings, die ihn 1989 gedraftet hatten, vor dem Mannschaftshotel abgeholt und in einen Privatflug nach Detroit gesetzt. Kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion und zu einem Zeitpunkt, als andere sowjetische Spieler nach teils jahrelangem Kampf legal nach Nordamerika transferieren durften, folgten Mogil’nyj und Fedorov mehreren tschechoslowakischen Spielern, die denselben Weg bereits in den Vorjahren gegangen waren.[43]
Diese Fluchten warfen oftmals die Frage nach der Zulassung der Exilanten im Sportbetrieb ihrer neuen Heimat sowie auf internationaler Ebene auf, bei der reglementarische Gesichtspunkte und politische Abwägungen zusammenspielten. Seit 1948 gab es Gesuche geflüchteter und nun staatenloser Athleten aus Osteuropa um Zulassung zu den Olympischen Spielen. Das IOC zeigte sich zunächst ablehnend, trotz Unterstützung der Exilanten aus westlichen Sport- und Pressekreisen. Ab 1951 gab es sogar eine Kampagne einer vom CIA gesponserten „Union of Free Eastern European Sportsmen“. Eine Wende kam 1963 mit einer Regeländerung, die bei einem Wechsel der Staatsangehörigkeit unter gewissen Bedingungen die Olympiateilnahme gestattete. Daraufhin konnten an den Sommerspielen 1964 drei ungarische 56er-Flüchtlinge für das US-Team starten.[44] In den 1950er Jahren führte die Übersiedlung ungarischer Spitzenfußballer nach Spanien zu Konflikten zwischen den Verbänden der beiden Staaten, bei denen die FIFA eine vermittelnde Rolle spielte.[45] László Kubala und Ferenc Puskás sollten nach ihrer Einbürgerung dann sogar für die spanische Nationalmannschaft auflaufen. Im Eishockey nutzten in den 1970er Jahren einige Flüchtlinge den Umstand, dass die World Hockey Association (WHA) als „wilde“ Konkurrenz zur NHL außerhalb der Jurisdiktion des internationalen Verbandes stand und sie sich dort ohne Sperrfrist engagieren konnten.[46]
Daneben gab es in geringem Maße auch die legale Emigration von Ostblock-Sportlern in den Westen. Ein Kuriosum war der Status des ungarischen Boxers László Papp (1926–2003), der nach Goldmedaillen an den ersten drei Nachkriegsolympiaden 1957 bis 1964 im Profibetrieb tätig war. Papp boxte mit einer österreichischen Profilizenz und reiste für Training und Wettkämpfe jeweils nach Wien. Der sowjetische Schach-Großmeister Gennadij Sosonko (*1943) erhielt 1972 die Erlaubnis zur Emigration nach Israel, von wo er nach kurzer Zeit in die Niederlande übersiedelte und dort seine Karriere fortsetzte. Die Volksrepublik Polen erlaubte ab den späten 1960er Jahren Transfers von Fußballern ins westliche Ausland. Ein frühes Beispiel war Piotr Słomiany (*1943), der ab 1967 für Schalke spielte.[47] In der Folge wechselten während der „Goldenen Zeit“ des polnischen Fußballs mehrere Nationalspieler nach Frankreich, Belgien, Großbritannien, Italien oder Deutschland. Hatte die polnische Nationalmannschaft an der WM 1974 noch keinen einzigen Legionär in ihrem Kader, so war es 1978 einer, 1982 zwei und 1986 bereits deren fünf. Die Tschechoslowakei erlaubte verdienten Eishockey-Trainern ab den 1960er und Spielern, die das 30. Lebensjahr überschritten hatten, ab den 1970er Jahren den Wechsel in den Westen. Jugoslawien verfolgte auch in dieser Beziehung schon früh eine liberalere Politik als die Ostblockstaaten. So konnte beispielsweise der populäre Torwart Petar Radenković (*1934) bereits 1961 in die Bundesrepublik wechseln.
Der Zusammenbruch des Ostblocks und mit ihm des kommunistischen Sportsystems und die darauffolgende Expansion des westlichen Sportbusiness, das in den 1980er und 1990er Jahren einen mit der Liberalisierung des TV-Marktes verknüpften starken Kommerzialisierungsschub erlebte, intensivierten dann die Migrationsbewegungen von Spitzensportlerinnen und -sportlern über die Demarkationslinie des ehemaligen Eisernen Vorhangs. In einer ersten Phase war dies vor allem eine Ost-West-Migration: Athletinnen und Athleten aus den Sportsystemen des ehemaligen Ostblocks versuchten ihr Können nun als Profis in Westeuropa und Nordamerika zu versilbern. Das Bosman-Urteil des Europäischen Gerichtshofes von 1995, das die Prinzipen der Personenfreizügigkeit auch für den Berufssport für gültig erklärte, brachte bestehende Ausländerkontingente in vielen Profiligen generell zum Einsturz, auch in Bezug auf Nicht-EU-Bürger. Dadurch wurde es für osteuropäische Sportlerinnen und Sportler bereits vor den EU-Osterweiterungen von 2004, 2007 und 2014 einfacher, im Westen Fuß zu fassen. Im Verlauf der Transformation der osteuropäischen Sportsysteme Richtung Kommerzialisierung setzte aber auch Sportlermigration in der Gegenrichtung ein. So waren in der KHL mit ihrem geographischen Schwerpunkt in Russland und einigen Teams aus weiteren ehemaligen Sowjetrepubliken, Finnland, der Slowakei, Tschechien, Kroatien und China von den rund 900 Spielern in der Saison 2012/13 5,7% Nordamerikaner, 3,1% Skandinavier und 0,1% Westeuropäer, sechs Jahre darauf dann bereits 8,8% Nordamerikaner, 3,4% Skandinavier und 0,3% Westeuropäer.
Nebst der Migration von Spitzensportlerinnen und -sportlern entwickelte sich seit der Pionierphase auch der von Migrantinnen und Migranten betriebene Breitensport kontinuierlich weiter. Die noch im Kaiserreich entstandenen polnischen Sokół-Vereine in Deutschland blieben nach dem Ersten Weltkrieg aktiv und richteten in den frühen 1920er Jahren oft auch Fußballabteilungen ein.[48] Bereits 1920/21 gab es in Rheinland-Westfalen 52 polnische Fußballteams und Ende 1921 startete dort die erste Fußball-Meisterschaft des Sokół. Erst nach einem Mitgliederrückgang infolge Rückwanderung vieler Polen in den neuen polnischen Nationalstaat oder Weiterwanderung in die Bergbaugebiete Frankreichs und Belgiens integrierten sich die polnischen Vereine Ende der 1920er Jahre in den deutschen Spielbetrieb. Manche um Assimilation bestrebte „Ruhrpolen“ kickten nun auch in deutschen Vereinen. Im Nationalsozialismus wurde die polnische Kultur- und Sportbewegung dann verfolgt und ihre Vereine bei Kriegsausbruch verboten.
Zugleich dominierte aber mit dem FC Schalke 04 während des Nationalsozialismus ein Team den deutschen Fußball, das das Image eines „Polackenvereins“ hatte.[49] Die Gelsenkirchener Mannschaft, die zwischen 1934 und 1942 sechsmal deutscher Meister wurde, bestand aus zahlreichen Kickern mit polnisch klingenden Namen, allen voran die deutschen Nationalspieler Ernst Kuzorra (1905–1990) und Fritz Szepan (1907–1974). Nach dem ersten Finalsieg 1934 kam es zu Kontroversen zwischen der polnischen Presse, die den deutschen Meistertitel einer „polnischen“ Mannschaft feierte, und der Vereinsführung von Schalke, die das Deutschtum ihrer Kicker nachzuweisen versuchte. Effektiv war der Sachverhalt komplizierter: 30 Schalke-Spieler der Jahre 1920 bis 1940 waren Masuren, entstammten also einer Minderheit aus dem südlichen Ostpreußen, die ein westslawisches Idiom sprach, evangelisch und preußentreu war und sich aus einem Amalgam von Polen, assimilierten Deutschen, Hugenotten und Salzburgern gebildet hatte. Die von den NS-Behörden den Masuren angebotene Möglichkeit, ihre Namen zwecks Abgrenzung von polnischen Immigranten zu germanisieren, wurde auch von einigen Schalke-Spielern angenommen: Aus Zurawski wurde Zurner, aus Regelski Reckmann, aus Zembrzycki Zeidler und aus Czerwinski Rothardt. Auch im „Calcio Danubiano“ finden sich Fälle von Spielern, deren Wurzeln in die Zeit imperialer Binnenmigration zurückreichten; am bekanntesten Matthias Sindelar (1903–1939), der noch als Matěj Šindelář im mährischen Dorf Kozlau geboren worden war und als Dreijähriger in den Wiener Migrantenbezirk Favoriten kam.[50]
Während des Zweiten Weltkriegs führte der nationalsozialistische Massenmord, wie bereits erwähnt, zur Zwangsmigration und zum Tod zahlreicher Spitzensportlerinnen und -sportler. Zugleich gestand Heinrich Himmler ab Herbst 1942 einer kleinen Schicht privilegierter KZ-Häftlinge sportliche Betätigung zu.[51] Hintergrund war der zunehmende Einbezug von Zwangsarbeitern aus den KZs in die Rüstungsproduktion. Allerdings durften höchstens 2 bis 4% der männlichen Lagerinsassen, vor allem Funktionshäftlinge, an diesen Aktivitäten mitwirken. Juden blieben davon grundsätzlich ausgeschlossen. In der Folge wurden in einzelnen KZs ganze Fußball-Turniere ausgetragen, wobei die Mannschaften teilweise nach nationaler Herkunft eingeteilt waren. Häftlinge maßen sich auch in Boxkämpfen, Leichtathletik, Handball und Schwimmwettkämpfen. Auch Fußballspiele zwischen SS-Teams und Häftlingen sind überliefert.
In der Ära nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in verschiedenen westlichen Staaten osteuropäische Migrantenvereine, die sich dem Fußball und anderen Sportarten widmeten.[52] Den Anfang machten „Displaced Persons“ (DP). In den späten 1940er und frühen 1950er Jahren lebten in den DP-Lagern in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien Hunderttausende von Menschen zumeist osteuropäischer Herkunft – Überlebende der Shoah, ehemalige Zwangsarbeiter oder von den Nationalsozialisten angeworbene ausländische Arbeitskräfte, aber auch baltische und ukrainische Nazi-Kollaborateure und antikommunistische Flüchtlinge. Hier entstanden zahlreiche Sportklubs, die teilweise explizit die Herkunft ihrer Mitglieder aus osteuropäischen Ländern betonten.[53] So gab es im DP-Lager von Salzburg einen SK Polonia und einen SK Ukrainia.[54] Diese Sportklubs spielten für das soziale Leben in den Lagern eine zentrale Rolle. In der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands existierte sogar eine jüdische DP-Fußballliga. Ein spezieller Fall war das Flüchtlingsteam „Hungaria“, das László Kubala 1950 im amerikanischen DP-Lager in Cinecittà organisierte. Trainer wurde Kubalas Schwiegervater, der Slowake Ferdinand Daučík (1910–1986). „Hungaria“ tingelte durch West- und Mitteleuropa, um mit Freundschaftspartien Geld zu verdienen, und spielte unter anderem gegen die spanische Nationalmannschaft, eine Madrider Auswahl und Espanyol Barcelona. Für Kubala und Daučík wurden diese Auftritte zum Sprungbrett für Karrieren in Spanien.
In den 1950er bis 1970er Jahren spielten Migranten aus Osteuropa eine wichtige Rolle im US-amerikanischen Soccer. In der nach dem Kollaps der ersten ASL entstandenen zweiten ASL, die verschiedene „ethnische“ Teams in ihren Reihen zählte, gewann die New York Hakoah, deren Wurzeln auf die Tourneen der Hakoah Wien der 1920er Jahre zurückreichten, 1957 bis 1959 dreimal in Folge den Meistertitel. In den Jahren 1961, 1962, 1963, 1964 und 1970 wurden die „Ukrainian Nationals“ Ligameister, die aus dem 1950 entstandenen Migrantenverein „Philadelphia Ukrainians“ hervorgegangenen waren. 1971, 1973 und 1978 gewannen die „New York Greeks“ bzw. „New York Apollo“. Weitere Teams mit osteuropäischen Wurzeln in dieser Liga waren „Bethlehem Hungarian“, „Newark Ukrainian Sitch“ und „New Brunswick Hungarian Americans“. Volodimir „Walt“ Chyzowych (1937–1994), der im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie aus der Ukraine in die USA gekommen und dann langjähriger Spieler bei den „Ukrainian Nationals“ und „Newark Ukrainian Sitch“ war, spielte 1964/65 in der amerikanischen Nationalmannschaft und war von 1976 bis 1980 deren Trainer. Zuvor war 1973 sein Bruder Evgen „Gene“ Chyzowych (1935–2014) für kurze Zeit US-Nationaltrainer gewesen.
Mit der verstärkten Arbeitsimmigration aus Südosteuropa während der „Trente Glorieuses“ entstanden ab den 1960er Jahren auch in Mittel- und Westeuropa Vereine von Migranten aus diesen Ländern.[55] Zu Beginn des 21. Jahrhunderts machten Migrantenklubs in wirtschaftlichen Zentren des deutschsprachigen Raums 15 bis 30% aller Fußballvereine aus. Ihre Integration in den einheimischen Spielbetrieb war zunächst umstritten. In einer ersten Phase entstanden etwa in der Bundesrepublik migrantische Parallelstrukturen. So wurde 1961 der „Griechische Fußballverband Baden-Württemberg“ gegründet, 1964 „Türkspor – Almanya Türk Futbol Federasyonu“ und 1971 der (sich als Zweigstelle des Jugoslawischen Fußballverbandes verstehende) „Jugoslawische Fußballverband in der Bundesrepublik Deutschland“. Diese Verbände zogen jeweils eigene Meisterschaften auf. So gab es ab den frühen 1970er Jahren etwa „Jugoligen“ in Baden-Württemberg, Bayern, Vorarlberg, Salzburg und Wien. Unter dem Druck solcher Parallelentwicklungen erfolgte – ähnlich und ungefähr zeitgleich wie beim Frauenfußball – allmählich die Integration in den „offiziellen“ Spielbetrieb des Gastlandes – allerdings zunächst teilweise separiert von den Einheimischen. In Nordrhein-Westfalen gab es zwischen 1966 und 1972 einen separaten „Ausländerpokal“ und in mehreren Bundesländern existierten „ethnische“ Sonderstaffeln – in Baden-Württemberg noch bis zur Saison 1991/92. Wie stark die zeitlichen und prozeduralen Unterschiede zwischen den USA und der Bundesrepublik bei der Einbindung migrantischer Teams mit den divergierenden Selbstbildern als „Einwanderungsgesellschaften“ zusammenhingen, wäre eine Untersuchung wert. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts existierten in Deutschland allein etwa 500 türkische Fußballvereine. Sie spielen in den türkischen Communities eine wichtige Rolle und sind aus den unteren Ligen des bundesdeutschen Spielbetriebs nicht mehr wegzudenken.[56] Mit İmran Ayatas Theaterstück Liga der Verdammten (2013) und dem darauf basierenden Roman Ruhm und Ruin (2015) liegen inzwischen auch literarische Verarbeitungen des Milieus türkischen Migrantenfußballs vor.[57]
Westeuropäische Spitzensportler mit osteuropäischen Wurzeln, also in der Regel Kinder von Ost-West-Migranten, machten teils bereits im Kalten Krieg von sich reden. Nach 1990 hat ihre Zahl massiv zugenommen. Ein frühes Beispiel ist der französische Fußballstar Raymond Kopa (1931–2017), der ursprünglich Kopaczewski hieß.[58] Seine Großeltern waren 1919 von Polen nach Nordfrankreich migriert, seine männlichen Verwandten und auch er selbst in jungen Jahren waren Bergarbeiter, zu Hause wurde ausschließlich polnisch gesprochen. Mit 21 erhielt Kopaczewski die französische Staatsbürgerschaft und betrieb seinen Namenswechsel. Mit Stade de Reims, Real Madrid und der französischen Nationalmannschaft errang der Stürmer in den 1950er und 1960er Jahren überwältigende Erfolge und gelangte auch zu materiellem Reichtum. In späten Jahren betonte Kopa seine migrantisch-proletarische Herkunft und den Drang, aus diesem Milieu auszubrechen, als Grundlage seiner steilen Karriere.
Ab den 1990er Jahren spielten dann beispielsweise in den Fußball-Nationalmannschaften Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zahlreiche Kinder von Eltern, die aus Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten, Albanien, Polen oder der Türkei immigriert waren. In politischen und medialen Debatten werden solche Nationalspieler mit Migrationshintergrund immer wieder als Symbole moderner Multikulturalität diskutiert. Während liberale und linke Befürworter einer offenen Migrationspolitik sie als Beweis dafür sehen, dass erfolgreiche Integration eine Win-Win-Situation für die Migranten wie auch das Einwanderungsland darstellt, bezweifeln nationalistische Kreise, dass Spieler mit fremdländisch klingenden Namen als Repräsentanten der Nation gelten könnten. Eine heftige, aber rasch wieder abflauende Debatte über „Assimilation“ und „doppelte Loyalitäten“ entfaltete sich in der Schweiz 2018 mit der „Doppeladler-Affäre“, nachdem die beiden Fußball-Nationalspieler mit kosovarischen Wurzeln Granit Xhaka (*1992) und Xherdan Shaqiri (*1991) im WM-Spiel gegen Serbien bei ihren Treffern mit der Handgeste des albanischen Doppeladlers gejubelt hatten.[59]
Unter den zahlreichen Fußballmigranten des „Calcio Danubiano“ der Zwischenkriegszeit ist eine Gruppe besonders interessant: Die jüdischen „Fußballlehrer“ aus Budapest. Ihre Biographien widerspiegeln wesentliche Entwicklungen des „Zeitalters der Extreme“. Sich überlappende sportliche, wirtschaftliche und politische Faktoren führten bei dieser Gruppe teilweise zu interkontinentalen Laufbahnen. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war Budapest, dessen Bevölkerung zu einem knappen Viertel jüdisch war, zwar eine Hochburg des kontinentaleuropäischen Fußballs und verfügte bereits zur Mitte der 1920er Jahre über eine Profiliga. Gleichzeitig war Ungarn aber wirtschaftlich ruiniert und gesellschaftlich zerrüttet. Auf das Auseinanderbrechen der Habsburgermonarchie folgte eine revolutionäre Phase mit einer kurzlebigen Räterepublik im Frühjahr 1919. Dann errichtete der nationalistische Admiral Miklós Horthy eine Diktatur und regierte bis zum Zweiten Weltkrieg das Land mit eiserner Faust. Unter seiner Ägide betrieb Ungarn eine offen antisemitische Politik,[60] nachdem bereits 1919 Pogrome im Rahmen des konterrevolutionären „Weißen Terrors“ zu einer „Implosion jüdischer Lebenswelten“[61] geführt hatten. Unter diesen Bedingungen wechselten die wichtigsten ungarisch-jüdischen Trainer ins Ausland, wo sie aber häufig von wirtschaftlichen Problemen und antisemitischen Verfolgungen wieder eingeholt wurden.
Izidor „Dori“ Kürschner (1885–1941) hatte vor dem Ersten Weltkrieg bei MTK Budapest, einem von jüdischen Kaufleuten unterstützten und deshalb dann 1940 verbotenen Verein,[62] und der ungarischen Nationalmannschaft als Verteidiger gespielt. Im Jahre 1918 stieg er bei seinem Heimklub ins Trainermetier ein. Schon im folgenden Jahr wechselte er nach Deutschland. Von 1919 bis 1935 trainierte Kürschner insgesamt fünf deutsche und vier Schweizer Vereine. Er gewann deutsche und Schweizer Meisterschaften und betreute in einer Zeit ohne feste Nationaltrainer auch mehrfach die Nationalmannschaften Deutschlands und der Schweiz. 1924 führte er die Schweiz ins Endspiel des Olympischen Fußballturniers. 1937 wechselte Kürschner nach Brasilien, wobei in der Literatur der immer bedrohlicher werdende Antisemitismus als ein Motiv für diesen Entscheid vermutet wird.[63] In Rio de Janeiro trainierte Kürschner die Spitzenvereine Flamengo und Botafogo. Sein Wirken brachte dem brasilianischen Fußball einen Innovationsschub und trug zu dessen Aufstieg an die Weltspitze bei. Er verbreitete das WM-System, propagierte einen defensiveren Spielstil, führte das Training ohne Ball ein und machte im Vorfeld der WM 1938 die brasilianischen Verbandstrainer mit europäischer Trainingsmethodik vertraut.
Die Brüder Jenő und Kálmán Konrád (1894–1978 bzw. 1896–1980) stammten ursprünglich aus der Vojvodina, kamen aber schon in Jugendjahren nach Budapest und begannen ihre Spielerkarrieren bei MTK.[64] Jenő Konrád spielte dann ab 1919 in Wien und wechselte dort 1925 ins Trainermetier. Bis 1930 trainierte er (mit einem einjährigen Abstecher zu Chinezul Timișoara) verschiedene Wiener Vereine, zuletzt 1929/30 die zionistische Hakoah. Ab 1930 wirkte er beim 1. FC Nürnberg, den er aber 1932 wegen einer Hetzkampagne der NS-Zeitschrift „Der Stürmer“ gegen ihn verließ. 1932/33 trainierte er Ripensia Timișoara, 1933/34 den SK Židenice in Brünn und von 1934 bis 1938 die Unione Sportiva di Trieste. Als 1938 aufgrund der faschistischen „Leggi razziali“ die ausländischen Juden aus Italien ausgewiesen wurden, wechselte er zu Olympique Lillois. Bei Kriegsausbruch flüchtete er nach Portugal und trainierte 1939/40 unter dem Namen Eugenio Conrado Benfica Lissabon. 1940 floh er weiter in die USA, wo er seine Familie mit Gelegenheitsjobs durchbrachte. Kálmán Konrád wechselte 1919 mit seinem Bruder nach Wien, bevor er 1926 in die USA zu den Brooklyn Wanderers ging. Nach einem Zwischenspiel 1927/28 bei MTK Budapest wechselte auch er ins Trainermetier und betreute Bayern München, den FC Zürich, Slavia Prag, Rapid Bukarest und die rumänische Nationalmannschaft sowie den SK Židenice in Brünn. Im März 1939, zur Zeit der Zerschlagung der Tschechoslowakei, emigrierte er nach Schweden, wo er in der Folge bis 1955 verschiedene Vereine trainierte.
Auch die Spielerkarriere von Béla Guttmann (1900–1981), dessen Biographie als personifizierte „Weltgeschichte des Fußballs“ bezeichnet worden ist, begann bei MTK Budapest.[65] Anfang 1922 wechselte er zu Hakoah Wien, bevor er 1926 in die USA ging und für verschiedene Vereine in New York kickte. Zugleich organisierte er Varieté-Auftritte europäischer Fußballer und war Teilhaber einer Bar. Nach dem Kollaps der ASL kehrte er nach Wien zurück und ließ seine Spielerkarriere 1932/33 bei Hakoah ausklingen. Ab 1932 trainierte er Hakoah Wien, Twente Enschede und erneut die Hakoah Wien. Als diese im März 1938 sofort nach dem deutschen Einmarsch zerschlagen wurde, wechselte er zu Újpest Budapest, mit dem er 1939 den Mitropa-Pokal gewann. Wo und wie Guttmann den Zweiten Weltkrieg und die Shoah überstanden hat, ist unklar. Gerüchteweise war er nach Brasilien oder in die Schweiz geflohen, hatte die Deportation in ein KZ überlebt oder (am wahrscheinlichsten) hielt sich in Budapest versteckt. Nach dem Krieg hatte Guttmann dann bis 1973 Trainerämter in Ungarn, Rumänien, Italien, Argentinien, Zypern, Brasilien, Portugal, Uruguay, Österreich, der Schweiz und Griechenland inne. 1956/57 betreute er das exilierte Team von Honvéd Budapest. 1961 und 1962 gewann er mit Benfica Lissabon den Europapokal der Meister. Total war Guttmann in seiner Trainerlaufbahn für 18 Vereine sowie die Nationalmannschaften Ungarns, Portugals und Österreichs tätig.
Ebenfalls aus dem Team von MTK Budapest gingen Gyula Kertész (1888–1982), Leo Weisz (1900–1955) und Gyula Bíró (1890–1961) hervor, die in der Zwischenkriegszeit Trainerämter in Deutschland und der Schweiz bekleideten. Kertész wurde im Mai 1933 beim VfB Leipzig entlassen und konnte in der Folge in Deutschland nicht mehr als Trainer arbeiten. 1938 emigrierte er in die USA und war dort in der Schallplattenindustrie tätig. Weisz wechselte 1932 angesichts des Aufstiegs der Nazis von Alemannia Aachen in die Schweiz und blieb dort bis zu seinem Tode. Bíró wechselte bereits 1930 von Deutschland nach Rumänien und 1937 weiter nach Mexiko.
Nicht von MTK Budapest, sondern von Ferencváros stammte Ernő Schwarcz (1904–1974). Von 1922 bis 1926 spielte er bei den zionistischen Spitzenvereinen Makkabi Brünn und Hakoah Wien, bevor er 1926 in die USA ging und dort seine Spielerkarriere bis 1945 fortsetzte. Nachdem er 1922 ungarischer Nationalspieler gewesen war, bestritt er 1935 auch ein Länderspiel für die USA. In der Nachkriegszeit war er Manager der New York Americans und dann auch der amerikanischen Liga und von 1953 bis 1955 Nationaltrainer der USA. Tragischer ist das Schicksal von Árpád Weisz (1896–1944). Er begann seine Spielerkarriere beim Budapester Eisenbahn-Sportverein Törekvés SE, spielte 1923/24 bei Makkabi Brünn und wechselte dann nach Italien.[66] Seine Trainerkarriere ab 1926 führte ihn zu verschiedenen italienischen Vereinen, unterbrochen 1928/29 durch eine Reise zum Studium des Fußballs in Uruguay und Argentinien. 1929 italianisierte er unter faschistischem Druck seinen Namen in „Veisz“, neun Jahre darauf musste er aber das Land verlassen. Von 1938 bis 1940 trainierte er den FC Dordrecht. Nach der Besetzung der Niederlande erhielt Weisz im September 1941 ein Arbeitsverbot, wurde im August 1942 verhaftet und wenige Wochen darauf nach Auschwitz deportiert. Seine Gattin und seine beiden Kinder wurden im Oktober 1942 ermordet, Weisz selber im Januar 1944.
Zu den Sportflüchtlingen aus dem Ostblock gehörten immer wieder Eishockeyspieler aus der Tschechoslowakei. Die ersten Fluchten ereigneten sich schon wenige Monate nach der kommunistischen Machtübernahme.[67] Ende 1948 gewann der LTC Prag zum dritten Mal in Folge den Spengler-Cup in Davos. Nach dem Sieg stimmte die Mannschaft ab, ob sie kollektiv in der Schweiz bleiben wolle, verwarf dies aber. In der Folge setzten sich die Nationalspieler Miroslav Sláma (1917–2008) und Oldřich Zábrodský (1926–2015) sowie ein Betreuer individuell ab.[68] Der Jurist Sláma, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im KZ Theresienstadt inhaftiert gewesen war, wirkte dann von 1949 bis 1953 in der Schweiz als Spieler und Coach, anschließend emigrierte er in die USA, wo er als Bibliothekar tätig war. Zábrodský spielte bis zum Karriereende 1951 für den HC Davos und den HC Lausanne und arbeitete dann für die antikommunistische Rundfunkstation „Svobodná Evropa“.
Zábrodskýs Bruder Vladimír (1923–2020), auch er LTC Prag- und Nationalspieler und außerdem als Tennisspieler Teilnehmer am Davis Cup, kehrte dagegen 1949 trotz Fluchtpläne in die Tschechoslowakei zurück. Vor der WM 1950 in London wurden die meisten Spieler des Titelverteidigers Tschechoslowakei kurz vor dem Abflug verhaftet und der Spionage und des Hochverrats angeklagt. Angeblich hatte es im Team eine Abstimmung darüber gegeben, ob man in Großbritannien bleiben wolle. Obwohl die Mehrheit dies ablehnte, wurden alle Verhafteten zu Gefängnisstrafen (zwischen acht Monaten und 15 Jahren) verurteilt.[69] Als einziger unbehelligt blieb Vladimír Zábrodský, was Gerüchte nährte, er habe seine Kameraden verpfiffen. Allerdings sollte er dann die Jahre 1960 bis 1963 wegen eines Wettskandals im Arbeitslager verbringen. 1965 flüchtete er von einem Urlaub in Jugoslawien in die Schweiz und weiter nach Schweden. Jaroslav Drobný (1921–2001), ebenfalls Mitglied der Nationalmannschaft und zugleich Tennisspieler, setzte sich 1949 bei einem Tennis-Turnier in Gstaad ab. In der Folge beendete er seine Eishockey-Karriere und feierte als ägyptischer Staatsangehöriger Erfolge im Tennis.[70]
Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings verließen Zehntausende die Tschechoslowakei. 50'000 bis 60'000 von ihnen blieben dauerhaft im Westen. Darunter befanden sich wiederum auch Eishockeyspieler. 1969 nutzte der Center Jaroslav „Jarda“ Krupička (*1946) eine Auslandsreise seines Teams Litvinov, um über die Bundesrepublik in die Schweiz zu emigrieren. Nach einem Gastspiel in der WHA spielte er in den 1970er Jahren beim SC Bern. Fünf Jahre später flüchteten die beiden Spitzenspieler Václav Nedomanský (*1944), der an der WM 1969 bei den legendären tschechoslowakischen Siegen gegen die Sowjetunion mitgespielt hatte, und Richard Farda (*1945) während eines Auslandsurlaubs in die Schweiz, wo sie sich zunächst aus Furcht vor östlichen Geheimdienstagenten in Krupičkas Wohnung verbargen und mit Hilfe des Schweizer Justizministers Kurt Furgler die nötigen Formalitäten erledigten. Die beiden reisten sodann weiter nach Nordamerika und engagierten sich in der WHA.[71]
In den 1980er Jahren flüchteten dann eine ganze Reihe tschechoslowakischer Spitzenspieler und setzten ihre Karrieren direkt in der NHL fort.[72] Zunehmend wurde es nun üblich, dass Nachwuchstalente von hinter dem Eisernen Vorhang in der NHL gedraftet wurden und damit bereits feststand, bei welchem Team sie im Falle einer Übersiedlung unterkommen würden. Zwar erhielten ab den späten 1970er Jahren vereinzelte Spieler die Erlaubnis, legal bei westlichen Teams anzuheuern, sie mussten dabei aber das 30. Lebensjahr und damit den Höhepunkt ihrer Karriere bereits überschritten haben. Teilweise gab es im Vorfeld von Fluchten bereits Kontakte zu westlichen Funktionären – ähnlich wie beim Überlaufen von Geheimdienstagenten. Anlässlich des Olympischen Turniers 1980 in Lake Placid setzten sich die Brüder Peter und Anton Šťastný (*1956 bzw. 1959) ab und heuerten bei den Québec Nordiques an. Der dritte Bruder Marian (*1953) kehrte in die Tschechoslowakei zurück, wurde aber aufgrund der Flucht seiner Verwandten gesperrt. Daraufhin floh er im Sommer 1981 mit seiner Frau und drei Kindern und schloss sich ebenfalls den Quebec Nordiques an. Im selben Jahr flüchtete Miroslav Fryčer (*1959), der auch von den Quebec Nordiques unter Vertrag genommen wurde. Während der WM 1982 in Helsinki setzte sich Peter Ihnačák (*1957) aus dem Mannschaftshotel ab und reiste über Stockholm nach Kanada, wo er seine Karriere bei den Toronto Maple Leafs fortsetzte. Während der Junioren-EM 1984 in der Bundesrepublik floh Petr Svoboda (*1966) zu seiner in München lebenden Tante und wurde kurz darauf von den Montreal Canadiens gedraftet. Petr Klíma (*1964) wurde bereits 1983 von den Detroit Red Wings gedraftet. 1985 setzte er sich während eines Trainingslagers der Nationalmannschaft in der Bundesrepublik ab und erhielt Asyl in den USA. Michal Pivoňka (*1966) wurde 1984 von den Washington Capitals gedraftet und floh im Sommer 1986 in die USA. Ebenfalls 1984 wurde David Volek (*1966) von den New York Islanders gedraftet. 1988 nutzten Volek, der sich in der Tschechoslowakei mit Dopingvorwürfen konfrontiert sah, und seine spätere Frau einen Besuch bei Voleks Vater, der nach seiner Trainertätigkeit in der Tschechoslowakei die Ausreiseerlaubnis zur Annahme einer Trainerstelle beim EV Landshut erhalten hatte, um mit Hilfe eines nordamerikanischen Spielerberaters nach Kanada auszureisen. Mit Beginn der Saison 1988/89 spielte Volek dann für die New York Islanders. Anfang 1989 setzte sich Petr Nedvěd (*1971) bei einem Juniorenturnier in Calgary ab und spielte die Saison 1989/90 bei den Seattle Thunderbirds in der Western Hockey League, bevor er einen Vertrag mit den Vancouver Canucks unterschrieb.
Die Schweiz kennt seit dem 19. Jahrhundert verschiedene Formen der Immigration aus Osteuropa. Bis zum Ersten Weltkrieg weilten aus dem Zarenreich zahlreiche Oppositionelle wie Bakunin, Trockij oder Lenin und (wegen des früh möglichen Frauenstudiums) Studentinnen wie Rosa Luxemburg sowie polnische Flüchtlinge im Land. Auch Arbeitsmigranten aus der Habsburgermonarchie und „Ostjuden“ wanderten in der Belle Epoque verstärkt ein. Nach der Oktoberrevolution erfolgte die Remigration von rund 6'000 Russlandschweizern (darunter der spätere Fußball-Nationalspieler Eugène Walaschek[73] ). In beiden Weltkriegen weilten osteuropäische Militärinternierte in der Schweiz. Während des Kalten Kriegs kamen nach 1956 und 1968 je etwa 12'000 ungarische bzw. tschechoslowakische Flüchtlinge (darunter die späteren Eishockey-Nationalspieler Thomas Vrabec, Peter Jaks und Ivan Griga) sowie ab den 1960er Jahren Arbeitsmigranten aus Jugoslawien, Griechenland und der Türkei. Nach 1990 gelangten aus Südosteuropa zahlreiche Flüchtlinge (darunter der spätere Fußball-Nationalspieler Valon Behrami) und Arbeitsmigranten in die Schweiz. Um die Jahrtausendwende verdrängten die Immigranten aus dem postjugoslawischen Raum, deren Zahl auf über 300'000 stieg, die traditionell zahlreichen Italiener als größte Migrantengruppe.
Seit den 1990er Jahren wird die Fußball-Nationalmannschaft zunehmend von Spielern mit Migrationshintergrund, sogenannten „Secondos“, dominiert, wobei – zum Unmut rechtspopulistischer Propagandisten[74] – Kicker mit südosteuropäischen Wurzeln eine wichtige Rolle spielen.[75] An der WM 2014 galt das Schweizer Team als das kosmopolitischste des Turniers: Von den 23 aufgebotenen Spielern wiesen 16 einen Migrationshintergrund auf, zehn davon hatten südosteuropäische Eltern. Dies basiert auf einer starken Position im Breitenfußball. 2008 waren 3,1% der Schweizer Staatsangehörigen und sogar nur 1,3% der Deutschen in der Schweiz in einem Fußballverein aktiv. Bei Italienern, Spaniern und Portugiesen betrug dieser Anteil dagegen etwas über 6%, bei den Serben 6,5% und bei Kroaten, Bosniern und Türken sogar über 8%.[76] Dieser Befund legt einen umgekehrt proportionalen Zusammenhang zwischen sozialem Status und fußballerischer Aktivität nahe: Herkunftsländer mit einem starken Anteil an beruflich wenig qualifizierten Personen zeigten eine deutlich höhere Zahl an organisierten Fußballern als die anderen. Dies deutet darauf hin, dass der Fußball gerade für diejenigen Immigranten, deren Chancen auf sozialen Aufstieg ansonsten eher gering sind, als Vehikel gesellschaftlicher Anerkennung oder gar berufliche Karriereleiter erscheint. Insgesamt waren Migrantinnen und Migranten aus dem Balkan, der Türkei und Osteuropa mit knapp über der Hälfte Inaktiven indessen sportlich weit weniger aktiv als Schweizerinnen und Schweizer und Migrantinnen und Migranten aus West- und Nordeuropa mit nur einem Drittel, das keinen oder kaum Sport trieb. Bei den Kindern fand sich diese Diskrepanz jedoch nicht.[77]
Während die Gründung der ersten italienischen Rad- und Fußballvereine in der Schweiz in die 1910er und 1920er Jahre fällt, entstanden Migrantenvereine von Osteuropäern erst ab den 1950er Jahren. Bereits in der Zwischenkriegszeit hatten indessen einige Makkabi-Vereine stark den Charakter von „ostjüdischen“ Immigrantenorganisationen – teilweise zum Leidwesen von Schweizer Juden.[78] Der Jüdische Turnverein Basel etwa nahm eine integrative Funktion für Zuwanderer wahr, die ansonsten in den jüdischen Gemeinden zunächst eher marginalisiert wurden.[79] Bei Hakoah Genf waren 1941 unter den 22 Aktivmitgliedern neun Schweizer, vier Polen, drei Russen und je ein Lette, Grieche, Türke, Bulgare, Tscheche und Deutscher.[80] Auch bildeten sich während des Zweiten Weltkriegs Fußballteams in den Lagern für Militärinternierte. So spielten 1944/45 je eine polnische und jugoslawische Interniertenmannschaft mehrere Partien gegen Schweizer Vereinsteams.[81] Von den 1930er bis 1960er Jahren stand ein häufig aus vielen ostmitteleuropäischen Nationalliga-Kickern bestehendes „Ausländerteam“ regelmäßig der Schweizer Nationalmannschaft für Vorbereitungsspiele zur Verfügung.
Ab den 1950er Jahren entstanden in der Regel jeweils wenige Jahre nach Einsetzen einer verstärkten Einwanderung aus einem Land entsprechende Migrantenvereine, vor allem im Fußball, aber auch in anderen Disziplinen.[82] Ende der 1960er Jahre gab es Stimmen, die in den unteren Fußballligen separate Gruppen für Ausländerteams forderten, im Unterschied zur Bundesrepublik wurde diese Idee in der Schweiz aber nie umgesetzt. Nachdem schon in den Lagern für ungarische Flüchtlinge eifrig Fußball gespielt worden war,[83] wurden ab 1958 der SC Hungaria Basel, der FC Hungaria Zürich und eine Reihe weiterer ungarischer Fußballvereine aus der Taufe gehoben.[84] Zwei Jahre darauf gründeten ungarische Flüchtlinge den Basketballklub Hungaria Winterthur, der 1962 die Deutschschweizer Meisterschaft gewann und sich im selben Jahr als Manifestation des Assimilationswillens in BC Winterthur umbenannte.[85] Ab den 1960er Jahren entstand eine ganze Reihe jugoslawischer Klubs im Fußball, aber auch im Schach und ab den 1990er Jahren im Basketball. 1970 beteiligten sich Teams aus der Schweiz an einem vom Jugoslawischen Fußballverband unterstützten Turnier in Stuttgart, an dem auch jugoslawische Mannschaften aus Deutschland, Frankreich und Belgien teilnahmen.[86] Bemerkenswerterweise entstanden bereits um 1970, zur Zeit des „Kroatischen Frühlings“, auch – wie in der Bundesrepublik – separate kroatische Sportvereine. Ab den frühen 1970er Jahren tauchten türkische[87] und ab den 1980er Jahren griechische Fußballvereine auf. Ein erstes türkisches Fußballteam war bereits 1968 entstanden. Es handelte sich dabei aber nicht um eine migrantische Eigengründung, sondern einen Ableger des Kulturvereins Türkgücü, den der Politiker und Techniker Karl Ketterer (1911–1977), welcher während einiger Jahren das türkische Tochterunternehmen des Schweizer Detailhandelskonzerns Migros geleitet hatte, 1961 ins Leben rief und der sein Fußballteam als Untersektion des FC Töss organisierte. Um 1980 fanden in der Schweiz mehrfach „Gastarbeiter-Europameisterschaften“ von Migrantenfußballteams aus mehreren Ländern statt.[88]
Während und nach dem Auseinanderbrechen Jugoslawiens entstanden explizit serbische, bosniakische, serbisch-bosnische, makedonische, montenegrinische und kosovarische Klubs, zudem ebenfalls ab den 1990er Jahren albanische, armenische und kurdische Vereine. 2004 war die Schweiz Gastgeberin einer „Europameisterschaft“ serbischer Migrantenbasketballteams aus verschiedenen Ländern. Zu reden gab 2012, dass die Kommunalregierung von Emmen, einer Luzerner Vorortsgemeinde mit einem Ausländeranteil von rund 25%, die sich um die Jahrtausendwende aufgrund einer Reihe auf fragwürdigem Wege zustande gekommener, willkürlicher Entscheide bei der (Nicht-)Erteilung des Bürgerrechts an Bewerber aus Osteuropa landesweit den Ruf einer „Einbürgerungshölle“ erworben hatte, einem ehemaligen Profispieler mit kosovarischen Wurzeln, der einen explizit nicht ethnisch definierten, auf die Ausländerintegration abzielenden Fußballverein mit albanischem Namen ins Leben rufen wollte, die für einen Beitritt zum Innerschweizer Fußballverband notwendige Zustimmung verweigerte.[89]
Im frühen 21. Jahrhundert machen die Immigrantenvereine in den Fußball-Regionalverbänden der urbanen Zentren ein Fünftel bis ein Drittel aller Klubs aus, wovon die südosteuropäischen Vereine einen bedeutenden Anteil stellen. Der Umstand, dass der Aufschwung des Schweizer Frauenfußballs seit den 1970er Jahren sich bei den Immigrantenteams eher verzögert verfolgen lässt, deutet dabei auf intersektionale Diskriminierungsstrukturen hin. Kontrovers diskutiert wird, ob die Migrantenvereine eine integrative Rolle spielen oder aber migrantische Milieus mit wenig Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft sowie „ethnische“ Konflikte zwischen Migrantengruppen verstärken. Studien haben gezeigt, dass die Migrantenvereine zwar Orte einer spezifischen Soziabilität von Menschen mit gemeinsamem Herkunftsland sind, dabei aber durchaus auch die Integration in die schweizerische Gesellschaft fördern, indem sie ihre Mitglieder etwa mit dem Charakter des Vereinswesens vertraut machen und mit Vertretern schweizerischer Sportverbände und Behörden in Kontakt bringen.[90]
Das Themenfeld Sport und Migration umfasst vielfältige Facetten, die sowohl für die Sport- als auch für die Migrationsgeschichte von großer Relevanz sind. Sporthistorisch interessante Punkte betreffen etwa die Rolle der Migration bei Innovationsprozessen, insbesondere des Kulturtransfers der britischen Sportarten nach Osteuropa im späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts und dann in den Professionalisierungsprozessen der Zwischenkriegszeit. Auch für die politische Kontextualisierung der Sportgeschichte und die Geschichte des Breitensports erscheint die Perspektive auf Migrantinnen und Migranten und unterschiedliche Formen von Migration als lohnender Zugang. Für die Migrationsgeschichte liefert das Themenfeld Sport und Migration Zugänge zu migrantischen Biographien, anhand derer sich die Konzepte und Paradigmata der Migrationsforschung – etwa die Unterscheidung zwischen freiwilliger und erzwungener Migration – kritisch überprüfen lassen. Darüber hinaus sind Sportorganisationen von Migrantinnen und Migranten ein wesentliches Phänomen zur Erforschung migrantischer Soziabilitätsformen und ihrer Beziehungen zur Mehrheitsgesellschaft.
https://www.zotero.org/groups/2907722/sportgeschichte_osteuropas/collections/SZJU4BTF
[1] OLTMER, JOCHEN Einleitung: Staat im Prozess der Aushandlung von Migration, in: ders. (Hg.) Handbuch Staat und Migration in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert. Berlin 2016, S. 1–42.
[2] KAMINSKI, ANDRÉ Nächstes Jahr in Jerusalem: Roman. Frankfurt a.M. 1986.
[3] ESPAGNE, MICHEL / WERNER, MICHAEL (HG.) Transferts: Les relations interculturelles dans l'espace franco-allemand (XVIIIe et XIXe siècle). Paris 1988; MUHS, RUDOLF U. A. (HG.) Aneignung und Abwehr: Interkultureller Transfer zwischen Deutschland und Großbritannien im 19. Jahrhundert. Bodenheim 1998; PAULMANN, JOHANNES Internationaler Vergleich und interkultureller Transfer: Zwei Forschungsansätze zur europäischen Geschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts, in: Historische Zeitschrift 267 (1998), S. 649–685; MIDDELL, MATTHIAS Kulturtransfer und Historische Komparatistik – Thesen zu ihrem Verhältnis, in: ders. (Hg.) Kulturtransfer und Vergleich. Leipzig 2000, S. 7–41.
[4] WERNER, MICHAEL / ZIMMERMANN, BÉNÉDICTE Vergleich, Transfer, Verflechtung: Der Ansatz der Histoire croisée und die Herausforderung des Transnationalen, in: Geschichte und Gesellschaft 28 (2002), S. 607–636; DIES. Beyond Comparison: Histoire Croisée and the Challenge of Reflexivity, in: History and Theory 45 (2006), S. 30–50.
[5] GOULD, ELIGA H. Entangled Histories, Entangled Worlds: The English-Speaking Atlantic as a Spanish Periphery, in: American Historical Review 112 (2007), S. 764–786.
[6] LUCASSEN, LEO (HG.) Global Labour History: A State of the Art. Bern 2006; VAN DER LINDEN, MARCEL Workers of the world: Essays toward a global labor history. Leiden 2008; ECKERT, ANDREAS What is Global Labour History Good For?, in: Kocka, Jürgen (Hg.) Work in a Modern Society: The German Historical Experience in Comparative Perspective. New York 2010, S. 169–181.
[7] OSTERHAMMEL, JÜRGEN Hierarchies and Connections: Aspects of a Global Social History, in: ders./Conrad, Sebastian (Hg.): An Emerging World, 1750–1870. Cambridge, MA 2018, S. 661–888.
[8] Z. B. MÜLLER-FUNK, WOLFGANG U. A. (Hg.) Kakanien revisited: Das Eigene und das Fremde (in) der österreichisch-ungarischen Monarchie. Tübingen/Basel 2002; FEICHTINGER, JOHANNES U. A. (HG.) Habsburg postcolonial: Machtstrukturen und kollektives Gedächtnis. Innsbruck 2003.
[9] LANFRANCHI, PIERRE Football et modernité: La Suisse et la pénétration du football sur le continent, in: Traverse 5 (1998), S. 76–88; KOLLER, CHRISTIAN Von den englischen Eliteschulen zum globalen Volkssport: Entstehung und Verbreitung des Fußballs bis zum Ersten Weltkrieg, in: Bouvier, Beatrix (Hg.) Zur Sozial- und Kulturgeschichte des Fußballs. Trier 2006, S. 14–36; DERS. Sport transfer over the Channel: Elitist migration and the advent of football and ice hockey in Switzerland, in: Sport in Society 20 (2017), S. 1390–1404.
[10] DAHLMANN, DITTMAR Vom Pausenfüller zum Massensport: Der Fußballsport in Russland von den 1880er Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914, in: ders. u.a. (Hg.) Überall ist der Ball rund: Zur Geschichte des Fußballs in Ost- und Südosteuropa, Essen 2006, S. 15–39; Emeliantseva, Ekaterina „Ein Fußballmatch ist kein Symphoniekonzert!“ Die Fußballspiele und ihr Publikum im spätzarischen Russland (1901–1913), in: Dahlmann Dittmar u.a. (Hg.) Überall ist der Ball rund – Die Zweite Halbzeit: Zur Geschichte und Gegenwart des Fußballs in Ost- und Südosteuropa. Essen 2008, S. 13–43; dies. Sport und urbane Lebenswelten im spätzarischen St. Petersburg (1860–1914), in: Koller, Christian (Hg.) Sport als städtisches Ereignis, Ostfildern 2008, S. 31–76; CHMEL’NICKAJA, IRINA B. Sportivnye obščestva i dosug v stoličnom gorode načala XX veka: Peterburg i Moskva. Moskau 2011.
[11] GHANBARIAN-BALEVA, GERGANA Ein „englischer Sport“ aus der Schweiz: Der bulgarische Fußball von seiner Entstehung bis zum Beginn der 1970er Jahre, in: Dahlmann, Dittmar u.a. (Hg.) Überall ist der Ball rund: Zur Geschichte und Gegenwart des Fußballs in Ost- und Südosteuropa. Essen 2006, S. 155–182.
[12] Vgl. Fallstudie 1 zum Artikel „Sport und Institutionen“.
[13] GLETTLER, MONIKA Sokol und Arbeiterturnvereine (D. T. J.) der Wiener Tschechen bis 1914: Zur Entwicklungsgeschichte der nationalen Bewegung in beiden Organisationen. München/Wien 1970.
[14] BLECKING, DIETHELM Die Geschichte der nationalpolnischen Turnorganisation „Sokół“ im Deutschen Reich 1884–1939. Münster 1987; DERS. Polen – Türken – Sozialisten: Sport und soziale Bewegungen in Deutschland. Münster 2001, S. 37–50.
[15] AGUINAGA FOLLRICH, HERBERT WILHELM Fußball als soziale Aufstiegs- und Integrationschance am Beispiel von Migrantenkindern in Wien. Diplomarbeit Universität Wien 2008, S. 51f.
[16] FOX, NORMAN Prophet or Traitor? The Jimmy Hogan Story. Manchester 2003.
[17] Vgl. Fallstudie 1.
[18] FISCHER VON WEIKERSTHAL, FELICITAS Between Coercion and Athletic Ambition: The Form and Function of Physical Culture in Soviet Forced Labour Camps, in: Feindt, Gregor et al. (Hg.) Sport under Unexpected Circumstances: Violence, Discipline, and Leisure in Penal and Internment Camps. Göttingen 2018, S. 131–152.
[19] RIORDAN, JIM The strange story of Nikolai Starostin, football and Laverentii Beria, in: Europe-Asia Studies 46 (1994), S. 681–690; URBAN, THOMAS Die Fußballbrüder Starostin – Berias Opfer im GULAG, in: Blecking, Diethelm / Peiffer, Lorenz (Hg.) Sportler im „Jahrhundert der Lager“: Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 280–285.
[20] Lanfranchi, Pierre Fußball in Europa 1920–1938: Die Entwicklung eines internationalen Netzwerkes, in: Horak, Roman / Reiter, Wolfgang (Hg.) Die Kanten des runden Leders: Beiträge zur europäischen Fußballkultur. Wien 1991, S. 163–172; KOLLER, CHRISTIAN Transnationalität: Netzwerke, Wettbewerbe, Migration, in: ders. / Brändle, Fabian (Hg.) Fußball zwischen den Kriegen: Europa 1918–1939. Münster/Wien 2010, S. 37–64; MARSCHIK, MATTHIAS They lived like Heroes: Arbeitsemigration im österreichischen Fußball der dreißiger Jahre, in: Spectrum der Sportwissenschaften 7/2 (1995), S.14–29.
[21] Vgl. Fallstudie 1.
[22] LANFRANCHI, PIERRE / TAYLOR, MATTHEW Moving with the Ball: The Migration of Professional Footballers. Oxford 2001, S. 51, 145–151.
[23] SKRENTNY, WERNER Hakoahs Exodus: Importe in die US-Profiligen, in: Schulze-Marmeling, Dietrich (Hg.) Davidstern und Lederball: Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball. Göttingen 2003, S. 433–458.
[24] Lanfranchi Fußball in Europa, S. 168; LANFRANCHI/TAYLOR Moving, S. 51–58, 170–173; BARREAUD, MARC Dictionnaire des footballeurs étrangers du championnat professionnel français, 1932–1997. Paris 1998.
[25] KOLLER, CHRISTIAN Die Schweiz und der Calcio Danubiano – eine vergessene Verflechtungsgeschichte der Zwischenkriegszeit, in: Krause, Stephan u.a. (Hg.) Der Osten ist eine Kugel: Fußball in Kultur und Geschichte des östlichen Europa. Göttingen 2018, S. 411–425.
[26] Professionalismus im ungarischen Fußballsport: Sensationelle Enthüllungen, in: Der Kicker 6 (18.8.1920), S. 135; SKRENTNY, WERNER Es war einmal ein Stadion: Verschwundene Kultstätten des Fußballs. Göttingen 2016, S. 18 f.
[27] Lästige Ausländer, in: Der Kicker 7 (25.8.1920), S. 155.
[28] Vgl. Fallstudie 1.
[29] JUREK, TOMASZ Bronisław Czech (1908–1944) – Olympionike und Auschwitz-Häftling Nummer 349, in: Blecking, Diethelm / Peiffer, Lorenz (Hg.) Sportler im „Jahrhundert der Lager“: Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 286–291.
[30] SKRENTNY, WERNER Julius Hirsch: Nationalspieler. Ermordet: Biographie eines jüdischen Fußballers. Göttingen 2012; PEIFFER, LORENZ Julius Hirsch – Der ermordete Nationalspieler, in: ders. / Blecking, Diethelm (Hg.) Sportler im „Jahrhundert der Lager“: Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 230–234.
[31] BLECKING, DIETHELM „Young“ Perez – Ein Boxweltmeister in Auschwitz, in: Blecking, Diethelm / Peiffer, Lorenz (Hg.) Sportler im „Jahrhundert der Lager“: Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 261–264.
[32] URBAN, THOMAS Fußball „nur für Deutsche“, im Untergrund und in Auschwitz: Meisterschaften im besetzten Polen, in: Herzog, Markwart / Brändle, Fabian (Hg.) Europäischer Fußball im Zweiten Weltkrieg. Stuttgart 2015, S. 303–319, hier 315.
[33] KOLLER, CHRISTIAN Pioniere, Verteidiger, Verfolgte: Juden und Antisemitismus im metropolitanen Schweizer Sport in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Aschkenas 27 (2017). S. 127–145, hier 130.
[34] FIRZLAFF, HANS Knock-out: Das Leben des deutschen Sinti-Boxers Rukelie Trollmann aus der hannoverschen Altstadt. Hannover 1997; REPPLINGER ROGER Leg dich, Zigeuner: Die Geschichte von Johann Trollmann und Tull Harder. München 2008.
[35] MATTAUSCH, WOLF-DIETER Werner Seelenbinder – Zwischen Olympia 1936 und Widerstand, in: Blecking, Diethelm / Peiffer, Lorenz (Hg.) Sportler im „Jahrhundert der Lager“: Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 176–182.
[36] BRAUN, JUTTA U. A. ZOV Sportverräter: Spitzenathleten auf der Flucht: Begleitbuch zur Ausstellung. Berlin 2011; BRAUN, JUTTA / WIESE, RENÉ „Sportverräter“ zwischen Ost und West, in: Blecking, Diethelm / Peiffer, Lorenz (Hg.) Sportler im „Jahrhundert der Lager“: Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 164–174.
[37] SCHWAN, HERIBERT Tod dem Verräter! Der lange Arm der Stasi und der Fall Lutz Eigendorf. München 2000; BRAUN, JUTTA / WIESE, RENÉ Der mysteriöse Tod des Lutz Eigendorf, in: Blecking, Diethelm / Peiffer, Lorenz (Hg.) Sportler im „Jahrhundert der Lager“: Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 299–304.
[38] RINEHART, ROBERT E. „Fists flew and blood flowed”: Symbolic Resistance and International Response in Hungarian Water Polo at the Melbourne Olympics, 1956, in: Journal of Sport History 23 (1996), S. 120-139.
[39] RIDER, TOBY C. Eastern Europe's Unwanted: Exiled Athletes and the Olympic Games, 1948–1964, in: Journal of Sport History 40 (2013), S. 435-453, hier 442.
[40] BORN, ROBERT Ferenc Puskás, eine europäische Ikone des Fußballs zwischen Ost und West, in: Krause, Stephan u.a. (Hg.) Der Osten ist eine Kugel: Fußball in Kultur und Geschichte des östlichen Europa. Göttingen 2018, S. 299–331.
[41] SIMÓN SANJURJO, JUAN ANTONIO La utilización política del cine y el fútbol durante el franquismo: Kubala en los ases buscan la paz, in: Historia y Comunicación social 17 (2012), S. 69–84.
[42] PINCHEVSKY, TAL Breakaway: From Behind the Iron Curtain to the NHL: The Untold Story of Hockey's Great Escapes. Hoboken 2012.
[43] Vgl. Fallstudie 2.
[44] RIDER Eastern Europe's Unwanted.
[45] VONNARD, PHILIPPE L'Europe dans le monde du football: Genèse et formation de l'UEFA (1930–1960). Brüssel 2018, S. 235 f.
[46] Vgl. Fallstudie 2.
[47] BLECKING, DIETHELM Sport, Fußball und Migration im Kohlerevier: Polnische Migranten im Ruhrgebiet und in Nordfrankreich, in: Hüser, Dietmar / Baumann, Ansbert (Hg.) Migration / Integration / Exklusion: Eine andere deutsch-französische Geschichte des Fußballs in den langen 1960er Jahren. Tübingen 2020, S. 83–111, hier 96.
[48] LENZ, BRITTA Polen deutsche Fußballmeister? Polnischsprachige Einwanderer im Ruhrgebietsfußball der Zwischenkriegszeit, in: Dahlmann, Dittmar u.a. (Hg.) Schimanski, Kuzorra und andere: Polnische Einwanderer im Ruhrgebiet zwischen der Reichsgründung und dem Zweitem Weltkrieg. Essen 2005, S. 237–250; BLECKING Polen – Türken – Sozialisten, S. 50–56; DERS. Vom „Polenklub“ zu Türkiyem Spor: Migranten und Fußball im Ruhrgebiet und in anderen deutschen Regionen, in: Bouvier, Beatrix (Hg.) Zur Sozial- und Kulturgeschichte des Fußballs. Trier 2006, S. 183–199, hier 190–192.
[49] GEHRMANN, SIEGFRIED Fritz Szepan und Ernst Kuzorra: Zwei Fußballidole des Ruhrgebiets, in: Sozial- und Zeitgeschichte des Sports 2/3 (1988), S. 57–71; DERS. Masuren im Ruhrgebiet: Polacken und Proleten und der Mythos des FC Schalke 04: Anmerkungen zu Problemen gesellschaftlicher Integration am Beispiel eines Sportvereins, in: Tegelbeckers, W. Ludwig / Milles, Dietrich (Hg.) Quo vadis Fußball? Vom Spielprozess zum Marktprodukt. Göttingen 2000, S. 85–101; LENZ Polen deutsche Fußballmeister?; BLECKING Vom „Polenklub“ zu Türkiyem Spor, S. 190–192; GOCH, STEFAN Schalke 04, Vorzeigefußballer im Mainstream, in: Peiffer, Lorenz / Schulze-Marmeling, Dietrich (Hg.) Hakenkreuz und rundes Leder: Fußball im Nationalsozialismus. Göttingen 2008, S. 404–414; DERS. Polen nicht deutscher Fußballmeister: Die Geschichte des FC Gelsenkirchen-Schalke 04, in: Blecking, Diethelm / Dembowkski, Gerd (Hg.) Der Ball ist bunt: Fußball, Migration und die Vielfalt der Identitäten in Deutschland. Frankfurt 2010, S. 237–249; BAJOHR, FRANK Fritz Szepan: Fußball-Idol und Nutznießer des NS-Regimes, in: Blecking, Diethelm / Peiffer, Lorenz (Hg.) Sportler im „Jahrhundert der Lager“: Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 110–115.
[50] HORAK, ROMAN / MADERTHANER, WOLFGANG A Culture of Urban Cosmopolitanism: Uridil and Sindelar as Viennese Coffee-House Heroes, in: Holt, Richard u.a. (Hg.) European Heroes: Myth, Identity, Sport. London 1996, S. 139–155; MADERTHANER, WOLFGANG Kaffeehauswelten und Vorstadtmilieus: Fußball im Wien der Zwischenkriegszeit, in: Koller, Christian (Hg.) Sport als städtisches Ereignis, Ostfildern 2008, S. 77–91.
[51] SPRINGMANN, VERONIKA Gunst und Gewalt: Sport in nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Berlin 2019; URBAN Fußball „nur für Deutsche“, S. 314 f.
[52] Vgl. auch Fallstudie 3.
[53] BEER, MATTHIAS Sport in Expellee and Refugee Camps in Germany after the Second World War: Expressing Identity between Bačka and Stuttgart, in: Feindt, Gregor et al. (Hg.) Sport under Unexpected Circumstances: Violence, Discipline, and Leisure in Penal and Internment Camps. Göttingen 2018, S. 199–222; VELKE, MARCUS Recreation, Nationalisation, and Integration: Sport in DP Camps for Estonian and Jewish DPs in Post-War Germany, in: Feindt, Gregor et al. (Hg.) Sport under Unexpected Circumstances: Violence, Discipline, and Leisure in Penal and Internment Camps. Göttingen 2018, S. 223–244.
[54] Salzburger Volkszeitung, 11.4.1947 und 7.5.1947.
[55] Vgl. Fallstudie 3 sowie BLECKING Vom „Polenklub“ zu Türkiyem Spor; KOLLER, CHRISTIAN Fußball und Immigration in der Schweiz: Identitätswahrung, Assimilation oder Transkulturalität?, in: Stadion 34 (2008), S. 261–284; MERKEL, OLE Zwischen Ausgrenzung, Gastarbeiterpokal und Integration: Fußball und Migration in Nordrhein-Westfalen in den langen 1960er Jahren, in: Hüser, Dietmar / Baumann, Ansbert (Hg.) Migration / Integration / Exklusion: Eine andere deutsch-französische Geschichte des Fußballs in den langen 1960er Jahren. Tübingen 2020, S. 153–168; BAUMANN, ANSBERT Auswärtsspiel? Der bundesdeutsche „Gastarbeiterfußball“ der langen 1960er Jahre im Spannungsfeld zwischen Autonomie, Segregation und Integration, in: Hüser, Dietmar / Baumann, Ansbert (Hg.) Migration / Integration / Exklusion: Eine andere deutsch-französische Geschichte des Fußballs in den langen 1960er Jahren. Tübingen 2020, S. 169–196; PRAHER, ANDREAS „Mit der Jugoliga hatte ich genug zu tun“: Der jugoslawische Amateurfußball in den 1970ern und 1980ern am Beispiel Salzburgs, in: Hüser, Dietmar / Baumann, Ansbert (Hg.) Migration / Integration / Exklusion: Eine andere deutsch-französische Geschichte des Fußballs in den langen 1960er Jahren. Tübingen 2020, S. 215– 233; HELLRIEGEL, LARS: Die historische Entwicklung türkischer Sportvereine in Hannover: Ein Beispiel komplexer Differenzierungen, in: Sozial- und Zeitgeschichte des Sports 13/3 (1999), S. 7–23; AGUINAGA FOLLRICH Fußball als soziale Aufstiegs- und Integrationschance, S. 76–78.
[56] SCHWARZ, THOMAS: Türkische Sportler in Berlin zwischen Integration und Segregation. Berlin 1987; BLECKING, Polen – Türken – Sozialisten, S. 88–110.
[57] Ayata, İmran Ruhm und Ruin. Berlin 2015.
[58] WAHL, ALFRED / LANFRANCHI, PIERRE The Immigrant as Hero: Kopa, Mekloufi and French Football, in: Holt, Richard u.a. (Hg.) European Heroes: Myth, Identity, Sport. London 1996, S. 114–127.
[59] ANGSTMANN, RAFFAELA „Doppeladler“ ist das Schweizer Wort des Jahres, in: Neue Zürcher Zeitung, 6.12.2018.
[60] KOVÁCS, ANDRÁS Ungarn, in: Kotowski, Elke-Vera et al. (Hg.) Handbuch zur Geschichte der Juden in Europa, Bd. 1. Darmstadt 2001, S. 151–163, hier 157–160.
[61] RICHERS, JULIA / FRITZ, REGINA Der Vorwurf des „Judeo-Bolschewismus“ und die Folgen der Räterepublik für die jüdische Gemeinschaft in Ungarn, in: Koller, Christian / Marschik, Matthias (Hg.) Die ungarische Räterepublik 1919: Innenansichten – Außenperspektiven – Folgewirkungen. Wien 2018, S. 155–166, hier 165.
[62] SCHULZE-MARMELING, DIETRICH Die gescheiterte Assimilation: Juden und Fußball in Budapest, in: ders. (Hg.) Davidstern und Lederball: Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball. Göttingen 2003, S. 347–368.
[63] KOLLER Pioniere, Verteidiger, Verfolgte, S. 132.
[64] SKRENTNY, WERNER Von Serbien nach New York, von Budapest nach Stockholm: Die Odyssee der „Konrad-Zwillinge“, in: Marmeling, Dietrich (Hg.) Davidstern und Lederball: Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball, Göttingen 2003, S. 369–389.
[65] CSAKNÁDY, JENŐ Die Bela Guttmann Story: Hinter den Kulissen des Weltfußballs. Offenbach 1964; CLAUSSEN, DETLEV Béla Guttmann: Weltgeschichte des Fußballs in einer Person. Berlin 2006; TEGELBECKERS, LUDWIG Béla Guttmann: Weltenwanderer ohne Kompromiss, in: Schulze-Marmeling, Dietrich (Hg.) Davidstern und Lederball: Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball. Göttingen 2003, S. 347–368; BOLCHOVER, DAVID The greatest comeback: From genocide to football glory – The story of Béla Guttmann. London 2017.
[66] SCHULZE-MARMELING, DIETRICH Italiens jüngster Meistermacher: Über Arpád Weisz, den ungarisch-jüdischen Fußballspieler und -trainer, in: Blecking, Diethelm / Peiffer, Lorenz (Hg.) Sportler im „Jahrhundert der Lager“: Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 272–274.
[67] KOLLER, CHRISTIAN Kaviar, Klassenverlust und Kommunistenfurcht: Zum Schweizer Eishockey im Kalten Krieg, in: SportZeiten 15/2 (2015). S. 7-47, hier 16 f.
[68] Schweizerisches Bundesarchiv E2001E/1967/113/6969 Zabrodski Oldrich, 1926, (1949); HASLINGER, JOSEF Jáchymov: Roman. Frankfurt a.M. 2011.
[69] JOKISIPILÄ, MARKKU Revenge in 1969, Miracle in 1980: The Two Most Politically Charged Moments of Cold War Ice Hockey, in Malz, Arié et al. (Hg.) Sport zwischen Ost und West: Beiträge zur Sportgeschichte Osteuropas im 19. und 20. Jahrhundert. Osnabrück 2007, S. 93-111, hier 98.
[70] GIBNEY, MARK Global Refugee Crisis: A Reference Handbook. Santa Barbara 2010, S. 145 f.
[71] PINCHEVSKY Breakaway, S. 9-23.
[72] PINCHEVSKY Breakaway.
[73] JUNG, BEAT Génia Walaschek – der Sans-Papier in der Nati, in: ders. (Hg.) Die Nati: Die Geschichte der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft. Göttingen 2006, S. 89–94.
[74] Z. B. KÖPPEL, ROGER Petkovics Balkan-Söldner: Gefährdet der Nationalcoach den Schweizer Fußball?, in: Die Weltwoche, 20.6.2018.
[75] KOLLER, CHRISTIAN Wer ist ein echter Schweizer? Doppelbürger, „Secondos“, Ein- und Auswanderer in der Nati, in: Jung, Beat (Hg.) Die Nati: Die Geschichte der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft. Göttingen 2006. S. 51-62.
[76] KOLLER Fußball und Immigration in der Schweiz.
[77] FISCHER, ADRIAN U.A. Das Sportverhalten der Migrationsbevölkerung: Vertiefungsanalyse zu „Sport Kanton Zürich 2008“ und „Sport Schweiz 2008“. Zürich 2010.
[78] Israelitisches Wochenblatt, 2.7.1926.
[79] WEILL, JEREMY 100 Jahre Jüdischer Turnverein Basel: Emanzipation nach außen, Gleichberechtigung nach innen. Basel 2014, S. 90 und 95; SIBOLD, NOËMI Bewegte Zeiten: Zur Geschichte der Juden in Basel, 1930er bis 1950er Jahre. Zürich 2010, S. 160.
[80] Archiv für Zeitgeschichte, Zürich, IB SIG-Archiv 1846, Sportclub Hakoah Genf, 1941: Société Sportive „Hakoah“: Rapport, 17.7.1941.
[81] Gazette de Lausanne, 11.1.1944; Die Tat, 4.4.1945; Neue Zürcher Nachrichten, 6.5.1945; VOLLAND, BETTINA Polen, Schweizerinnen und Schweizer: Militärinternierte und Zivilbevölkerung 1940–1945, in: Jahrbuch der Historisch-Antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 123 (1993), S. 197–307, hier 244; KOLLER, CHRISTIAN Neutralität als Standardsituation? Fußball und Politik in der Schweiz im Ersten und Zweiten Weltkrieg, in: Herzog, Markwart / Brändle, Fabian (Hg.) Europäischer Fußball im Zweiten Weltkrieg. Stuttgart 2015, S. 153–175, hier 159 f.
[82] KOLLER Fußball und Immigration.
[83] SMUV-Zeitung, 16.1.1957.
[84] BOLLAG, PETER Der SC Hungaria Basel wehrt sich gegen das Unausweichliche, in: Neue Zürcher Zeitung, 26.10.2006; ANDRÀS, KEREKES Der Dank und die Sorgen des SC Hungaria Basel, in: TagesWoche, 5.5.2014.
[85] Neue Zürcher Nachrichten, 24.9.1962.
[86] BAUMANN Auswärtsspiel?, S. 179.
[87] KOLLER, CHRISTIAN Zwischen Secondo-Goalgettern und Kebab-Boykott: Prolegomena zu einer schweizerisch-türkischen Beziehungsgeschichte im Medium des Fußballs (Forschungsstelle Schweiz–Türkei Occasional Papers). Basel 2008, S. 11.
[88] PRAHER Jugoliga, S. 224.
[89] RAU, SIMONE Jedem seine eigene Integration, in: Tages-Anzeiger, 2.6.2012.
[90] POLI, RAFFAELE u.a. Football et intégration: Les clubs de migrants albanais et portugais en Suisse. Bern 2012.