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Sport und Institutionen

Zusammenfassung

Der Artikel diskutiert sowohl die Entwicklung sportlicher Institutionen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene als auch die Beeinflussung des osteuropäischen Sports durch außersportliche Institutionen (wie Behörden, Armeen, politische Organisationen, Unternehmen, Kirchen, Gewerkschaften etc). Ein besonderes Augenmerk wird auch auf wechselseitige institutionelle Beeinflussungen zwischen „Ost“ und „West“ gelegt. Die einschlägigen Entwicklungen werden in vier chronologischen Abschnitten (bis zum Ersten Weltkrieg, Erster bis Zweiter Weltkrieg, Kalter Krieg, nach 1990) überblicksartig skizziert und in zwei Fallstudien (tschechischer Sokol und Dinamo Moskau) vertieft. Es zeigt sich, dass die Thematik im Schnittpunkt einer Vielzahl von sportlichen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen sowie kulturellen Strukturen und Prozessen steht und bislang nicht ausgeschöpfte Forschungspotentiale in verschiedene Richtungen aufweist.

 

Summary

This article discusses both the development of sport institutions on local, national, and international levels and the impact of extra-sportive institutions (such as governmental authorities, armies, political organisations, corporations, churches, trade unions, etc.) on the development of East European sports. Special attention is paid to reciprocal institutional impact between “East” and “West”. Developments are summarily discussed in four chronological sections (till World War I, from World War I to World War II, Cold War, post-1990), which are followed by two case studies (Czech Sokol and Dinamo Moscow). It becomes obvious that the topic is intertwined with a variety of sportive, political, economic, social and cultural structures and processes and could potentially contribute to a range of research perspectives.

 

Einleitung

Der Themenbereich „Sport und Institutionen“ ist äußerst vielgestaltig und komplex. Zum einen umfasst er die Entstehung, Entwicklung und gegenseitige Beeinflussung von sportlichen Institutionen im engeren Sinne, also Vereinen und Verbänden sowie Liga-Systemen und anderen institutionalisierten Wettkämpfen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Zum anderen geht es auch um die Interaktionen mit sportexternen Institutionen. Nebst staatlichen Behörden zählen dazu etwa politische, religiöse und gewerkschaftliche Organisationen, Wirtschaftsunternehmen und Streitkräfte. Der Themenbereich steht damit im Schnittpunkt einer Vielzahl von sportlichen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Strukturen und Prozessen. Im Folgenden wird die institutionelle Entwicklung des osteuropäischen Sports von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart entlang der folgenden Leitfragen analysiert:

  • Woher kamen die wesentlichen Impulse der institutionellen Entwicklung: von „unten“,
  • von „oben“ oder von „außen“?
  • Welche Rolle spielten sportexterne Institutionen?
  • Was ist spezifisch an den osteuropäischen Entwicklungen und welche gegenseitigen Beeinflussungen zwischen „Ost“ und „West“ lassen sich feststellen?

Nach einer Skizze des Forschungsstandes und möglicher Forschungsperspektiven werden die einschlägigen Entwicklungen zunächst summarisch in vier chronologischen Abschnitten nachgezeichnet. Anschließend vertiefen Fallstudien zu zwei zentralen und ihrerseits die institutionelle Entwicklung in mehreren Ländern beeinflussenden Institutionen (tschechischer Sokol und Dinamo Moskau) die Thematik.

 

Forschungsstand und Forschungsperspektiven

Eine länderübergreifende Übersichtsdarstellung zu Sport und Institutionen in Osteuropa existiert aufgrund der Komplexität der Thematik nicht. Auch Wissenschaftlichkeit beanspruchende Gesamtdarstellungen der Geschichte einzelner Sportvereine und -verbände sowie des institutionellen Geflechts einzelner Länder sind eher spärlich gesät. In Bezug auf die Klubs ragt Robert Edelmans Geschichte von Spartak Moskau heraus.[1] Kürzere Studien existieren auch für Vereine anderer Länder,[2] wobei der Schwerpunkt häufig auf Fußball und der kommunistischen Ära liegt.[3] Relativ schwach beforscht sind die von Emigranten aus Osteuropa in der Fremde geschaffenen Sportinstitutionen (namentlich national definierte Emigrantenvereine),[4] obwohl etwa die „Ukrainian Sports Association Philadelphia Tridents“ in den 60er Jahren eine bedeutende Rolle im US-amerikanischen Soccer spielte. Dasselbe gilt für die soziale, kulturelle und politische Kontexte widerspiegelnde Onomastik von Sportklubs.[5] Eine Gesamtdarstellung der institutionellen Entwicklung eines ganzen Landes liegt nur für die Sowjetunion in Gestalt der allerdings bereits über drei Jahrzehnte alten Studie von James Riordan vor.[6] Für andere Länder und Regionen existieren immerhin kürzere Übersichtsdarstellungen, auch zur institutionellen Entwicklung einzelner Disziplinen.[7]

Die wichtigsten internationalen Sportorganisationen wie das Internationale Olympische Komitee und der Weltfußballverband FIFA sind zwar Gegenstand von umfassenden Darstellungen geworden, die Rolle Osteuropas wird darin aber nicht schwerpunktmäßig behandelt.[8] Hingegen ist eine Gesamtdarstellung zur Geschichte der Sokol-Bewegung immer noch ein Desiderat; die vorliegenden Studien befassen sich mit einzelnen Ländern und Zeitabschnitten oder speziellen Aspekten.[9] Ähnlich sieht es für die osteuropäischen Ableger der Maccabi-Bewegung aus.[10]

Die institutionelle Entwicklung der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg ist für die beiden russischen Metropolen Gegenstand einiger Studien geworden.[11] Darstellungen zu anderen Regionen sind dagegen bislang eher spärlich.[12] Für die internationale Ebene hat Christiane Eisenberg einen instruktiven Aufsatz zur Entstehung sportlicher Institutionen aus der Perspektive der „New International History“ vorgelegt, der indessen die Rolle Osteuropas nicht thematisiert.[13]

Für die Zeit vom Ende des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs sind Studien zu einzelnen Sportvereinen wiederum spärlich.[14] Besser sieht es für die Sportorganisationen auf gesamtstaatlicher Ebene aus, wo die Forschungsschwerpunkte bislang disziplinär auf dem Fußball und geographisch auf der Sowjetunion[15] und der Tschechoslowakei[16] liegen, aber auch Studien zu südost- und nordosteuropäischen Gebieten greifbar sind.[17] Auf der internationalen Ebene existieren wenige Untersuchungen zur Integration des „Calcio Danubiano“ in gesamteuropäische Netzwerke des Profisports, die allerdings kein besonderes Gewicht auf institutionelle Aspekte legen.[18] Für die internationalen Institutionen des Arbeitersports hat André Gounot eine Gesamtdarstellung zur Geschichte der Roten Sportinternationale vorgelegt.[19] Eine vergleichbare Studie zur Sozialistischen Arbeiter-Sportinternationalen sowie zu den Beziehungen zwischen den beiden Dachorganisationen des Arbeitersports fehlt bislang, sodass dafür auf einschlägige Aufsätze zurückgegriffen werden muss.[20]

Aufgrund des zentralistischen Aufbaus des osteuropäischen Sports in der kommunistischen Ära behandeln Studien in diesem Bereich nahezu zwangsläufig auch die Institutionen. Diese Untersuchungen sind vornehmlich auf einzelne Sportarten,[21] einzelne Länder[22] oder auf die Teilnahme einzelner Länder im internationalen Sport ausgerichtet,[23] womit eine Fokussierung auf den Leistungssport einhergeht. Neben diesen neueren Studien sind Memoiren,[24] Handbücher[25] oder andere Publikationen aus Osteuropa, die bis 1989 erschienen sind, weitere mögliche Informationsquellen. Die zahlreichen bi- und multilateralen Sportkontakte unter den sozialistischen Ländern, die zu einer Verknüpfung der einzelnen (nationalen) Institutionen führten, sind bisher nur spärlich untersucht worden.[26] Zusätzliche Informationen versprechen hier vor allem Sitzungsprotokolle und Delegationsberichte in den entsprechenden Archiven.[27] Über die einzige sozialistische Sportorganisation mit multilateralem Charakter, das „Sportkomitee der Befreundeten Armeen“, sind bisher kaum mehr als Querverweise in der Literatur zu finden.

Für die Zeit nach 1990 ergibt sich ein ähnliches Bild. Der Forschungsstand wird von Einzelstudien[28] oder allgemein zusammenfassenden Beiträgen zur Transformation des osteuropäischen Sports nach der politischen Wende bestimmt.[29] So hat beispielsweise ein Sonderband des „International Journal of the History of Sport“ verschiedene Aspekte des postkommunistischen Sports in Osteuropa thematisiert.[30]

Die Forschungsperspektiven zur Thematik Sport und Institutionen in Osteuropa sind vielfältig. Neben den erwähnten thematischen Desideraten eröffnen die vielfältigen „allgemeinhistorischen“ Kontexte, die die institutionelle Entwicklung des osteuropäischen Sportes prägten, eine ganze Reihe von über das engere Feld der Sportgeschichte hinaus relevanten Forschungsfragen:

  1. Die Turn- und Sportvereine als Orte der Soziabilität ließen sich systematischer als bisher geschehen hinsichtlich ihrer Mechanismen der Inklusion und Exklusion (etwa entlang der Kriterien: soziale Schicht, Ethnie, Konfession/Religion, Geschlecht, politische Ideologie) analysieren und bezüglich der Verzahnung von individuellen Lebenswelten und Makrostrukturen und -diskursen[31] untersuchen.
  2. Das institutionelle Geflecht auf gesamtstaatlicher Ebene eignet sich als Tertium Comparationis zur vergleichenden Analyse unterschiedlicher politisch-gesellschaftlicher Systeme, etwa im Umfeld der Diskussionen um die Totalitarismus-These.[32]
  3. Aus kulturhistorischer Sicht stellt sich die Frage nach den Auswirkungen des institutionellen Geflechts auf die je besondere(n) Sportkultur(en). Erscheint es als evident, dass sich – jenseits der hinreichend bekannten westlichen Roboter-Stereotypen im Zeitalter des Kalten Krieges – spezielle, wenn auch nicht durchgängige, Muster osteuropäischer Sportkultur mit besonderen Zuschreibungen und Bedeutungszuweisungen an den Sport herausgebildet haben, so harrt deren Zusammenhang mit den jeweiligen institutionellen Gegebenheiten bislang in weiten Gebieten einer systematischen Analyse.
  4. Internationale Sportinstitutionen als Teil eines sich parallel zum modernen Sport herausbildenden Internationalismus,[33] zugleich aber infolge ihrer Mitgliederstruktur Reflex des nationalstaatlichen Denkens der Moderne, sind ein interessantes Feld zur Analyse inter- und transnationaler Beziehungen jenseits der Untersuchungsgegenstände der traditionellen Diplomatiegeschichte. Insbesondere die Rolle von (Nicht-)Mitgliedschaft nationaler Sportverbände in diesen Institutionen bei der Etablierung und Anerkennung im Zuge von Zerfalls- oder Fusionsprozessen entstandener, Souveränität beanspruchender politischer Gebilde, darüber hinaus aber auch als generelles außenpolitisches Instrument,[34] wäre ein lohnender Untersuchungsgegenstand.
  5. Die osteuropäischen Sportinstitutionen entstanden nicht im luftleeren Raum, sondern standen in Beziehung mit analogen Institutionen anderer Weltregionen, namentlich West- und Mitteleuropas und, in geringerem Ausmaß, Nordamerikas. Eine systematische Analyse der reziproken Beeinflussungen mithilfe der Konzepte „Kulturtransfer“,[35] „histoire croisée“[36] und „entangled history“[37] könnte etwa einen Beitrag zur Diskussion um die These von der sozioökonomischen „Rückständigkeit“ Osteuropas[38] liefern.
  6. Reflektiert die Entwicklung von Sportinstitutionen eine Vielzahl sportlicher, politischer, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Prozesse, so ist darüber hinaus danach zu fragen, inwiefern die Institutionen ihrerseits diese Prozesse beeinflusst oder gar angetrieben haben.

 

Kulturaneignung und beginnende Institutionalisierung bis zum Ersten Weltkrieg

Die osteuropäischen Sportinstitutionen bis zum Ersten Weltkrieg orientierten sich im Wesentlichen an zwei west- beziehungsweise mitteleuropäischen Vorbildern: den „British Sports“ und der nationalistisch konnotierten Gymnastik. Die im Verlauf des 19. Jahrhunderts immer zahlreicher werdenden Sportklubs in Großbritannien waren anfangs durch und durch elitäre Vereinigungen akademisch gebildeter Adliger und Großbürger. In einigen Sportarten, so vor allem im Fußball, setzte im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts aber ein Diffusionsprozess bis zu den unteren Mittel- und Arbeiterschichten ein, der teilweise in paternalistischer Absicht von „oben“ (etwa durch Arbeitgeber und Kirchen) gesteuert war, bald aber eine ungeahnte Eigendynamik entfaltete.[39] Parallel dazu erfolgte auch in geographischer Hinsicht eine Diffusion mit der Gründung von Vereinen für britische Sportarten in Kontinentaleuropa, Lateinamerika und den Kolonien.[40] Auch diese Klubs waren zunächst elitär sowie anglophil, spätestens ab dem Ersten Weltkrieg sollte sich dies indessen in vielen Ländern ändern.

Mit dem von „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn geförderten Deutschen Turnen und der vom Dichter Pehr Henrik Ling begründeten Schwedischen Gymnastik entstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts gleich zwei Bewegungen, die Körperertüchtigung und nationalistische Ziele verbanden und ab der zweiten Jahrhunderthälfte auch nach Osteuropa ausstrahlten. Die deutsche Turnbewegung entstand in der Zeit der napoleonischen „Fremdherrschaft“ und wollte die deutschen Männer für den Aufstand gegen die französischen Besetzer vorbereiten. Im Zeitalter der Restauration war die Turnbewegung in Preußen bis 1842 verboten, da sie eng mit den als subversiv betrachteten studentischen Burschenschaften verflochten war. 1863 fand in Leipzig das erste Deutsche Turnfest mit 20.000 Teilnehmern statt. Die ab 1869 in der „Deutschen Turnerschaft“ (DT) organisierten Vereine wurden als Massenbewegung zu einer wichtigen Sozialisationsinstanz des deutschen Nationalismus. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges verfügte die DT über 11.100 Vereine in 9.200 Ortschaften mit mehr als 1,1 Millionen Mitgliedern.[41]

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden auch in Osteuropa, ausgehend von den Metropolen, verschiedene Typen von Turn- und Sportvereinen, deren jeweilige Relevanz regional variierte und deren Verbreitung teilweise durch restriktive Vereinsgesetze behindert wurde. Aristokratische Gründungen widmeten sich etwa dem Jachtsport, während großbürgerliche Vereine, in denen häufig ausländische Kaufleute und Industrielle den Ton angaben, sich Disziplinen wie Tennis, Fußball, Leichtathletik oder Radsport verschrieben. In St. Petersburg beispielsweise wurden bis 1900 etwa 20 Sportklubs registriert. Ab etwa der Jahrhundertwende erfolgten ähnlich wie in West- und Mitteleuropa auch in Osteuropa paternalistisch motivierte Gründungen von Vereinen für (Fach-)Arbeiter durch Unternehmer oder für Jugendliche durch religiöse Organisationen.[42]

Eine wichtige Rolle spielte bei zahlreichen Vereinsgründungen der seit 1862 von Böhmen ausgehende, sich an der altgriechischen Körperkultur und der deutschen Turnbewegung orientierende Sokol, der bald auch Ableger in anderen slawischsprachigen Ländern und sogar in den Vereinigten Staaten erhielt.[43] Ebenfalls von den deutschen Turnern inspiriert war die zionistische Maccabi-Bewegung, die sich ab 1898 im Anschluss an die vom aus Pest stammenden Schriftsteller und Arzt Max Nordau entwickelte Idee vom „Muskeljudentum“ entfaltete und bereits vor dem Ersten Weltkrieg auch im osteuropäischen Raum zahlreiche Vereinsgründungen initiierte. Benannt nach Juda Maccabi, dem Helden der Vertreibung syrischer Invasoren aus Israel im zweiten vorchristlichen Jahrhundert, wollte die Bewegung einen „neuen“ jüdischen Menschen erziehen, der aufgrund seiner physischen und moralischen Gesundheit dazu geeignet sein sollte, die nationalen Ziele des Zionismus im zu besiedelnden Palästina zu erlangen.[44]

Neben diese grenzüberschreitend aktiven politisch-weltanschaulichen Turn- und Sportorganisationen traten um die Jahrhundertwende die olympische Bewegung und zahlreiche Sportfachverbände auf die internationale Sportbühne. Die Entstehung dieser Organisationen lag in einem allgemeinen zeitgenössischen Trend zu multilateralen Problemlösungen durch internationale Kongresse und Konferenzen sowie die Gründung internationaler Ämter und Vereinigungen, die durch die Expansion der grenzüberschreitenden Wirtschaftsverflechtungen und die Globalisierung des technischen Fortschritts nötig geworden waren.[45] Auch osteuropäische Länder partizipierten frühzeitig an diesem Transnationalisierungs- und Modernisierungsprozess. Dabei manifestierten sich aufgrund des für die meisten internationalen Sportverbände konstitutiven Nationalstaatsprinzips schon bald auch auf der internationalen Sportbühne die internen Nationalitätenprobleme der multinationalen Reiche Ost-, Ostmittel- und Südosteuropas.

Die vom französischen Pädagogen und Historiker Baron Pierre de Coubertin ins Leben gerufene internationale olympische Bewegung war in Teilen Osteuropas von Anfang an relativ stark verankert. Bereits zuvor hatte der griechische Kaufmann und ehemalige Offizier der Revolutionsarmee Evangelos Zappas ein „Komitee der Olympien“ begründet und auch finanziert, die daraus hervorgegangenen „Olympien“ (ausgetragen 1859, 1870, 1875 und 1888/89 in Athen) waren indessen weitestgehend nationalgriechische Veranstaltungen. Dem aristokratisch dominierten 13-köpfigen „Internationalen Olympischen Komitee“, das 1896 in Athen die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit organisierte, gehörten bei seiner Gründung 1894 je ein Mitglied aus Griechenland, Russland, Böhmen und Ungarn an.[46] Nationale Olympische Komitees entstanden vor dem Ersten Weltkrieg im Russländischen Reich (Finnland 1907, Russland 1911), in der Donaumonarchie (Ungarn 1895, Böhmen 1899, Österreich 1908) und auf dem Balkan (Griechenland 1894, Osmanisches Reich 1908, Serbien 1910, Rumänien 1914).

Der 1904 gegründete internationale Fußballverband FIFA nahm 1905 Österreich, 1906 Böhmen und Ungarn, 1908 Finnland und 1912 Russland in seine Reihen auf.[47] Böhmen wurde allerdings auf Druck Österreichs und Deutschlands nach zwei Jahren wieder ausgeschlossen, trat dem kurzlebigen Konkurrenzverband „Union Internationale Amateur de Football Association“ (UIAFA) bei und gewann 1911 dessen Europameisterschaft.[48]

 

1918 bis 1945: Kommerzialisierung und politische Fragmentierung

Die Zäsur des Ersten Weltkriegs tangierte auch die sportlichen Institutionen Osteuropas. Die Neugestaltung der politischen Landkarte erforderte eine Umgestaltung der nationalen Verbandsstrukturen, während auf der Ebene der Vereine die Kontinuitäten in den meisten Ländern überwogen. Wie in West- und Mitteleuropa nahm zudem in der Zwischenkriegszeit in Osteuropa die staatliche Förderung, aber auch Kontrolle, von Sport zu, der im Sinne der körperlichen Ertüchtigung als militärisch wertvoll sowie aufgrund seiner rasant wachsenden Zuschauerzahlen und medialen Beachtung zunehmend auch als politisch relevant betrachtet wurde. Dabei sind landes- und systemspezifische Unterschiede zu verzeichnen. Auch die teilweise Professionalisierung des Spitzensports zog die Entstehung neuer Institutionen nach sich.

Die Sportinstitutionen waren in manchen Ländern durch politisch bedingte Fragmentierungen gekennzeichnet. In pluralistischen Staaten entwickelten sich die zum Teil schon vor dem Krieg entstandenen eigenständigen Arbeitersportorganisationen weiter. Hinzu kamen teilweise noch nationale Untergliederungen des „bürgerlichen“ Sports, so vor allem in der Tschechoslowakei mit etwa im Fußball separaten tschechoslowakischen, deutschen, magyarischen und jüdischen Verbänden.[49] Im jugoslawischen Sport herrschte stets ein labiles und konfliktbehaftetes Gleichgewicht zwischen gesamtstaatlichen Verbänden und Meisterschaften und den sportlichen Institutionen Kroatiens und Serbiens.[50] Hingegen verstand sich etwa der rumänische Fußballverband als ein Agent nationaler Homogenisierung, ohne indessen auf die Konflikte um die (sportlich dominanten) ethnischen Minderheiten eine befriedigende Antwort zu finden.[51]

In der frühen Sowjetunion konkurrierten verschiedene Institutionen um die Kontrolle des Sports, namentlich der kommunistische Jugendverband Komsomol, die Gewerkschaften und die Militärorganisation Vsevobuč, während die so genannten Hygieniker und Proletkul’t-Aktivisten sportliche Wettkämpfe ganz ablehnten.[52] 1920 wurde ein Oberster Rat für Körperkultur eingerichtet, ab 1923 entstanden auch entsprechende Räte auf regionaler Ebene. Im Jahre 1930 wurde dann im Zeichen einer weiteren Zentralisierung als oberste staatliche Sportbehörde der All-Unionsrat für Körperkultur geschaffen, der in weiterer Folge seinen Namen mehrfach wechseln sollte. Mitte der 20er Jahre wurden die „bourgeoisen“ Sportklubs verboten oder durch neue Namen sowjetisiert und an Fabriken, Gewerkschaften, Armee oder Polizei angebunden. Neben den Sportgesellschaften von Geheimdienst und Polizei (Dinamo, 1923) und Armee (CsDKA, 1928) entstanden ab der Mitte der 30er Jahre auch entsprechende Institutionen für zahlreiche zivile Bereiche: Handel, Leichtindustrie, Dienstleistungen (Spartak, 1935),[53] Staatsverwaltung (Burevestnik, 1936), Rüstungsindustrie (Zenit, 1936), Eisenbahnwesen (Lokomotiv, 1936), Wassertransport (Vodnik, 1938) und technische und Berufsschulen (Trudovye Rezervy, 1943). Diese Gesellschaften richteten in den 30er und 40er Jahren auch die ersten Sportschulen zur systematischen Erfassung von Talenten ein. Eine besondere staatliche Förderung wurde dem von Lenin als „Gymnastik des Verstandes“ angepriesenen Schachsport zuteil.[54] Die allrussische Schachföderation wurde 1924 zu einer straff geführten Organisation unter staatlicher Kontrolle. Seit Ende der 20er Jahre trieb sie die Verbreitung des Schachs anhand von Fünfjahresplänen voran und am Ende des Zweiten Weltkriegs zählte sie über eine halbe Million Aktive, während die Spitzenspieler als faktische Professionals vom Staat besoldet wurden.

Der (offene und verdeckte) Berufssport hielt in der Zwischenkriegszeit in West wie Osteuropa auch in anderen Disziplinen Einzug und bildete seine eigenen Institutionen heraus. Eine länder-, regionen- und systemübergreifende komparative Analyse dieser Prozesse, die sich in einem komplexen Zusammenspiel von massenkulturellem Konsum, Gewinnstreben, transnationalem Lernen und politischer Vereinnahmung vollzogen, ist bislang ein Desiderat.[55] Nachdem sich der Spitzenfußball auf den britischen Inseln bereits in den 1880er und 1890er Jahren professionalisiert hatte,[56] entstanden die ersten kontinentalen Berufsmeisterschaften in dieser Sportart Mitte der 20er Jahre im ostmitteleuropäischen „Calcio Danubiano“: 1924 startete in Wien die erste kontinentale Profifußballliga, kurz darauf folgten die Tschechoslowakei und Ungarn. In Westeuropa wurden mit mehreren Jahren Verzögerung Profiligen in Spanien (1929), Frankreich und der Schweiz (beide 1932) eingerichtet. In Deutschland hielt der nationale Verband in der Weimarer Republik wie auch unter den Nationalsozialisten und noch in der frühen Bundesrepublik am Amateurprinzip fest, allerdings ohne das verdeckte Berufsspielertum je vollständig zu beseitigen.[57] Im faschistischen Italien existierte dagegen seit 1929 eine faktische Berufsspielerliga, die sich aber aus ideologischen Gründen nicht als solche zu erkennen geben durfte.[58]

Im sowjetischen Fußball bestand bereits in der NĖP-Zeit ein verdecktes Profitum, gegen das Staat und Partei in den späten 20er und frühen 30er Jahren mit verschiedenen Maßnahmen vorgingen. Eine große Wende erfolgte 1936 mit der Einrichtung einer Landesliga, die ihren professionellen Charakter semantisch zu verschleiern versuchte, indem offiziell von „Demonstrationsteams“ (pokazatel’nye komandy) die Rede war. Die Initiative dazu kam nicht top-down, sondern aus Fußballerkreisen, die auf Auslandstourneen in Frankreich und der Tschechoslowakei mit dem Berufsspielertum vertraut geworden waren. Das Projekt genoss zudem die Unterstützung der Komsomol-Führung. Das Zusammenspiel verschiedener Interessengruppen zeigte sich in der Folge auch in den Debatten um die Zusammensetzung der Liga. Zunächst war sie ein kleiner, hauptsächlich auf Moskau und Leningrad konzentrierter Wettbewerb. 1937 forderten aber einige Spitzenpolitiker im Sinne des „nation building“ eine massiv vergrößerte Liga, in der alle Sowjetrepubliken vertreten sein sollten. Demgegenüber pochten die Fußballfunktionäre auf das Leistungsprinzip. Das Resultat war schließlich eine Vergrößerung der Liga, die weder nationsbildenden noch sportlichen Gesichtspunkten folgte, sondern vor allem die Zahl der Moskauer Vereine im Umfeld politisch einflussreicher Institutionen massiv vermehrte.[59] Insgesamt unterstützt die Institutionalisierung des sowjetischen Profifußballs also eher „revisionistische“ als „totalitaristische“ Interpretationen vom Charakter des Hochstalinismus.[60]

Die Professionalisierung des Spitzenfußballs in mehreren ostmitteleuropäischen Ländern und der damit verbundene Zwang zur Generierung von Zuschauereinnahmen führte 1927 zur Schaffung zweier mitteleuropäischer Wettbewerbe, dem Mitropacup für Vereinsteams und der „Coupe Internationale Européenne“ für Nationalmannschaften.[61] Der Mitropacup war zugleich Nachfolger des alten „Challenge Cup“ der Donaumonarchie (1897–1911) und Vorläufer der Europapokale ab den 50er Jahren. Er startete mit Vertretern von Österreich, Ungarn, Jugoslawien und der Tschechoslowakei, später stießen auch Teams aus Italien, der Schweiz und Rumänien dazu. Die Spitzenspiele lockten teilweise bis zu 100.000 Personen in die Stadien. Die „Coupe Internationale Européenne“ wurde im Ligasystem zwischen den Nationalteams von Ungarn, Österreich, Italien, der Tschechoslowakei und der Schweiz ausgespielt. Weniger Aufmerksamkeit erlangten andere osteuropäische Regionalturniere wie der zwischen 1929 und 1936 ausgetragene Balkan-Cup (mit den Nationalteams von Rumänien, Jugoslawien, Griechenland, Bulgarien und der Türkei) oder der zwischen 1928 und 1938 ausgespielte Baltische Cup.

Die politischen Umwälzungen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zeigten sich auch in der Mitgliedschaft der internationalen Sportorganisationen, indem neu gebildete wie auch seit längerem bestehende Staaten Nordost-, Ostmittel- und Südosteuropas Nationale Olympische Komitees gründeten (Polen 1918, der SHS-Staat 1919, die Tschechoslowakei 1919, Lettland 1922, Litauen 1922, Bulgarien 1923, Estland 1923) und den internationalen Fachsportverbänden beitraten (so bei der FIFA der SHS-Staat 1919, die Tschechoslowakei 1923, die Türkei 1923, Polen 1923, Rumänien 1923, Estland 1923, Lettland 1923, Litauen 1923, Bulgarien 1924, Griechenland 1927, Albanien 1932, die Slowakei 1939 und Kroatien 1941[62] ). Umgekehrt zog sich Russland nach 1917 vollständig aus den Institutionen des „bürgerlichen“ Sports zurück.

Als Instrument einer grenzüberschreitenden proletarischen Sportbewegung wurde 1921 in Moskau auf Initiative des Vsevobuč-Vorsitzenden die „Rote Sportinternationale“ (RSI) aus der Taufe gehoben.[63] Sie war neben der „Kommunistischen Jugendinternationale“ (KJI), mit der sie zunächst eng zusammenarbeitete, der „Roten Gewerkschafts-Internationale“ (RGI), der „Roten Bauern-Internationale“ und der „Internationalen Roten Hilfe“ (IRH) eine von verschiedenen ähnlichen Organisationen im Umfeld der „Kommunistischen Internationale“ (Komintern), die insbesondere die entsprechenden nationalen Arbeiterorganisationen außerhalb der Sowjetunion unterwandern oder spalten sollten. Die RSI rang mit der 1920 entstandenen, sozialdemokratisch dominierten „Sozialistischen Arbeiter-Sportinternationale“ (SASI) um die Vorherrschaft im Arbeiterbewegungssport.[64]

Auf ihrem Höhepunkt 1931 zählte die RSI außerhalb der Sowjetunion etwa 280.000 Mitglieder, umfasste indessen lediglich drei osteuropäische Verbände: Tschechoslowakei (80.000 Mitglieder), Sudetendeutsche (8.000) und Griechenland (2.000).[65] Die SASI zählte auf ihrem Höhepunkt Anfang der 30er Jahre 1,8 Millionen Mitglieder, wovon etwa zwei Drittel auf Deutschland entfielen. Auch in Osteuropa umfasste sie eine ganze Reihe von Sektionen: Tschechoslowakei (137.000 Mitglieder), Sudetendeutsche (71.000), Finnland (30.000), Polen (7.000), Litauen (5.000), polnisch-jüdischer Morgnshtern (4.000), Rumänien (2.500), Polen-Ukrainer (1.900), Jugoslawien (1.800), Ungarn (1.700), Estland (1.600), Polen-Deutsche (900).[66] Im Zuge des Übergangs zu autoritären und faschistischen Regimen wurden die meisten dieser Verbände im Verlauf der 30er Jahre zerschlagen.

Während die SASI 1926, 1931 und 1937 Arbeiterolympiaden ausrichtete, veranstaltete die RSI 1928 internationale Spartakiaden in Oslo (Winter) und Moskau (Sommer). Die zweite Auflage sollte 1931 unmittelbar vor der Wiener Arbeiterolympiade in Berlin stattfinden, wurde aber polizeilich verboten und konnte nur unvollständig im Verborgenen durchgeführt werden. Weitere Spartakiaden fanden 1932 in Chicago und Lyon als Gegenveranstaltungen zu den Olympischen Spielen von Los Angeles statt. Sodann plante die RSI für 1933 eine große Weltspartakiade in Moskau, die aber aus organisatorischen Gründen immer wieder verschoben und schließlich abgesagt wurde. Nachdem die Komintern 1934/35 angesichts der weltweiten faschistischen Bedrohung ihre Haltung geändert hatte und statt der Bekämpfung der Sozialdemokratie als „Sozialfaschisten“ zur Strategie der „Volksfront“ überging, wandelte sich auch die Politik der RSI. Als erste große antifaschistische Arbeitersportveranstaltung, an der sich Kommunisten wie Sozialdemokraten beteiligten, fand 1934 in Paris ein mehrtägiges Treffen mit einem großen Aufmarsch und einer (von der Sowjetunion gewonnenen) „Arbeiterfußball-Weltmeisterschaft“ statt. Zwei Jahre darauf planten katalanische Linkskreise (Kommunisten und bürgerliche Linksrepublikaner) eine von SASI wie RSI begrüßte „Olimpiada Popular“ in Barcelona, um damit gegen den Missbrauch der Olympischen Sommerspiele in Berlin durch die nationalsozialistische Propaganda zu protestieren. Diese Gegenveranstaltung musste aber wegen des Ausbruchs des Spanischen Bürgerkriegs abgesagt werden. Nicht realisiert wurde auch eine für 1936 in Moskau geplante Arbeiterfußball-Weltmeisterschaft. 1937 schließlich beteiligten sich die – kurz zuvor vom Komintern-Präsidium insgeheim aufgelöste – RSI und die Sowjetunion an der dritten Arbeiterolympiade der SASI in Antwerpen.[67] Mit dem Abschluss des Hitler-Stalin-Pakts wurden diese Kooperationen dann 1939 schlagartig wieder beendet.

Eine starke Vertretung stellten osteuropäische Verbände im 1921 ins Leben gerufenen Maccabi-Weltverband. Die ersten europäischen Maccabi-Spiele fanden denn auch 1929 in Prag statt. An der ersten Maccabiade von 1932 in Tel Aviv nahmen aus Osteuropa Delegationen von Bulgarien, Estland, Griechenland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Jugoslawien und der Tschechoslowakei teil, bei der zweiten Auflage von 1935 waren zudem noch Ungarn, die Türkei und die Freie Stadt Danzig vertreten. Nach den Spielen blieben trotz eines Einwanderungsstopps der britischen Mandatsbehörden zahlreiche Athleten in Palästina, darunter fast die gesamte 350-köpfige bulgarische Delegation.[68]

 

1945 bis 1989: Institutionelle Entwicklung im Zeichen der Blockbildung und des sportlichen Systemwettkampfs

Die Jahre nach 1945 waren von einer Übertragung des sowjetischen Sportmodells auf beinahe ganz Osteuropa gekennzeichnet, und innerhalb der Sowjetunion selbst von einem qualitativen und quantitativen Ausbau der Institutionen sowohl des Spitzen als auch des Breitensports sowie von deren Beitritt zu den meisten wichtigen internationalen Sportdachverbänden. Im Zeichen der Instrumentalisierung internationaler Sportwettkämpfe als Schaubühnen des Systemwettstreits zwischen Ost und West beeinflusste die Struktur der Sportsysteme, insbesondere jene der Sowjetunion und der DDR, auch die institutionelle Entwicklung in verschiedenen westlichen Ländern. Dies gilt in erster Linie für Systeme der Talentsichtung und -förderung, teilweise aber auch für die Einrichtung zentraler staatlicher Gremien zur Sportförderung.[69]

Die sowjetischen Sportinstitutionen wandelten sich in ihrer Grundstruktur im Vergleich zur Zwischenkriegszeit nicht wesentlich, allerdings reflektierten sich Machtverschiebungen im Kreml zuweilen auch im institutionellen Gefüge des Sports. Beispielsweise wurde die Moskauer Fußballsektion der Armeesportgesellschaft CDSA, die zum Hauptrivalen von Dinamo Moskau avanciert war, auf Betreiben von Geheimdienstchef Lavrentij Berija 1952 kurzerhand aufgelöst; ein Entscheid, der nach Stalins Tod und Berijas Hinrichtung umgehend rückgängig gemacht wurde.[70] Die 1960 in CSKA umbenannte Armeesportgesellschaft war vor allem mit ihren Moskauer Vereinen in verschiedenen Disziplinen erfolgreich, so insbesondere im Eishockey, wo die talentiertesten Spieler des Landes zu CSKA Moskau abgeordnet wurden, das zwischen 1948 und 1988 32 Meistertitel errang und einen großen Teil der Nationalmannschaft stellte, ferner im Basketball (24 Meistertitel), Fußball (7 Meistertitel), Ringen und Schach.

Die „freiwilligen Sportgesellschaften“ (Dobrovol’nye Sportivnye Obščestva, DSO) erfreuten sich im Zivilbereich nach dem Zweiten Weltkrieg großer Zuwächse und zählten in den 70er Jahren insgesamt etwa 25 Millionen Mitglieder. 29 der 36 DSO waren an Gewerkschaften angebunden und standen unter der Kontrolle des All-Unionsrates der gewerkschaftlichen DSO. Grundeinheiten der DSO waren die (Anfang der 70er Jahre etwa 114.000) Sportkollektive in Fabriken, Behörden, landwirtschaftlichen Kollektivbetrieben und Bildungseinrichtungen. Sechs DSO waren unionsweit tätig: die 1960 reorganisierte Gesellschaft Spartak, die in den 70er Jahren etwa 6,2 Millionen Mitglieder zählte, Trudovye Rezervy (2,7 Millionen Mitglieder), Burevestnik (ab 1957 Hochschul-Sportgesellschaft mit in den 70er Jahren 1,5 Millionen Mitgliedern), Lokomotiv (1,3 Millionen Mitglieder), Vodnik (200.000 Mitglieder) und Zenit. Im Jahre 1982 wurden die DSO geringfügig reorganisiert, 1987 kam es dann zu einer tiefergreifenden Reform mit der Auflösung der nicht-unionsweiten DSO und der Gründung von je einer unionsweiten gewerkschaftlichen und landwirtschaftlichen DSO.

Die Sportgesellschaften waren maßgeblich an der Organisation von Wettkämpfen („Spartakiaden“) auf lokaler, regionaler, Republiks- und Unionsebene beteiligt. 1956 fand die erste „Spartakiade der Völker der UdSSR“ statt. Im Weiteren partizipierten die Gesellschaften auch am System der Sportschulen, das nach dem Zweiten Weltkrieg massiv ausgebaut wurde. Nach dem Beitritt der Sowjetunion zur olympischen Bewegung entstanden ab 1951 als Elitezweig so genannte „Schulen der olympischen Reserve“ (specializirovannaja detsko-junošeskaja sportivnaja škola olimpijskogo rezerva). Anfang der 70er Jahre existierten insgesamt über 3800 Sportschulen mit 1,3 Millionen Schülern und 50.000 Lehrkräften.

Im sich formierenden Ostblock fand ab den späten 40er Jahren eine Umgestaltung der Sportinstitutionen nach sowjetischem Vorbild statt. Entsprechend verschwanden die für die Zwischenkriegszeit manchenorts charakteristischen institutionellen Fragmentierungen. Wie in der Sowjetunion der 20er Jahre wurden „bürgerliche“ Sportvereine aufgelöst oder namensmäßig sowjetisiert und an Produktions- oder Verwaltungseinheiten angegliedert. Auch entstanden zentrale Sportorganisationen etwa der Armee („CSKA“, „Vorwärts“) und der inneren Sicherheitsorgane („Dynamo“). Die de facto professionellen Spitzenathleten des Ostblocks firmierten dementsprechend nicht als Berufssportler, was sie als „Staatsamateure“ zur Teilnahme an den Olympischen Spielen qualifizierte. Kennzeichnend für den institutionellen Aufbau der Sportsysteme in den Ostblock-Staaten war auch ein ausgebauter Schul- und Breitensport mit einer Vielzahl entsprechender Wettkämpfe und systematischer Talentsichtung vom jüngsten Alter an.

Die intensivste Förderung von allen Ostblock-Staaten erfuhr der Sport in der um internationale Anerkennung ringenden DDR, die in den olympischen Medaillenspiegeln bald den dritten Platz hinter den beiden Supermächten abonnierte. Das Sportsystem der DDR war in seiner Straffheit und Totalität exzeptionell, dennoch können viele seiner Institutionen als exemplarisch für den gesamten Ostblock gelten.[71] 1945 hatten die Sowjetischen Besatzungsbehörden in Deutschland in ihrem Kompetenzbereich alle Sportvereine aufgelöst, in den folgenden Jahren erfolgte ein Neuaufbau der sportlichen Institutionen unter kommunistischen Vorzeichen. Auf Initiative des „Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes“ (FDGB) und der „Freien Deutschen Jugend“ (FDJ) wurde in der Sowjetischen Besatzungszone 1948 der „Deutsche Sportausschuss“ (DS) gegründet. Eine weitere Zentralisierung erfolgte 1957 mit der Einrichtung des „Deutschen Turn- und Sport-Bundes“ (DTSB).

Der DS organisierte den DDR-Sport gemäß der Devise „Umstellung auf Produktionsbasis“. Unter Beteiligung des FDGB wurden als Ersatz der bisherigen Sportvereine in den Produktions- und Verwaltungsbetrieben „Betriebssportgemeinschaften“ (BSG) gegründet, die in der Regel eine Vielzahl von Disziplinen betrieben und aus den Gewerkschaftsfonds der Trägerbetriebe finanziert wurden. Im Jahre 1950 beschloss der DS die Bildung von zentralen Sportvereinigungen auf der Basis der Gewerkschaftsstruktur, nach der die Namen der BSG entsprechend ihrer übergeordneten Sportvereinigung vereinheitlicht wurden (etwa „Aktivist“ für den Bergbau, „Aufbau“ für die Bauindustrie, „Traktor“ für die Landwirtschaft oder „Turbine“ für die Energiewirtschaft). Ab 1954 führten die Sportvereinigungen für ihren Wirtschaftszweig Sportklubs, die besonders gefördert wurden und in denen sich der Spitzensport konzentrieren sollte. Außerhalb des Systems der BSG standen die Sportvereinigungen „Vorwärts“ der „Nationalen Volksarmee“ (NVA) und „Dynamo“ der inneren Sicherheitsorgane (Volkspolizei und Ministerium für Staatssicherheit).

Die breitensportliche Basis des DDR-Sportsystems umfasste neben den Betrieben auch die Institutionen des Bildungswesens. Der ausgebaute Schulsport diente dabei sowohl der Talentsichtung als auch der Militarisierung, wobei wiederum spezielle Institutionen beiden Anliegen Nachdruck verschafften. Das Talentsichtungssystem erfasste beinahe alle Schulen und teilweise auch die Kindergärten. Auch eine Vielzahl von Wettkämpfen auf Schul-, Kreis-, Bezirks- und landesweiter Ebene – darunter die seit 1965 ausgetragenen, von FDJ und DTSB gemeinsam veranstalteten Kinder- und Jugendspartakiaden – dienten nicht zuletzt der Talentsichtung. Kinder und Jugendliche, die für den Spitzensport in Frage kamen, wurden zu leistungssportorientierten BSG, Trainingszentren oder den seit 1952 aufgebauten Kinder- und Jugendsportschulen abgeordnet, wo sie oft auch schon frühzeitig mit Doping in Kontakt kamen. Die Militarisierung des Schulsports, der etwa auch Geländesport, Marschierübungen und Wettkämpfe mit Waffen-Attrappen beinhaltete, wurde durch entsprechende Kurse, Lager und Spartakiaden der „Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST) ergänzt.

Auf internationaler Ebene vollzog sich im ersten Nachkriegsjahrzehnt ein fundamentaler Wandel. Während die sozialdemokratische SASI 1946 in Gestalt der (in der Folge allerdings relativ unbedeutenden) „Confédération Sportive International du Travail“ (CSIT) wieder auflebte, kam es zu keiner Neuauflage der RSI. Von sowjetischer Seite unmittelbar nach Kriegsende angedachte Arbeiterolympiaden kamen nicht zustande. Vielmehr suchte die Sowjetunion, die bereits Mitte der 30er Jahre entsprechende Fühler ausgestreckt hatte, den Anschluss an den „bürgerlichen“ Sport, trat zahlreichen internationalen Fachsportverbänden bei (so bereits 1946 der FIFA und dem Gewichtheberverband, 1947 dem Weltschachverband FIDE und 1952 dem Internationalen Eishockey-Verband IIHF) und nahm 1951 auch im IOC Einsitz.[72] 1953 gehörte die Sowjetunion bereits 22 multilateralen Sportorganisationen an. Dies war der institutionelle Niederschlag einer gewandelten Sportstrategie, die nicht mehr auf den Aufbau eines separaten internationalen Sportsystems unter kommunistischer Führung abzielte, sondern darauf, den Systemwettkampf in die Stadien zu tragen und durch direkten Vergleich mit westlichen Athleten die Überlegenheit des sozialistischen Systems zu demonstrieren.

Die meisten anderen Ostblockstaaten konnten dazu auf vom IOC anerkannte Nationale Olympische Komitees aus der vorkommunistischen Zeit zurückgreifen. Ausnahmen waren Albanien, das erst 1958/59 der olympischen Bewegung beitrat, und die DDR, deren 1951 gegründetes Nationales Olympisches Komitee erst 1965 vom IOC anerkannt wurde, während die DDR-Athleten zuvor als dem (west)deutschen Olympischen Komitee zugehörig betrachtet wurden und an den Olympischen Spielen von 1956, 1960 und 1964 als Mitglieder einer „Gesamtdeutschen Mannschaft“ teilnahmen. Eine Ausnahme von der Eingliederung des Ostblocks in den „bürgerlichen“ Sport stellte der Boykott der Aktivitäten des Maccabi-Weltverbandes dar, dessen Weltspiele seit 1953 alle vier Jahre in Israel ausgetragen und bis zum Ende des Kalten Krieges von den kommunistischen Staaten gemieden wurden.[73]

Trotz zahlreicher bi- und multilateraler Sportkontakte innerhalb des Ostblocks[74] gab es kaum entsprechende Sonderinstitutionen. Als einzige internationale Sportorganisation des Ostblocks entstand 1958 das „Sportkomitee der Befreundeten Armeen“, das Gegenstück zum zehn Jahre zuvor gegründeten, westlich dominierten „Conseil International du Sport Militaire“ (CISM). Selbst die „Wettkämpfe der Freundschaft“ („Družba-84“), die 1984 als Folge des Boykotts der Olympischen Sommerspiele von Los Angeles in neun sozialistischen Ländern ausgetragen worden waren, standen nichtsozialistischen Ländern offen und fanden in der Tat unter westlicher Beteiligung statt. Im Zeichen des Buhlens beider Blöcke um die Staaten der „Dritten Welt“ und auch um den chinesischen und jugoslawischen Einfluss zu begrenzen, beteiligten sich die Sowjetunion und die Ostblock-Staaten 1962 an den „Games of the New Emerging Forces“ (GANEFO) in Jakarta; um angedrohten Sperren der Teilnehmenden durch das IOC, gegen das sich die Veranstaltung direkt richtete, nicht allzu sehr zu brüskieren, allerdings nur mit zweitklassigen Athleten.[75]

 

Seit 1990: Zweite Kommerzialisierung im Zeichen von Systemtransformation und Nationalismus

Der Kollaps des Ostblocks und die Auflösung der Sowjetunion, der Tschechoslowakei und Jugoslawiens unterwarfen auch den osteuropäischen Sport mit seinen Institutionen einem tief greifenden Wandel.[76] Die Sportklubs sahen sich mit völlig veränderten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konfrontiert. Sie mussten sich im Bereich des Spitzensports rasch an die Verhältnisse des privatwirtschaftlich gesponserten Professionalismus anpassen,[77] wobei in vielen Fällen politische Vereinnahmungen in gewandelter Form weiter bestanden. Erwähnt sei nur etwa das Beispiel des FK Obilić Belgrad, der unter der Präsidentschaft des als Kriegsverbrecher angeklagten ehemaligen Freischaren-Führers Željko Ražnatović (alias „Arkan“) 1998 jugoslawischer Fußball-Meister wurde, und nach dem Tod seines Eigentümers allerdings rasch wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwand.[78] Auch auf gesamtstaatlicher Ebene passten sich die institutionellen Strukturen den gewandelten politischen Rahmenbedingungen an. In den neuen Staaten entstanden rasch nationale Verbandsstrukturen und Meisterschaftsbetriebe. Das Ende der intensiven staatlichen Förderung des Spitzensports ließ die Transformations-Länder in den Medaillenspiegeln internationaler Wettkämpfe jedoch rasch zurückfallen.

Die schnelle Mitgliedschaft in der olympischen Bewegung und den internationalen Fachsportverbänden und der Auftritt mit Nationalmannschaften auf der internationalen Sportbühne wurden für die neuen Staaten zu unverzichtbaren Attributen der erlangten Unabhängigkeit.[79] Neue Nationale Olympische Komitees entstanden bereits 1989 in Estland, Lettland, Litauen und Georgien, 1990 in der Ukraine, Armenien, Turkmenistan und Kasachstan, 1991 in Slowenien, Weißrussland, Kirgisien, Moldawien und Kroatien, 1992 in Russland, Aserbaidschan, Tadschikistan, Makedonien, Bosnien-Herzegowina sowie dem (aufgrund fehlender UNO-Mitgliedschaft auch nach der unilateralen Unabhängigkeitserklärung von 2008 vom IOC nicht anerkannten) Kosovo, 1993 in Serbien-Montenegro und der Slowakei und 2006 in Serbien und in Montenegro. In mehreren Fällen erfolgte die Gründung damit vor der staatlichen Unabhängigkeit und die Anerkennung durch das IOC zögerte sich entsprechend hinaus. Traten bei den Olympischen Spielen 1992 die ehemaligen Sowjetrepubliken (außer den baltischen Staaten) noch gemeinsam als „Vereintes Team“ (ob”ediniennaja komanda) unter der olympischen Flagge an, so waren sie vier Jahre später mit ihren eigenen Nationalsymbolen präsent. Einige internationale Wettbewerbe zeugen ebenfalls vom Selbstbewusstsein neuer postkommunistischer Staaten, so verschiedene baltische Meisterschaften (Baltic Leagues im Basketball, Fußball und Handball, Schenker League im Volleyball, Baltic Champion Cup und Baltic Cup im Fußball) oder die Pan-Armenischen Spiele, die vom 1997 gegründeten „World Committee of Pan-Armenian Games“ für Athleten aus der Republik Armenien und die armenische Diaspora ausgerichtet werden.[80]

Mehrere territoriale Konflikte beförderten die Entstehung bislang international nicht anerkannter Sportinstitutionen. Neben dem kosovarischen Olympischen Komitee entstanden (vom IOC nicht aufgenommene) Nationale Olympische Komitees auch in Nordzypern, Tschetschenien und Abchasien. Im Fußball besteht seit 2003 mit dem „Nouvelle Fédération-Board“ sogar eine Dachinstitution für Verbände von Regionen und Kollektiven, die die FIFA (trotz ihrer weniger strengen Praxis als das IOC) nicht als Staaten anerkannt hat.[81] Aus Osteuropa sind darin Verbände von Nordzypern, der Roma, der Samen, Tschetscheniens, der Vojvodina, der Krim, Schlesiens, Rijekas und des Kosovo vertreten. Darüber hinaus existieren auch Fußballverbände und Landesauswahlen von Abchasien, Südossetien, Gagausien, Bergkarabach, Transnistrien, Tatarstan, Baschkortostan, Saaremaa und Karelien.

In verschiedenen Sportarten zeigten sich ab der Jahrtausendwende aber auch institutionelle Gegentendenzen zur nationalistischen Euphorie der 90er Jahre, wobei sich teilweise – ähnlich wie bei den Mitropa-Wettbewerben der Zwischenkriegszeit – an untergegangene Staatsstrukturen erinnernde Ligen mit Geschäftsmodellen des hoch kommerzialisierten nordamerikanischen Mannschaftssports verbanden. Im postsowjetischen Eishockey wurde nach 1991 zunächst eine Meisterschaft der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) fortgeführt, aus der nach verschiedenen Metamorphosen und Namenswechseln 2008 schließlich die „Kontinental Hockey League“ (KHL) hervorging, die bis 2012 nebst russischen auch weißrussische, lettische, ukrainische, kasachische, slowakische und tschechische Teams aufnahm.[82] Das nach dem Modell der nordamerikanischen „National Hockey League“ (NHL) geführte Unternehmen, das als weltweit zweitstärkste Eishockeyliga gilt, zeigt auch Expansionsgelüste nach Skandinavien, Tschechien, in die Slowakei und die Ukraine. Von weit geringerer Bedeutung ist der als Nachfolger des sowjetischen Fußballpokals erstmals 1993 ausgespielte GUS-Pokal, an dem Vereine aus den Mitgliedsländern der GUS wie auch der baltischen Staaten (nebst Gastmannschaften aus Serbien und Finnland) teilnahmeberechtigt sind.[83]

Besteht bei den genannten postsowjetischen Wettbewerben im Eishockey und Fußball eine direkte Kontinuität zur kommunistischen Ära, zerfielen in Jugoslawien im Zuge der Bürgerkriege der frühen 90er Jahre die gemeinsamen sportlichen Institutionen vollständig. Mit dem Basketball erfolgte indessen nach gut einem Jahrzehnt eine Gegenbewegung just in einer Disziplin, in der Jugoslawien zur Weltspitze gezählt hatte. Die Basketball-Ligen der neuen Staaten erwiesen sich rasch als sportlich wenig attraktiv und finanziell nicht überlebensfähig, was 2001 zur Gründung der „Adriatic Basketball Association“ (ABA) mit einer Liga mit Teams aus Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro führte. Schon in der zweiten Saison wurden auch Vereine aus dem zuvor wegen befürchteten Fanausschreitungen ausgeschlossenen Serbien aufgenommen; daneben gab es noch Gastsaisons israelischer und tschechischer Mannschaften.[84]

Keine direkten Bezüge zu untergegangenen Staaten und ihren Sportinstitutionen der kommunistischen Ära weisen dagegen einige seit den späten 90er Jahren entstandene internationale Eishockeyligen auf. Dazu zählen die „Eastern European Hockey League“ (Weißrussland, Lettland, Litauen, Ukraine, Polen, Russland; 1995 bis 2005), die „Interliga“ (Österreich, Kroatien, Ungarn, Polen, Serbien, Slowenien; 1999 bis 2007), die „Panonska Liga“ (Ungarn, Rumänien, Kroatien, Serbien; seit 2002), die „Extraliga“ (Weißrussland, Lettland, Ukraine; seit 2006), die „Erste Bank Eishockey Liga“ (Österreich, Slowenien, Ungarn, Kroatien; seit 2006), die „MOL Liga“ (Ungarn, Rumänien; seit 2008) und die „Slohokej Liga“ (Slowenien, Österreich, Kroatien, Serbien; seit 2009).

 

Fallstudie 1: Tschechischer Sokol[85]

Der erste Turnerbund mit dem Namen „Sokol“ (Falke) entstand 1862 in Prag, initiiert vom böhmischen Kunsthistoriker Miroslav Tyrš. Tyrš formulierte in seinem Werk „Základový tělocvik“ (Grundlagen der Leibesübungen) die Grundsätze des Sokol, der nach dem Vorbild der deutschen Turner die Körpererziehung mit dem Freiheitskampf der tschechischen Nation verknüpfte, und kreierte ein tschechisches Fachvokabular für das Turnen. Der Sokol wurde rasch zu einem wesentlichen Träger des tschecho-slowakischen Nationalismus und pflegte etwa das Andenken des Reformers und Märtyrers Jan Hus.

Von Anfang an hatte der Sokol einen bürgerlichen Charakter. Obwohl sich seine Vereine mit der Zeit auch den unteren Gesellschaftsschichten öffneten, blieb seine politische Ausrichtung liberal, national und antiklerikal. Dies führte auch zu Konflikten mit der katholischen Kirche. Die Haltung der Sokol-Führung zum Frauen-Turnen war ambivalent. Zwar konnten Frauen schon bald nach der Entstehung der Bewegung den Sokoli beitreten, die Sokol-Theoretiker waren aber von einer grundsätzlichen biologischen Beschränktheit des Frauenkörpers überzeugt und ob der Diskrepanz zwischen der traditionellen Frauenrolle und der neuen Selbstdarstellung turnender Frauen im öffentlichen Raum irritiert.

Schon im ersten Vierteljahrhundert seines Bestehens erlebte der tschechische Sokol die Entstehung von Bruderverbänden in Slowenien, Kroatien, Serbien, Galizien, dem preußischen Teilungsgebiet Polens sowie auch, durch tschechische Immigranten, in den Vereinigten Staaten. Später wurden auch Sokoli im Russländischen Reich (vor allem in der Ukraine) gegründet. 1882 fand in Prag das erste Sokol-Massenfestival, genannt „slet“, statt. Fünf Jahre darauf gestatteten die k. k. Behörden die Bildung eines Dachverbandes, des „Česká obec sokolská“ (Č. O. S.). Um die Jahrhundertwende geriet der tschechische Sokol zunehmend in den Sog des Panslavismus. Zugleich sah er sich nun mit Konkurrenz in Gestalt von nach seinem Vorbild organisierten katholischen und sozialdemokratischen Turnverbänden konfrontiert.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden die Sokoli offiziell aufgelöst, viele Sokol-Mitglieder betätigten sich aber weiterhin nationalistisch und spielten bei der Bildung einer tschechischen Nationalarmee im Zuge der Auflösung der Donaumonarchie eine wesentliche Rolle. In der Zwischenkriegszeit florierte die vom neuen tschechoslowakischen Staat mit Wohlwollen betrachtete Sokol-Bewegung und sie wuchs bis 1930 auf 630.000 Mitglieder an. Im Zuge der Zerschlagung der Tschechoslowakei 1938/39 wurde der Sokol im Sudetenland sofort verboten, während im „Reichsprotektorat Böhmen-Mähren“ einzelne Sektionen zunächst weiter bestanden. 1941 wurde der Sokol aber auch hier zerschlagen und seine Mitglieder wurden verfolgt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Bewegung ein kurzes Revival. Der „slet“ von 1948 war mit einer halben Million Teilnehmer der größte seiner Art. Er fand einige Monate nach dem kommunistischen Staatsstreich statt und war geprägt durchantikommunistische Manifestationen. In der Folgezeit setzten die neuen Machthaber an die Stelle der „slets“ die Massenveranstaltungen der „Spartakiaden“, deren massengymnastische Choreographie teilweise auf Sokol-Prinzipien beruhte und von ehemaligen Sokol-Funktionären inszeniert wurde. Das Erbe der Sokoli in der Jugenderziehung übernahmen die Pioniere und der kommunistische Jugendverband. Während des Prager Frühlings von 1968 tauchten für kurze Zeit einige Sokoli auf, eine nachhaltige Neugründung konnte aber erst nach der Samtenen Revolution von 1989 erfolgen. In der Gegenwart zählt der tschechische Sokol knapp 200.000 Mitglieder, die postkommunistischen „slets“ pflegen etwa 20.000 Teilnehmer anzulocken.

Fallstudie 2: Dinamo Moskau[86]

Die Freiwilligensportgesellschaft Dinamo wurde 1923 auf Initiative von Geheimdienstchef Feliks Dzeržinskij gegründet und von der regulären und der Geheimpolizei unterstützt. Zuerst in Moskau etabliert, war sie als landesweite Organisation konzipiert, die die physische Gesundheit der Ordnungskräfte heben sollte. Bald nach der Gründung öffneten Ableger in mehreren Provinzstädten, die Moskauer Abteilung blieb indessen das Flaggschiff der Dinamo-Gesellschaft. Sektionen für verschiedene Sportarten entstanden, wobei dem Schießen besondere Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Bereits in der Gründungszeit wurde in Moskau aber auch ein „Demonstrationsfußballteam“ aus der Taufe gehoben, das auf zwei Vorläufervereinen aufbaute und rasch zu einer der dominierenden Mannschaften des Landes avancierte, dem aber in breiten Fan-Kreisen stets der Makel eines KGB-Teams anhaften sollte.

Zwischen den 20er und den 40er Jahren wurden Disziplinen wie Bandy, Eishockey, Basketball, Volleyball und Handball ins Repertoire von Dinamo aufgenommen. Mitte der 30er Jahre eröffnete die Dinamo-Gesellschaft in Moskau und anderen Städten auch die ersten Sportschulen. Dinamo-Athleten, die Werte wie Disziplin, Ordnung, Gesundheit und Respekt vor den Autoritäten verkörperten, dominierten die multidisziplinären Spartakiaden und pflegten enthusiastisch an den Paraden des Tags der Körperkultur teilzunehmen, die jeden Sommer auf dem Roten Platz stattfanden. 1937 wurde die Gesellschaft mit dem Lenin-Orden ausgezeichnet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in verschiedenen Ostblock-Staaten nach dem sowjetischen Vorbild mit den jeweiligen Sicherheitsdiensten verbundene Dynamo-Gesellschaften. Im Kalten Krieg sorgten Teams von Dinamo Moskau in verschiedenen Disziplinen für Furore. So gewann die Fußballsektion acht sowjetische Meisterschaften und fünf Pokale und stieß 1972 ins Endspiel des Europapokals als Pokalsieger vor. Die 1946 gegründete Eishockeyabteilung stand zwar im Schatten des Serienmeisters CSKA Moskau, errang aber immerhin vier sowjetische Meisterschaften. Im Damen-Volleyball gewann Dinamo Moskau zwischen 1947 und 1983 15 sowjetische Meisterschaften, vier Pokale und elf Europapokale, bevor in der Perestroika-Zeit ein rasanter Niedergang einsetzte. Das Herren-Volleyballteam errang sogar 33 sowjetische Meisterschaften, fünf Pokale und 13 Europapokale.

Mit der Auflösung der Sowjetunion endeten Kontrolle und Sponsoring von Dinamo durch das KGB. Die einzelnen Abteilungen wurden eigenständig, behielten indessen das Label „Dinamo“ zumeist bei. Verschiedene aus Dinamo Moskau hervorgegangene Vereine gerieten in der Transformationszeit in sportliche und finanzielle Schwierigkeiten. So stellte das Damen-Volleyballteam 1992 seinen Spielbetrieb ein; erst 2004 erfolgte auf der Basis eines anderen Vereins eine erfolgreiche Neugründung. Die ehemalige Basketball-Sektion machte 1997 Konkurs und wurde 2001 wiederbelebt.

 

Fazit

Insgesamt kamen die wesentlichen institutionellen Impulse in der Pionierphase bis zum Ersten Weltkrieg von „außen“, jedoch in unterschiedlicher Form. Während die ersten Institutionen der „British Sports“ in Osteuropa (wie auch im Rest des Kontinents) häufig von Briten und anderen Ausländern geschaffen wurden, orientierten sich Turnorganisationen zwar an ausländischen Vorbildern, entstanden aber als eigenständige Gründungen. Die Rolle der olympischen Bewegung bei diesen Vorgängen wäre im Einzelnen genauer zu untersuchen, scheint aber vor allem für die Herausbildung staatlicher Sportorganisationen in verschiedenen Ländern bedeutend gewesen zu sein. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg erfolgten auch paternalistische Gründungen von „oben“ durch sportexterne Institutionen wie Unternehmen, politische und religiöse Organisationen; es sind dies Vorgänge, bei denen sich Ost- von Westeuropa kaum unterschied.

In der Zwischenkriegszeit finden sich wiederum verschiedene gesamteuropäische Tendenzen. Dazu gehört der Aufstieg des Berufssports, bei dem die britischen Inseln Pionierdienste geleistet hatten, Ostmitteleuropa zuweilen Kontinentalwesteuropa voranging. Auch das verstärkte staatliche Engagement im Turn- und Sportbereich, insbesondere seitens des Militärs, und die Existenz ideologisch definierter Sonderorganisationen, vor allem des Arbeitersports, waren keine osteuropäischen Besonderheiten, wenn vom Sonderfall der Sowjetunion einmal abgesehen wird. Ein Spezifikum Ostmittel- und Südosteuropas war dagegen die stärkere Abbildung von Nationalitätenkonflikten im sportinstitutionellen Gefüge, einerseits durch die Existenz national definierter Sonderorganisationen und andererseits durch die teilweise explizit nationsbildende Stoßrichtung mancher Sportinstitutionen. Ein „osteuropäischer Sport“, der starke institutionelle Gemeinsamkeiten gezeigt und sich klar vom „Westen“ unterschieden hätte, bestand also bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges zu keinem Zeitpunkt.

Das Zeitalter des Kalten Krieges war dann die Epoche, in der sich „Osteuropa“ nicht nur in der „allgemeinen“ Geschichte, sondern auch sporthistorisch am deutlichsten als Entität vom Rest des Kontinents abgrenzte, indem das staatliche durchorganisierte Sportsystem der Sowjetunion, das sich in der Zwischenkriegszeit schrittweiseherausgebildet hatte, als Modell auf den ganzen Ostblock übertragen wurde und die dortigen Sportinstitutionen entscheidend prägte. Der Erfolg dieses Modells auf der Bühne internationaler Sportwettbewerbe brachte es mit sich, dass einzelne seiner Elemente in adaptierter Form auch im Westen übernommen wurden. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und damit auch der von ihm alimentierten Sportsysteme schlug das Pendel dann wieder zurück, indem sich nun die sportlichen Institutionen Osteuropas an denjenigen des „Westens“ zu orientieren hatten und sich ihnen effektiv auch annäherten, nicht ohne gewisse, länderspezifisch unterschiedliche Besonderheiten beizubehalten.

 

Literaturverzeichnis und weiterführende Literatur:

https://www.zotero.org/groups/2907722/sportgeschichte_osteuropas/collections/8FGQ8FPP


[1] EDELMAN Spartak Moscow. Vgl. auch EDELMAN A Small Way of Saying „No“.

[2] Z. B. CINGIENE Development of Sport Clubs in Lithuania.

[3] Vgl. z. B. BALTA Im Zeichen des Hufeisens; POMIAN „Loba“ macht den Meister; MIHAYLOV CSKA Sofia; GIRGINOV Strategic Relations and Sport Policy Making; BALTA „Am Anfang war Chinezul Timişoara...“; KOLUH F. K. Velež Mostar; GHANBARIAN-BALEVA „Die Blauen“.

[4] Vgl. GLETTLER Sokol und Arbeiterturnvereine; BLECKING Geschichte der nationalpolnischen Turnorganisation „Sokól“; BLECKING Vom „Polenklub“ zu Türkiyem Spor; KOLLER Fußball und Immigration.

[5] Vgl. LÜBKE Vereine und ihre Namen.

[6] RIORDAN Sport in Soviet Society.

[7] Vgl. z. B. GHANBARIAN-BALEVA Ein „englischer Sport“ aus der Schweiz; BZOWSKI Von der Fremdherrschaft zum europäischen Wettbewerb; FARKHSHATOV Der grüne Rasen in der Federgrassteppe; Auch: Mehr als ein Wembley-Tor.

[8] Vgl. z. B. GUTTMANN The Olympics; GAFNER 1894–1994; TOMLINSON National Identity and Global Events; EISENBERG FIFA 1904–2004; EISENBERG Der Weltfußballverband FIFA im 20. Jahrhundert.

[9] Vgl. BLECKING Die slawische Sokolbewegung; BLECKING Geschichte der nationalpolnischen Turnorganisation „Sokól“; NOLTE Sokol in the Czech lands; NOVOTNÝ Sokol v životě národa; SNOPKO Polskie Towarzystwo Gimnastyczne „Sokół“; UHLÍR Sokol proti totalitě; ŽUTIĆ Sokoli; GLETTLER Sokol und Arbeiterturnvereine; BLÁHA Turnende Frau.

[10] Vgl. BRENNER Emanzipation durch Muskelkraft; KUGELMASS Jews, Sports and the Rites of Citizenship; HILBRENNER Turnen, Sport und Fußball; BLECKING Jüdischer Sport in Polen; YEYKELIs Odessa Maccabi; HOFMEISTER Autoemanzipation durch Muskelkraft; NIEWERTH Zwischen Olympia und nationaljüdischem Sportfest.

[11] CHMEL’NICKAJA Sportivnye obščestva; EMELIANTSEVA Sport und urbane Lebenswelten im spätzarischen St. Petersburg; EMELIANTSEVA „Ein Fußballmatch ist kein Symphoniekonzert!“; DAHLMANN Vom Pausenfüller zum Massensport; PEPPARD Beginnings of Russian Soccer; WINTERSCHLADEN Kulturtransfer im entralrussischen Industriegebiet; WINDHAUSEN National Identity and the Emergence of the Sports Movement in Imperial Russia.

[12] Vgl. z. B. KEMMINER Von sportpolitischer Isolation zur Begründung einer Fußballtradition.

[13] EISENBERG The Rise of Internationalism in Sport. Vgl. auch KEYS The Internationalization

of Sport.

[14] Vgl. LENZ:Wisła und Cracovia im „Heiligen Krieg“.

[15] Vgl. EDELMAN The Professionalization of Soviet Sport; EDELMAN Sowjetischer Fußball; KEYS Soviet Sport and Transnational Mass Culture.

[16] Vgl. KEMMINER Anfänge des Fußballs in Böhmen und Mähren; KÜPPER Volkssport und deutsch-tschechischer Volkstumskampf; KÜPPER Fußball im multinationalen Staat; WAIC Německé tělovýchovné, sportovní, turistické a skautské organizace; LUH Der Deutsche Turnverband in der Ersten Tschechoslowakischen Republik; ZWICKER Fußball in den böhmischen Ländern; ZWICKER 100 Jahre Spitzensport in der böhmischen Provinz.

[17] Vgl. JOVANOVIĆ Sport as an Instrument of Yugoslav National Policy in Macedonia; JOVANOVIĆ Ein unvermeidlicher Geschmack von Politik; BALTA Die Goldenen Dreißiger; POPA „Our Team“?; LOULOS Soziale Emanzipation und gesellschaftliche Integration; IMGRUNT Aufstieg in den Adelsstand des Sports.

[18] Vgl. LANFRANCHI Fußball in Europa 1920–1938; MARSCHIK Mitteleuropa.

[19] GOUNOT Rote Sportinternationale.

[20] Vgl. STEINBERG Die Arbeitersport-Internationalen; NITSCH Internationale Arbeitersportbewegungen; DIERKER Beziehungen zwischen Luzerner Sportinternationale/Sozialistische Arbeiter-Sportinternationale und Roter Sportinternationale; GOUNOT Sport réformiste ou sport révolutionnaire.

[21] Zum dominierenden Bespiel Fußball sind bereits zahlreiche Beiträge aus folgenden Sammelbänden genannt worden: DITTMAR Überall ist der Ball rund 2006, 2008 und 2011. Zum Eishockey: GANZENMÜLLER Bruderzwist im Kalten Krieg.

[22] PROZUMENŠČIKOV Bol’šoj Sport i bol’šaja politika; O’MAHONY Sport in the USSR; ISAEV Sportivnaja politika Rossii; FRYC Communist Rule in Polish Sport History; GIRGINOV Bulgarian Sport Policy.

[23] Hier ist bisher vor allem ein Schwerpunkt auf die Betrachtung der Olympischen Bewegung gelegt worden: WALKER Politics of Performance; KEYS The Soviet Union, Cultural Exchange and the 1956 Melbourne Olympic Games; PARKS Verbal Gymnastics; NIGGLI Diplomatie sportive et relations internationales.

[24] ROMANOV Trudnye dorogi k Olimpu.

[25] Z. B. für die Sowjetunion: ROMANOV Meždunarodnoe sportivnoe dviženie; PAVLOV Fizičeskaja kul’tura i sport v SSSR; STOLBOV Geschichte der Körperkultur und des Sport der UdSSR.

[26] LEHMANN Internationale Sportbeziehungen und Sportpolitik der DDR; MERTIN Sowjetischdeutsche Sportbeziehungen im „Kalten Krieg“.

[27] Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann z. B. auf Protokolle und Berichte der DDR-Delegationen im Bundesarchiv (Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv – SAPMO) zurückgegriffen werden.

[28] Z. B. in: TOKARSKI Two Players – One Goal? (hier die Kap. 7.8 zu Ungarn, 7.13 zu Polen und 7.15 zu Slowenien); FÖLDESI The Transformation of Sport in Eastern Europe; FÖLDESI Post-Transformational Trends in Hungarian Sport; WELLGRAF Millionengaben.

[29] Z. B. GIRGINOV Capitalist Philosophy and Communist Practice; RIORDAN Sport after the Cold War.

[30] Für den Themenkomplex „Institutionen und Sport“ von Interesse sind daraus: GIGOROV Eastern European Sport; CINGIENE Revitalized Dream; DAVIES Sport for All Project in Eastern Europe; COLLINS Epilogue.

[31] Vgl. generell zu diesem Themenfeld EMELIANTSEVA Osteuropa und die Historische Anthropologie.

[32] Vgl. generell dazu z. B. WIPPERMANN Totalitarismustheorien.

[33] Vgl. dazu z. B. GEYER Mechanics of Internationalism.

[34] Vgl. z. B. TAYLOR Sport and International Relations; MILZA Sport et relations internationales; PEPPARD Playing Politics; KOLLER Fußball und internationale Beziehungen.

[35] Vgl. generell zu diesem Konzept z. B. ESPAGNE: Frankreichfreunde; MIDDELL: Kulturtransfer und Vergleich; PAULMANN: Internationaler Vergleich und interkultureller Transfer; KAELBLe: Vergleich und Transfer.

[36] Vgl. generell zu diesem Konzept z. B. WERNER Vergleich, Transfer, Verflechtung; WERNER De la comparaison à l’histoire croisée; WERNER Beyond Comparison.

[37] Vgl. generell zu diesem Konzept z. B. CONRAD Jenseits des Eurozentrismus.

[38] Die These geht zurück auf GERSCHENKRON Economic Backwardness.

[39] Vgl. z. B. MASON Association Football and English Society; HOLT Football and the Urban Way of Life; HOLT Sport and the British.

[40] Vgl. z. B. BRÄNDLE Goal!, S. 33–46.

[41] Vgl. z. B. DÜDING Organisierter gesellschaftlicher Nationalismus in Deutschland; Langewiesche: „... für Volk und Vaterland kräftig zu würken...“; KRÜGER Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports; KRÜGER Körperkultur und Nationsbildung; GOLTERMANN Körper der Nation; KRÜGER Deutschland, Deutschland über alles?.

[42] Vgl. CHMEL’NICKAJA Sportivnye obščestva; EMELIANTSEVA Sport und urbane Lebenswelten im spätzarischen St. Petersburg; WINTERSCHLADEN Kulturtransfer im zentralrussischen Industriegebiet.

[43] Vgl. BLECKING Slawische Sokolbewegung; BLECKING Geschichte der nationalpolnischen Turnorganisation „Sokól“; NOLTE Sokol in the Czech lands; NOVOTNÝ Sokol; SNOPKO Polskie Towarzystwo; GLETTLER Sokol und Arbeiterturnvereine; BLÁHA Turnende Frau.

[44] Vgl. BRENNER Emanzipation durch Muskelkraft; HOFMEISTER Autoemanzipation durch Muskelkraft; WILDMANN Der veränderbare Körper.

[45] Vgl. GEYER Mechanics of Internationalism. Die Rolle des Sports behandelt darin der Beitrag von Eisenberg.

[46] Vgl. z. B. MACALOON This Great Symbol; YOUNG Modern Olympics; DECKER Die Wiederbelebung der Olympischen Spiele.

[47] HOMBURG FIFA – Affiliated National Associations. Vgl. zur Frühgeschichte der FIFA WAHL La Fédération Internationale de Football-Association.

[48] Vgl. KEMMINER Von sportpolitischer Isolation zur Begründung einer Fußballtradition; EISENBERG FIFA 1904–2004, S. 61 f.

[49] Vgl. KÜPPER Volkssport und deutsch-tschechischer Volkstumskampf; KÜPPER Fußball im multinationalen Staat; WAIC Německé tělovýchovné, sportovní, turistické a skautské organizace; LUH Der Deutsche Turnverband in der Ersten Tschechoslowakischen Republik.

[50] Vgl. JOVANOVIĆ Ein unvermeidlicher Geschmack von Politik.

[51] Vgl. POPA:„Our Team“?

[52] Vgl. z. B. RIORDAN Sport in Soviet Society, S. 68–123; GROSS Körpererziehung und Sport in der Sowjetunion, S. 25–37; SEDLAK Leibesübungen und Sport in der Sowjetunion, S. 92–99; PLAGGENBORG Revolutionskultur, S. 62–95.

[53] Vgl. EDELMAN Spartak Moscow.

[54] Vgl. RICHARDS Soviet Chess; SOLTIS Soviet Chess; BRUNS Das Schachspiel als Phänomen der Kulturgeschichte, S. 244–294.

[55] Vgl. einstweilen die Überlegungen bei KOLLER Ein König und drei Diktatoren. Für den weiteren Kontext: KEYS Globalizing Sport; RIORDAN Sport under Communism and Fascism.

[56] Vgl. z. B. VAMPLEW Pay up and play the game; VAMPLEW The Economics of a Sports Industry; TISCHLER Footballers and Businessmen; LEWIS Genesis of Professional Football; TOMLINSON North and South; KORR West Ham United Football Club and the Beginnings of Professional Football.

[57] Die hier nicht zu vertiefende Forschungsdebatte darüber, ob die Gründe für diesen „Sonderweg“ politisch-ideologischer oder wirtschaftlicher und fiskalischer Natur waren, ist ein Aspekt einer seit 2005 (teilweise unter dem Label „Fußball-Historikerstreit“) geführten Kontroverse, die sich im Kern um die Frage dreht, wie braun der Deutsche Fußballbund 1933 war, als er sich den neuen Machthabern rasch annäherte (vgl. z. B. OSWALD Ideologie, Nicht Ökonomie).

[58] Vgl. z. B. die entsprechenden Länderkapitel in: KOLLER Fußball zwischen den Kriegen.

[59] Vgl. EDELMAN Sowjetischer Fußball; EDELMAN Spartak Moscow, S. 78 ff.

[60] Vgl. grundsätzlich zu diesen Debatten z. B. EMELIANTSEVA Einführung in die Osteuropäische Geschichte, S. 266 f.

[61] Vgl. z. B. HAFER Hugo Meisl oder die Erfindung des modernen Fußballs, S. 127 ff.; PÖGE Mitropa Cup.

[62] HOMBURG FIFA.

[63] Vgl. GOUNOT Rote Sportinternationale.

[64] Vgl. STEINBERG Die Arbeitersport-Internationalen 1920–1928; NITSCH Internationale Arbeitersportbewegungen; DIERKER Beziehungen zwischen Luzerner Sportinternationale/Sozialistische Arbeiter-Sportinternationale und Roter Sportinternationale; GOUNOT Sport réformiste ou sport révolutionnaire.

[65] Zahlen nach Schätzungen von GOUNOT Sport or Political Organization?, S. 24.

[66] GOUNOT Sport or Political Organization?, S. 24.

[67] Vgl. zu diesen Veranstaltungen NITSCH „Wir erlebten, wie Frieden sein kann“; KRAMMER Der ASKÖ und die Wiener Arbeiter-Olympiade 1931; KOLLER „Mächtiger als alles, was bisher der Arbeiterklasse gelungen“; MARSCHIK „...im Stadion dieses Jahrhunderts“; TOLLENEER Antwerpen 1937; SKORNIG Vor 50 Jahren; EDELMAN Serious Fun, S. 37–41; BAKER Muscular Marxism and the Counter-Olympics of 1932; GOUNOT Sport und Inszenierung des sozialistischen Aufbaus; GOUNOT Le rassemblement international des sportifs contre le fascisme et la guerre; GOUNOT Zwischen Abkehr und Ablehnung; WETZEL Paris 1934; GOUNOT Barcelona gegen Berlin; PUJADAS Le mythe des jeux populaires de Barcelone; PUJADAS L’altra Olimpiada ’36; PUJADAS The People’s Olympiad; SUREDA Sport and international relations in the period between wars; Association Football in Russia.

[68] Vgl. NIEWERTH Zwischen Olympia und nationaljüdischem Sportfest; WEIN The Maccabiah Games.

[69] Vgl. BALBIER „Von der DDR lernen, heißt siegen lernen!“; HUNGERBÜHLER Schweizer Sportkontakte zum Ostblock, S. 97 f.

[70] EDELMAN Spartak Moscow, S. 191 f.

[71] Vgl. zum Sportsystem der DDR z. B: HARTMANN Goldkinder; RITTER Wandlungen in der Steuerung des DDR-Hochleistungssports; SPITZER Schlüsseldokumente zum DDR-Sport; DAHLMANN Fußball als beschlossene Sache.

[72] Vgl. PARKS Verbal Gymnastics; PEPPARD/RIORDAN Playing Politics, S. 61–74.

[73] Vgl. WEIN The Maccabiah Games.

[74] Vgl. LEHMANN Internationale Sportbeziehungen und Sportpolitik der DDR; MERTIN Sowjetisch-deutsche Sportbeziehungen im „Kalten Krieg“.

[75] Vgl. PAUKER GANEFO I; LUTAN / HONG The politicization of sport.

[76] Vgl. z. B. GIRGINOV Capitalist Philosophy and Communist Practice; RIORDAN Sport after the Cold War.

[77] Vgl. z. B. WELLGRAF Millionengaben.

[78] BRÄNDLE Goal!, S. 143.

[79] Vgl. z. B. GIRGINOV Capitalist Philosophy and Communist Practice.

[80] Vgl. http://www.panarmeniangames.am.

[81] Vgl. http://www.nf-board.com und http://twixtop.info/www/nf-board/.

[82] Vgl. http://www.khl.ru.

[83] Vgl. http://www.ciscup.ru.

[84] Vgl. http://www.adriaticbasket.com/history.php.

[85] Vgl. dazu BLECKING Die slawische Sokolbewegung; NOLTE Sokol; NOVOTNÝ Sokol; UHLÍR Sokol proti totalitě; BLÁHA Turnende Frau; ROUBAL Politics of Gymnastics; ROUBAL A didactic project transformed into the Celebration of a Ritual.

[86] Eine wissenschaftliche Darstellung der Geschichte Dinamo Moskaus ist ein Desiderat. Vgl. einstweilen My iz Dinamo; http://www.fcdynamo.ru sowie die einschlägigen Ausführungen bei VARTANJAN Sto let Rossijskomu futbolu; ESENIN Moskovskij futbol, und EDELMAN Spartak Moscow.