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Gewaltphänomene im Sport lassen sich nicht isoliert von diskursiven, gesellschaftlichen und herrschaftlichen Bezügen diverser Art betrachten. Bisherige Forschungen stellen entweder den Sport im östlichen Europa in den Kontext staatlicher Gewalt und von Krieg oder sie nehmen das spezifische Phänomen der Stadion-, Jugend- und Zuschauergewalt in den Blick. Ausgehend davon leuchtet der Artikel am Beispiel der Zuschauergewalt das Erkenntnispotential einer Gewaltgeschichte des osteuropäischen Sports aus und demonstriert dies anhand von drei Fallbeispielen: der gesellschaftlichen Gewalt in sowjetischen Stadien der 1930er und 1950er Jahre, der politischen Aufladung von internationalen Wettkämpfen während des Kalten Krieges und nationalistischer Auseinandersetzungen im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens.
Violence in sports cannot be considered in isolation from its implications for the discourse on society and authority. Previous research either has situated Eastern European sports in the context of state violence and war, or it has focused on phenomena specific to stadium, youth or spectator violence. This article demonstrates the broader research potential of a history of violence in Eastern European sports, offering as examples three case studies of spectator violence: social violence in Soviet stadiums in the 1930s and 1950s, the political tensions of international confrontation during the Cold War, and nationalist conflicts during the breakup of Yugoslavia.
Gewalt scheint dem Sport grundsätzlich inhärent zu sein. Nicht nur Kampfsportarten, die eine regulierte Ausübung physischer Gewalt darstellen, sondern auch der Leistungssport allgemein können als gezähmte Variante eines Kampfes oder sogar des Krieges verstanden werden.[1] Es ist allerdings umstritten, inwieweit der Sport die Gewaltpotentiale der Akteure verstärkt oder abbaut. Unübersichtlich ist der Zusammenhang von Sport und Gewalt nicht zuletzt deshalb, weil „Gewaltakte […] letztlich darin [bestehen], dass Menschen anderen Menschen Schaden zufügen“.[2] In diesem Sinne könnten auch Disziplinierungs- und Verwissenschaftlichungsregime des Sports, wie Trainingsdrill und Doping, zum Spannungsfeld von Sport und Gewalt gezählt werden.[3] Wir möchten uns in Abkehr von diesem weiten Gewaltbegriff dagegen Phänomenen der Zuschauergewalt zuwenden, da sie uns besonders geeignet erscheinen, nach Wechselwirkungen zwischen Sport, Gewalt, Herrschaft und Gesellschaft im östlichen Europa zu fragen. Grundsätzlich ermöglicht der Zuschauersport aufgrund „tagtraumartige[r] Identifizierung mit einigen Wenigen“ ein „Ausleben von Affekten im Zusehen oder selbst im bloßen Hören, etwa eines Radio-Berichts“.[4] Er kann dabei gemeinschaftliche Impulse erzeugen, sich in konkreten Situationen „mit Gewalt verteidigen“ zu wollen, wobei sich diese „Gewalt […] häufig aggressiv (präemptiv) manifestiert“[5] . Insbesondere Fangemeinschaften, die in subkulturellen Netzwerken agieren und eine Haltung der vorbeugenden Selbstverteidigung einnehmen, neigen zu Formen ritualisierter Gewalt. Hooligans verkörpern somit das soziokulturelle Gewaltpotential des Zuschauersports. Auch wenn der Zuschauersport einen „gemäßigte[n] und genau geregelte[n] Spielraum zur Entladung“ von „Affekten“ anbietet,[6] so interagiert der Bereich des Sports stets auch mit anderen gesellschaftlichen Bereichen.
Im östlichen Europa waren Normen und Herrschaft insbesondere während des 20. Jahrhunderts einem steten Wandel unterworfen. In Russland erlebten die Menschen Revolution, Bürgerkrieg, stalinistischen Terror, Arbeitslager sowie Hungersnöte, die nationalsozialistische Raub- und Vernichtungspolitik erschütterte die Gesellschaften Osteuropas auf unterschiedliche Weise,[7] und Jugoslawien zerfiel am Ende des Jahrhunderts in einem Bürgerkrieg, der deutliche Kontinuitäten zur gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Serben und Kroaten, Nationalisten und Kommunisten im Zweiten Weltkrieg aufwies.[8] Im Kontext dieser revolutionären Umbrüche und staatlichen Zusammenbrüche erzeugte das transgressive Potential normüberschreitender, normierter und kodifizierter Gewalt eine komplexe Wechselbeziehung zwischen Sport und gesellschaftlichen Prozessen. Angesichts der Tiefe gesellschaftlicher Brüche im östlichen Europa wäre es zu kurz gedacht, den Sport als ein modernes Disziplinierungsregime im Sinne einer „konstanten Transformation offener unkontrollierter Gewalt in regulierte und kontrollierte Gewalt“ zu beschreiben.[9] Stattdessen gilt es, die gesellschaftliche Dimension von Gewalt und Sport auszuloten. Die noch in ihren Anfängen steckende Sportgeschichte Osteuropas hat das Thema Gewalt auch vorwiegend in dieser Perspektive entwickelt. Wenn im Folgenden die Zuschauergewalt im Mittelpunkt des Artikels steht, dann ist dies sowohl eine Spiegelung des Forschungsstandes als auch die Hervorhebung eines Forschungsfeldes, auf dem künftige sportgeschichtliche Studien noch wichtige Beiträge zu einer Gesellschaftsgeschichte der Gewalt leisten können.
Bislang haben sportgeschichtliche Zugänge auf drei Feldern zum Verständnis des östlichen Europas im 20. Jahrhundert beigetragen: beim Stalinismus in der Sowjetunion der dreißiger Jahre, bei der Konfrontation der Blöcke im Kalten Krieg und beim Auseinanderbrechen der Vielvölkerstaaten Sowjetunion und Jugoslawien in den achtziger und neunziger Jahren. Diese drei Themenfelder stehen auch hier im Mittelpunkt, um das Forschungspotential von sportgeschichtlichen Zugängen zur Gewalt durch Fallbeispiele exemplarisch vorzustellen. Folgende Leitfragen strukturieren die Darstellung der Einzelfälle:
Der folgende Beitrag sieht also explizit die Gewalt als Gegenstand der Analyse, nicht den Sport. Es geht um die Kontextualisierung von gesellschaftlichen Gewaltphänomenen und nicht um das Auffinden von allgemeingültigen Antworten auf das weltweite Phänomen der Zuschauergewalt.
Der Zusammenhang von Sport und Gewalt bildet für das 20. Jahrhundert seit jeher eine wichtige Forschungsperspektive. Zwei Zugänge lassen sich dabei unterscheiden. Ein Teil der Studien stellt den Sport in den Kontext von staatlicher Gewalt und Krieg und rückt die Auswirkungen politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen auf den Sport in den Blick. So zeigen etwa die Studien Robert Edelmans wie Sport unter den Bedingungen von Verhaftungen, Ermordungen und Deportationen in der Sowjetunion des Großen Terrors und der folgenden Jahre organisiert werden und stattfinden konnte. Dies gilt insbesondere für die Bemühungen des Gründers von Spartak Moskau, Nikolaj Starostin, der sich vergeblich mit Hilfe politischer Netzwerke gegen den sich andeutenden Aufstieg der Geheimdienstmannschaft Dinamo und auch gegen seine eigene Verhaftung stemmte.[10] Für die Jahre des Zweiten Weltkrieges dominieren Studien, welche die spezifischen Bedingungen des Sports in den Kriegsjahren zu erfassen versuchen.[11] Die jüngere Forschung betont darüber hinaus, dass eine einfache Dichotomie von Sport und Politik nicht aufgehe, sondern vielmehr eine Interaktion zwischen beiden Sphären stattfinde. Eva Maurers fulminante Studie zu den sowjetischen Alpinisten zeigt, wie sehr sich sowohl die Sport- und Freizeitorganisationen als auch die informellen sozialen Netzwerke der Alpinisten unter dem Einfluss sich wandelnder und überlagernder Diskurse der kul’turnost’, des „Neuen Menschen“, der Militarisierung des Sports, aber auch vor dem Hintergrund des drohenden Terrors veränderten – und wie sich in der Adaption dieser Diskurse auch stets Freiräume und zunehmend offenere Debatten ergaben. Sowjetische Alpinisten gestalteten diese Diskurse mit, indem sie etwa über die Erstbesteigung des von ihnen benannten Pik Stalina Alpinismus als sowjetisches „Heldentum“ zu etablieren versuchten oder Ende der 1930er Jahre Vorstellungen eines militarisierten Sports aufgriffen, um sich ungefragt der Roten Armee anzudienen.[12]
Neben staatlicher Gewalt und Krieg nimmt eine zweite Forschungsperspektive die spezifischen Phänomene der Stadion-, Jugend- und Zuschauergewalt in den Blick. Damit rückt insbesondere für die sowjetische und ostmitteleuropäische Nachkriegszeit der Sport als eigener Produzent von Gewalt in den Vordergrund.[13] Verbesserte Verkehrswege, mediale Darstellungen und mehr Freizeit führten in der Nachkriegszeit überall in Europa mehr Zuschauer in die Stadien und erhöhten deren Mobilität sowie ihre Sichtbarkeit. Im Westen schenkten die Medien Konflikten zwischen Fangruppen große Aufmerksamkeit und hoben damit lokal verortete Zuschauergewalt auf die nationale und zuweilen auch internationale Bühne.[14] Für die Länder Osteuropas gilt dies ebenso, wenn auch der Sichtbarkeit unter den Bedingungen kontrollierter Medienöffentlichkeit und durch die Stadionkontrollen seitens der Miliz und der Armee Grenzen gesetzt waren.[15] Hierbei ergeben sich interessante regionale Unterschiede. In der Sowjetunion eröffneten sich nach Stalins Tod Freiräume, die in vielen Stadien zu Gewaltausbrüchen gegen sowjetische Sicherheitskräfte, Spieler und Schiedsrichter führten. In Ungarn kam es nach dem verlorenen WM-Finale 1954, wie auch im Kontext des Volksaufstandes von 1956 zu Ausschreitungen von Fußballfans.[16] Für die Tschechoslowakei beobachten Vic Duke und Pavel Slebička dagegen einen Rückgang von Zuschauerunruhen im Zuge der Etablierung kommunistischer Herrschaft.[17] Einschränkend muss festgehalten werden, dass auch in der Sowjetunion die Presse in der Nachkriegszeit nur selten über solche Ereignisse berichtete.[18] Eine Geschichte der Stadiongewalt in der osteuropäischen Nachkriegszeit müsste daher wesentlich stärker auf Archivquellen und Interviewmaterial gestützt sein, um Gewalt jenseits der Presseberichterstattung ans Licht zu bringen. Limitierende Faktoren wie etwa die eingeschränkte Presseberichterstattung und eingeschränkte Reisemöglichkeiten zu Auswärtsspielen im Westen verzögerten in Osteuropa die Entstehung jugendlicher Fan- und Gewaltnetzwerke. Sie hielten sie aber nicht auf. Nach dem Vorbild vergleichbarer Entwicklungen in Großbritannien und anderen westlichen Staaten kam es in den 1970er, vor allem aber in den 80er Jahren auch in der Sowjetunion,[19] in Polen,[20] in der Tschechoslowakei,[21] in Jugoslawien[22] und in der DDR[23] zu einer „ernste[n] Eskalation von Fußballhooliganismus“ im Rahmen informeller Fußballjugendkultur.[24] Für die Sowjetunion beschreibt John Bushnell die Entstehung fanatischer „Fangangs“ im Moskau der späten 1970er Jahre als „Quantensprung sowohl in Organisation als auch in Gewalt“.[25] Eingebettet in eine Dissertation über sowjetische Fußballfans im poststalinistischen Vielvölkerreich, arbeitet einer der Autoren dieses Handbuchkapitels gestützt auf Archivdokumente, Presseberichte und Interviews mit Anhängern von Spartak Moskau und Dinamo Kiew an einer Geschichte fanatischer Fankultur in der Sowjetunion.[26]
Die Zweiteilung des Forschungsfeldes in Sport im Kontext von staatlicher Gewalt und Krieg sowie das spezielle Phänomen der Zuschauergewalt spiegelt sich auch in Untersuchungen zum Sport während des Kalten Krieges. Während einerseits Arbeiten den Sport als „Stellvertreterkrieg“ im Rahmen der Auseinandersetzung der Blöcke darstellen, die erlaubten und unerlaubten Mittel darlegen, mit denen die Kontrahenten des Kalten Krieges sportliche Wettkämpfe ausfochten und somit die Auswirkungen des Kalten Krieges auf den sportlichen Wettkampf beleuchten,[27] zeigt sich andererseits in einigen jüngeren Arbeiten zu Sportbegegnungen innerhalb des sozialistischen Lagers eine direktere Wechselbeziehung zwischen Außenpolitik und Zuschauergewalt.[28]
Wie wirkte nun aber die Gewalt des 20. Jahrhunderts in den Bereich des Sports hinein und wie trugen die Bedingungen des Sports selbst zur Gewalt bei? Welche Erkenntnisse lassen sich durch Untersuchungen des Zusammenhangs von Sport und Gewalt gewinnen, die über eine reine Geschichte des Sports hinausweisen? Zunächst widmen wir uns dem innersowjetischen Zusammenhang aus Sport, Herrschaft und Gewalt in Stalinismus und Tauwetter, interessieren uns dann für die Wirkungszusammenhänge aus Sport, Gewalt und Kaltem Krieg und schließen am Beispiel Jugoslawiens mit nationalistisch motivierten Übergriffen in Vielvölkerreichen.
Betrachtet man die ersten Jahre der sowjetischen Fußballliga ab 1936, so erscheint es gänzlich unmöglich, ihre Geschichte losgelöst von der Gewalt dieser Zeit zu erzählen. Der Terror der späten 1930er Jahre machte vor den Sphären des Sports nicht halt. Er traf Sportler und Offizielle zu Hunderten. Für das beliebte Spartak Moskau war etwa die Verhaftung und Ermordung wichtiger Patrone, unter ihnen Komsomolführer Kosarev, besonders schmerzhaft. 1942 wurden Spartakgründer Nikolaj Starostin und seine Brüder verurteilt und nach Sibirien deportiert. Während die Urteilsbegründung diverse kriminelle Machenschaften anführte, war in der Presse bereits die Vorstellung etabliert, Starostin und Spartak würden einen bourgeoisen Wettkampfsport verfolgen.[29]
Diese Rhetorik war Teil des Diskurses vom „neuen Menschen“, der auch Gewalt zwischen Spielern auf dem Platz und Zuschauerunruhen als schädliches Übel markierte. „Krasnyj Sport“ berichtete etwa schon 1935 über Schlägereien auf dem Feld und empörte sich über die geringe „Kultur“ der Spieler, die das Ziel des Sports gefährde, eine erzieherische Funktion für die Massen auszuüben.[30] Auch das Plenum des Allunionskollegiums der Fußballschiedsrichter kam nach Ausschreitungen in Leningrad 1937 zu dem Ergebnis, dass „der Anstieg der Grobheiten […] das Resultat der fehlenden Erziehungsarbeit unter den Spielern, Trainern und Repräsentanten, der schwach ausgeprägten Disziplinierungspolitik und der mangelnden Klasse in der Spielleitung“ sei.[31] In der Folge setzten die Behörden Soldaten ein, um das Spielfeld vor den Zuschauern abzuschirmen.[32] Sie schützten damit einen Ort, in dessen Bau und Erweiterung die Bol’ševiki nennenswerte Ressourcen investiert hatten, um es zu einem Inbegriff des neuen Menschentums zu machen.
Es ist kaum rekonstruierbar, ob die breite Masse der urbanen Stadionbesucher diesen stalinistischen Rahmen einfach erduldete, um die Spiele zu genießen, Teile dieses Rahmens in ihre Weltsicht adaptierte, oder im Gegenteil mit einzelnen, auch für die 1930er Jahre erwähnten Rufen wie „bej miliciju“ („Schlagt die Miliz“) insgeheim sympathisierte. Fußball war seit den 1920er Jahren ein urbanes Massenereignis. Da die sowjetischen Ordnungsvorstellungen und Organisationsstrukturen in jener Zeit noch nicht voll etabliert waren, stellten Rufe wie „Schlagt die Miliz“ eher eine Abgrenzung von einzelnen sowjetischen Institutionen in einem sich gerade erst entfaltenden Staatsapparat dar und dürften nur selten gegen die sozialistische Ordnung als solche gerichtet gewesen sein. Die Zuschauermasse schützte den Einzelnen, doch der Preis solcher Rufe veränderte sich im Kontext des Terrors der 1930er Jahre. Der Stalinismus merzte die „ältere“ oder „unkultivierte“ Männlichkeit proletarischer Massen nicht aus, doch er dämpfte sie. Angesichts der Anwesenheit der Armee nach Ausschreitungen und der Teilhabe zentraler Protagonisten stalinistischer Herrschaft bei Ligaspielen erscheint das Stadion als Schnittpunkt stalinistischer Gewalt gegen das Alte und von Praktiken des „schönen neuen Lebens“.[33] Als in den späten 1930er Jahren Sportoffizielle, aber auch Spieler, verschwanden, repräsentierten die Leerstellen auf dem Platz den Schatten omnipräsenter Gewalt. Die Eliminierung von Feinden war auch im Sport ein Mittel zur Herstellung einer Ordnung, von der sich die schönen Spiele, ideologisch wie faktisch, ableiteten.
Vergleicht man dies mit dem gesellschaftlichen und politischen Übergang nach Stalins Tod 1953, so zeigt sich, wie die Rahmenbedingungen nun Unruhen im Stadion regelrecht förderten. In dem Maße, in dem sich der behördliche Zugriff nach Stalins Tod zunächst lockerte, wurden Stadien zu Orten, an denen sich mal kleinere, mal größere Gruppen in identitätsstiftendem Zorn vereinigen konnten. Die „eingehegte Gewalt“ des nun von seinem stalinistischen Rahmenkontext befreiten Sports bot einen guten Nährboden für den gewaltsamen Ausdruck gesellschaftlicher Gegensätze, die ihren Ursprung außerhalb des Sports hatten. Während sowjetische Medien in seltenen Presseberichten nicht von Massenunruhen sprachen, sondern von einzelnen chuligany, die der breiten Mehrheit friedlicher Fans das Spielerlebnis vergällten,[34] transportierte Stadiongewalt in den 1950er und 1960er Jahren unterschiedlichste Bedeutungen. Sie ging über Pöbeleien unpolitischer chuligany weit hinaus, indem sie etwa alte Rechnungen beglich und die Verantwortung für die Schrecken der Vergangenheit klar zuwies. Am 12. Oktober 1955 versuchten mehrere Tausend Menschen beim Spiel zwischen Spartak Erevan und Sverdlovsk am Schiedsrichter der Partie einen Akt der Selbstjustiz zu verüben. Über die Mitarbeiter von Miliz und Innenministerium erging ein Hagel aus Flaschen und Steinen während folgende Schreie dazu aufgerufen haben sollen, sie zu verprügeln: „Verräter des armenischen Volkes“, „Berijaleute“ (berievcy), „Faschisten“ (fašisty), „Schlagt diese Scheusale“ (bej ėtich gadov). Der herbeigeeilte Krankenwagen sei zerstört worden und das medizinische Personal habe sein Heil in der Flucht gesucht. Feuerwehrlöschfahrzeuge, die die Menge mit Wasser auseinander treiben sollten, wurden mit Steinen beworfen und ein Teil der Feuerwehrleute wurde verprügelt. Als die Armee sich weigerte, die Sicherheitskräfte vor Ort zu unterstützen, habe der anwesende Innenminister der Armenischen Sowjetrepublik, Piskunov, die Anweisung gegeben, Schüsse in den Himmel abzugeben, worauf die Menge auseinandergegangen sei. Neben zahlreichen Verletzten sei auch ein Todesopfer zu beklagen gewesen.[35]
Dies war kein Einzelfall. Ein Jahr später kam es in der Pause des Fußballspiels zwischen Spartak und Dinamo Moskau zu Tumulten, die zu „schweren, unglücklichen Frakturen“ und weiteren Verletzungen einiger Stadionbesucher führten und mehrere „Einsätze von Krankenwagen und die Einweisung der Verletzten in das Krankenhaus“ erforderten. Der offizielle Bericht führte das Unglück auf Mangel an Toiletten und falsch geplante Fluchtwege zurück. Er verschwieg aber nicht, dass zunächst einzelne „randalierende“ Personen (chuliganstvujuščie lica) von den oberen Rängen mit Flaschen geworfen hätten. Daraufhin sei im und außerhalb des Stadions eine „beträchtliche Anzahl Schlägereien entstanden“. Für den Stadiondirektor lag die Verantwortung für die Unruhen in erster Linie beim Verhalten einiger Spartakspieler auf dem Platz. „Insbesondere […] Netto, Sal’nikov, Simonjan und andere“ hätten „die Zuschauer offenkundig provoziert“.[36] Während das Schreiben „auch die Entscheidung“, „dem Verkauf alkoholischer Getränke in allen bufety zuzustimmen“, als falsch bewertet, kündet es zwischen den Zeilen vom Gegensatz zwischen Dinamo und Spartak. Während sich Dinamo, ausgehend von einer erfolgreichen Englandfahrt unmittelbar nach dem Krieg, neue Anhänger jenseits der Mitarbeiter des Innenministeriums erschloss, war die Erinnerung an die stalinistische Herrschaft und ihre Implikationen für den Sport aus Spartaks Perspektive noch jung. Erst zwei Jahre zuvor war der Spartakgründer Starostin aus seiner Verbannung zurückgekehrt.
Die hier implizite Nähe zu den Verwerfungen der Stalinjahre ist beim Spiel in Erevan bereits von den Zeitgenossen so empfunden worden. Die Polizeiquelle beschreibt eine Fanmasse, für die die Mitarbeiter des Innenministeriums weiterhin nichts anderes als Berijaleute (berievcy) waren, Vasallen des zwischenzeitlich hingerichteten Lavrentij Berija, der seit den späten 1930er Jahren der Geheimpolizei und nach dem Krieg dem Innenministerium vorstand. Der Bericht dokumentiert, dass sich die örtlichen Sicherheitskräfte einer Stadiongewalt gegenüber sahen, die das sowjetische Innenministerium aus der Summe der zitierten Schreie als Reaktion auf die eben überwundene stalinistische Herrschaft interpretieren musste. Es finden sich Belege für ähnliche, aber auch für viele kleinere Vorfälle in den Spielberichten und Schiedsrichterrapporten der folgenden Jahrzehnte. Doch für die Mehrheit der sowjetischen Bevölkerung traten sie spätestens in den 1960er Jahren angesichts von erweiterten Sicherheitsmaßnahmen und einer strengen Zensur wieder in den Hintergrund. Da sich die Presse über die meisten Vorfälle ausschwieg und stattdessen vermehrt über friedliche Fußballfans berichtete, wird Stadiongewalt als dezidiertes Element der Stadionkultur auch heute kaum noch erinnert. Sie ist die Ausnahme, die die Regel friedfertiger Stadionkultur vor der Entstehung der fanatskoe dviženie in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren bestätigt. Stadiongewalt beschäftigte die Behörden, aber sie wirkte kaum in die Gesellschaft hinein.
Der Kalte Krieg bedeutete einen tiefen Einschnitt im Verhältnis von Sport und internationalen Beziehungen. Sportliche Wettkämpfe dienten den Regierungen schon zuvor als ein Mittel der Außenpolitik, doch im Rahmen des kulturellen Kalten Kriegs wurde diese Möglichkeit systematisch angewendet.[37] Sportliche Auseinandersetzungen konnten einerseits dazu dienen, friedliche Koexistenz zu demonstrieren oder entspannungspolitische Initiativen mit vorzubereiten, wie etwa das Freundschaftsspiel der sowjetischen und deutschen Nationalmannschaften im August 1955, dem im September der Besuch Konrad Adenauers in Moskau folgte. Angesichts der politischen Bedeutung dieses Spiels war die sowjetische Seite sehr darauf bedacht, den sportlichen Wettkampf als Ausdruck der Völkerverständigung und der Friedensliebe des sowjetischen Volkes zu inszenieren.[38] Wettkampferfolge wurden andererseits in zunehmendem Maße auch dazu benutzt, die Überlegenheit des jeweils eigenen Systems zu betonen. Im Westen galten die eigenen Erfolge als Ausdruck der freien Entfaltungsmöglichkeiten der siegreichen Athleten, im Osten war jede errungene Medaille ein Beleg für die Überlegenheit eines Gesellschaftssystems, das die Sportler von jeglichen kapitalistischen Zwängen befreit habe.
Die Systemkonkurrenz übertrug sich in zahlreichen Sportarten auf die Zuschauer, ohne sich allerdings in den Stadien in Form von Gewalt zu reproduzieren. Selbst in einer hochgradig aufgeheizten Atmosphäre wie beim Sieg der amerikanischen College Boys über die übermächtig erscheinende Eishockeymacht aus der Sowjetunion 1980 bei den Olympischen Winterspielen von Lake Placid kam es zu keinerlei Formen von Zuschauergewalt. Zwar hatten die amerikanischen Medien das Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften in der Medaillenrunde vor dem Hintergrund des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan zu einem Duell zwischen der westlichen Lebensweise und dem kommunistischen Gesellschaftsmodell stilisiert, doch die amerikanischen Zuschauer ergriffen wie bereits in allen Spielen der sowjetischen Auswahl zuvor allein durch Buhrufe lautstark Partei gegen die sbornaja.[39]
Zu gewalttätigen Ausschreitungen kam es allerdings bei Ländervergleichen zwischen den Staaten des Warschauer Paktes. Offiziell herrschte innerhalb des sozialistischen Lagers zwar „Völkerfreundschaft“,[40] diese propagandistisch aufgeladene Formel konnte die Vorbehalte gegen die politische Hegemonie der Sowjetunion allerdings nur notdürftig kaschieren. Jede Form der Unzufriedenheit mit dem sozialistischen Gesellschaftsmodell und seinen Auswirkungen im Alltag wurde nicht allein den einheimischen Kommunisten, sondern insbesondere der als Vorbild gepriesenen Sowjetunion in Rechnung gestellt. Das Stadion bot als Kommunikationsraum die Möglichkeit, im Schutze der Anonymität der Masse nicht konforme Meinungsäußerungen kundzutun. Länderspiele gegen die Sowjetunion konnten dazu genutzt werden, die Missbilligung der sowjetischen Hegemonie durch antisowjetische oder antirussische Parolen öffentlich kundzutun. Die Grenzen zwischen lautstarker Androhung von Gewalt und tatsächlich ausgeübter Gewalt waren dabei fließend.
Am 20. Oktober 1957 trafen etwa im Rahmen der Qualifikationsspiele zur Fußballweltmeisterschaft von 1958 im polnischen Chorzów (Königshütte) die Nationalmannschaften Polens und der Sowjetunion aufeinander. Die sowjetische Auswahl wurde schon beim Betreten des Platzes mit einem gellenden Pfeifkonzert empfangen. Während des Spieles skandierten die Zuschauer antisowjetische Parolen, drohten den sowjetischen Spielern und bewarfen sie mit Gegenständen. Jedes Foul, das von der polnischen Mannschaft begangen wurde, beklatschte die Menge mit tosendem Beifall.[41] Seit den späten vierziger Jahren war es im Rahmen von Sportereignissen wiederholt zu antisowjetischen Parolen gekommen, insbesondere bei internationalen Boxkämpfen.[42] Die Entstalinisierung stürzte auch in Polen das kommunistische Regime in eine Krise, und der Widerstand gegen die sowjetische Dominanz wurde, wie etwa beim Posener Arbeiteraufstand im Juni 1956, nun auch öffentlich kundgetan.[43] Aus diesem Grund hatten sich die sowjetischen und polnischen Verantwortlichen darauf verständigt, das ursprünglich in Warschau angesetzte Spiel ins schlesische Chorzów zu verlegen. Dort, wo man als Zuschauer im Wesentlichen die ansässigen Bergleute erwartete, hielt man die Ausgangsbedingungen für günstig, da die Arbeiterklasse der Sowjetunion freundschaftlich gegenüberstehe.[44] Auch wenn diese Kalkulation nicht aufging, so blieb es doch bei Pöbeleien innerhalb des Stadions, ohne dass die angespannte Stimmung in offene Gewalttätigkeiten umschlug. Dies lag nicht zuletzt an der Berichterstattung in der polnischen Presse, die stets respektvoll über den sowjetischen Gegner schrieb und den Sieg in Chorzów als sportlichen Erfolg feierte, ohne ihn zu einem politischen Stellvertreterkrieg zu stilisieren.[45]
Einen ganz anderen Einfluss hatten Medien bei der Eskalation von Stadiongewalt am Rande sowjetisch-tschechoslowakischer Eishockeyspiele im Umfeld des „Prager Frühlings“. Im Rahmen der Eishockeyweltmeisterschaft von 1967 in Wien trafen am letzten Spieltag die Sowjetunion und die Tschechoslowakei aufeinander. Zwei Minuten vor Schluss eskalierte das Spiel, als die sowjetischen und tschechoslowakischen Spieler sich, angeheizt von rund 5000 angereisten tschechischen und slowakischen Fans, eine Massenschlägerei lieferten. Bei der anschließenden Siegerehrung pfiffen die tschechoslowakischen Zuschauer beim Abspielen der sowjetischen Hymne. Nach Angaben der sowjetischen Botschaft in Prag unterstützten die in großer Zahl nach Wien gereisten Eishockeyfans aus der Tschechoslowakei darüber hinaus jeden Gegner der sowjetischen Nationalmannschaft lautstark, auch und gerade wenn er aus „bourgeoisen“ Ländern stammte.[46]
Die Vorkommnisse in Wien waren schon eine Vorahnung des Gewaltpotentials, das sich zwei Jahre später bei der Weltmeisterschaft in Stockholm Bahn brach, als die tschechoslowakische Mannschaft die sowjetische Auswahl zwei Mal bezwang und dadurch für die Tschechoslowakei eine innen- und außenpolitische Krise auslöste. Bereits nach Übertragung des ersten Sieges im Fernsehen war es zu einer großen Jubelfeier auf dem Wenzelsplatz in Prag gekommen, in deren Verlauf auch antisowjetische Parolen zu hören waren. Nach dem zweiten Sieg am 28. März zogen Zehntausende durch die Straßen. Das Reiterstandbild des Heiligen Wenzel war wie im August 1968 mit tschechoslowakischen Fahnen geschmückt und erinnerte damit gezielt an jene Wochen, in denen eine militärische Intervention des Warschauer Paktes den eigenständigen Reformkurs der KPČ unterbunden hatte. Die Menge skandierte in Sprechchören „Für August, für August!“ oder „Iwan, geh’ nach Hause!“ Schließlich stürmte sie das Prager Büro der staatlichen sowjetischen Fluggesellschaft Aeroflot am Wenzelsplatz, verwüstete die Büroräume, warf Dokumente und Einrichtungsgegenstände auf den Platz und steckte sie dort in Brand. Mehrere Polizisten wurden beim Versuch verletzt, die eskalierte Situation wieder in den Griff zu bekommen.
Im ganzen Land hatte man am Fernseher das Eishockeyspiel verfolgt, und an zahlreichen Orten kam es in der Folge zu antisowjetischen Demonstrationen und Ausschreitungen.[47] In Ústí nad Labem umzingelte eine Menge von 2000 Menschen die Militärkommandantur der sowjetischen Garnison. Sie warfen parkende Autos und Motorräder um und steckten sie in Brand, schlugen die Fenster und Türen des Gebäudes ein und schnitten die Telefonleitungen durch. In Mladá Boleslav belagerten 1000 Menschen die sowjetische Kaserne und bewarfen das Gebäude mit Steinen. 200 Fensterscheiben gingen dabei zu Bruch, und zwei sowjetische Soldaten verletzten sich leicht. Die Menge beschimpfte die Militärs als „Okkupanten“, „Eindringlinge“ und „Faschisten“. In Hradec Králové demonstrierten 20.000 Menschen. Sie zogen zum sowjetischen Kriegerdenkmal und versuchten es anzuzünden. Auch in Teplice, Trutnov, Olomouc, Ostrava und Havlíčkův Brod versammelten sich jeweils mehrere tausend Menschen, warfen die Fenster sowjetischer Einrichtungen ein und skandierten: „Okkupanten!“, „Russen, geht nach Hause!“ und ähnliche Parolen.
Die Eskalation der Gewalt in der Tschechoslowakei lässt sich auf zwei Ursachen zurückzuführen. Zum einen war die anti-sowjetische Stimmung unmittelbar nach der gewaltsamen Beendigung des tschechoslowakischen Reformprozesses auf einem Höhepunkt. Sportliche Wettkämpfe konnten in dieser angespannten politischen Situation der Funke sein, der ein Feuer entfachte. Hinzu kam, dass die Medienberichterstattung in der Zeit des „Prager Frühlings“ vergleichsweise frei war. Anders als in Polen 1956 wirkte die tschechoslowakische Presse nicht beruhigend auf die Massen ein, sondern heizte die nationale Stimmung bereits im Vorfeld der Begegnung an. Und auch das Fernsehen signalisierte den Zuschauern, dass es bei den beiden Eishockeyspielen um mehr als nur um Sport ging. Beim Sieg der Tschechoslowaken vom 28. März hatte die Bildregie beim Abspielen der tschechoslowakischen Hymne die enttäuschten Gesichter der Verlierer in Großaufnahme gezeigt. Als die sowjetische Mannschaft zwei Tage später durch einen Sieg über Kanada doch noch die Goldmedaille gewann, fiel im tschechoslowakischen Fernsehen in dem Moment der Ton aus, als die sowjetische Hymne abgespielt wurde. Und als die sowjetische Fahne gehisst wurde, verschwand auch das Bild von den Mattscheiben.
Das Stadion war ein Kommunikationsraum, in dem politischer Protest im Gewand des Hooliganismus offen und nachhaltig zum Ausdruck gebracht werden konnte. Nicht immer drückte Randale Dissens gegenüber Moskau aus, und nur selten stimmten sozialistische Medien randalierenden Zuschauern zu. In der Tschechoslowakei der späten 1960er Jahre demonstrierten Stadionbesucher ihre ablehnende Haltung gegenüber der sowjetischen Hegemonie im östlichen Europa allerdings im Einklang mit den Medien und ermunterten die Prager Regierung, den eingeschlagenen Reformkurs beizubehalten. Die sowjetische Regierung war sich der Fragilität der eigenen Herrschaft in Ostmitteleuropa durchaus bewusst. Stadien erwiesen sich in den Warschauer-Pakt-Staaten immer wieder als Arenen eines Nationalismus, den es nach offizieller Parteidiktion längst nicht mehr gab. Der Kreml zog aus der Eruption von nationaler Euphorie und Gewalt im Zuge des Eishockeyspiels vom 28. März 1969 die politischen Konsequenzen und erwirkte innerhalb der folgenden drei Wochen die Absetzung Alexander Dubčeks. Stadiongewalt war ein politischer Faktor, der die Beziehungen zwischen den verbündeten Staaten des Warschauer Paktes mitunter ganz wesentlich beeinflusste.
Video: Demonstrierende Eishockeyfans in Prag 1969. Preview unter https://www.britishpathe.com/video/ice-hockey-fans-demonstrate-in-prague
Seit dem 19. Jahrhundert ist der Sport ein Bestandteil nationaler Auseinandersetzungen. Die Instrumentalisierung sportlicher Wettkämpfe kann auf zweierlei Arten erfolgen. Zum einen können Nationalisten sportliche Rivalität dazu benutzen, nationale Spannungen weiter anzuheizen. Zum anderen können freundschaftlich ausgetragene Wettkämpfe auch zur Entspannung einer explosiven Lage beitragen.[48] Da Sportvereine eine bedeutende Rolle beim „nation-buildung“ spielten, trugen sie insbesondere in Vielvölkerreichen zur nationalen Mobilisierung von Minderheiten bei.[49] Nach dem Ersten Weltkrieg waren die Habsburgermonarchie und das russische Zarenreich zusammengebrochen. Nationalistische Konflikte wurden nun verstärkt zwischen Nationalstaaten ausgetragen. Am Ende des 20. Jahrhunderts sollte der Sport abermals eine Rolle beim Zusammenbruch zweier multinationaler Staaten spielen. In der Sowjetunion begann das Aufbegehren gegen die kommunistische Herrschaft an den Rändern des Imperiums und erfolgte nicht zuletzt in nationalistischem Gewand. Insbesondere im Baltikum kündigte sich das nationale Aufbegehren gegen das Sowjetimperium auch am Rande von Sportereignissen an.[50]
Wie in anderen multiethnischen Staaten galt der Sport auch in Jugoslawien lange als Vehikel des Ausgleichs zwischen den diversen Nationalitäten. Der Fußballverein Velež Mostar etwa hatte lange versucht „ethnische Abgrenzungen sowohl in der Republik Bosnien und Hercegovina als auch in Jugoslawien zu transzendieren“, kam aber dadurch in den 1990er Jahren selbst in die Schusslinie „ethnischer Nationalisten“. [51] Gleichzeitig zeigt sich der Sport selbst am Beispiel Jugoslawiens als geschichtsmächtiger Raum, der Entwicklungen nicht nur nachvollzog, sondern forcierte. Für einige Anhänger von Dinamo Zagreb begannen die jugoslawischen Zerfallskriege sogar mit einem Fußballspiel. Am 13. Mai 1990 sollte im Stadion Maksimir in Zagreb der jugoslawische Fußballklassiker zwischen Dinamo Zagreb und Roter Stern Belgrad ausgetragen werden. Bereits im Vorfeld der Partie war es zu Prügeleien zwischen den Anhängern der beiden Klubs gekommen. Im Stadion erreichte die nationalistisch aufgeheizte Stimmung dann ihren Siedepunkt. Die aus Belgrad angereisten Fans demolierten die Tribüne, und die Anhänger von Dinamo Zagreb stürmten das Feld, wo sie sich eine wilde Schlägerei mit der jugoslawischen Polizei lieferten. Auch die Spieler von Dinamo mischten sich ein und beteiligten sich an der Auseinandersetzung. Den schlecht vorbereiteten Ordnungskräften gelang es nicht, die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Das Fußballspiel konnte nicht stattfinden. Daraufhin setzte sich die Gewalt außerhalb des Stadions fort, wo sich Fans und Polizei Straßenschlachten lieferten. Da das Spiel im Fernsehen übertragen werden sollte, verfolgte nun das ganze Land die Eskalation der Gewalt. Die Bildschirme in den Wohnzimmern zu Hause zeigten, wie der Zagreber Spieler Zvonimir Boban Polizisten attackierte und wie die zerschnittene jugoslawische Fahne über den Rasen getragen wurde. Aus den Lautsprechern der Fernsehgeräte dröhnten nationalistische Parolen und Lieder, die von der Anhängerschaft beider Seiten lauthals gesungen wurden. Der gesamten Bevölkerung wurde an diesem 13. Mai 1990 offen vor Augen geführt, dass der jugoslawische Staatsapparat das Land nicht mehr kontrollierte.[52]
Das Phänomen des Hooliganismus gab es in Jugoslawien bereits seit den siebziger Jahren. Allerdings war Stadiongewalt zu dieser Zeit noch nicht vom Nationalismus durchwoben. Vielmehr platzierten sich gewaltbereite Fans durch ihr Verhalten und Auftreten außerhalb der Gesellschaft und stellten das Gewaltmonopol des Staates in Frage. Dies änderte sich Mitte der achtziger Jahre. Zu dieser Zeit begannen Fans in Kroatien und in Serbien mit der Zugehörigkeit zu einem Klub ihre nationale Zugehörigkeit zu demonstrieren. Vermehrt schwenkten die Anhänger Fahnen mit Nationalwappen, verehrten auf Transparenten ihre „nationalen Helden“, sangen Tschetnik-Lieder oder traten mit dem Ustaša-Gruß auf. Und während kroatische Anhänger im Stadion den Namen „Tudjman“ skandierten, demonstrierten die Fans von Roter Stern Belgrad öffentlich ihre Unterstützung für Slobodan Milošević, indem sie etwa riefen: „Slobo, Du Serbe, Serbien steht hinter Dir!“ Das waren die gleichen Parolen, die auch auf den politischen Demonstrationen in Serbien und Montenegro gebrüllt wurden. Die nationalistische Propaganda hatte also einen starken Einfluss auf die Hooliganszene.[53] Folglich blieb der Gewaltausbruch vom 13. Mai kein Einzelfall. Nur wenige Monate später, am 26. September 1990, stürmen kroatische Fans beim Spiel zwischen Hajduk Split und Partizan Belgrad das Spielfeld und verbrannten eine jugoslawische Flagge. Das Spiel, das ebenfalls im Fernsehen übertragen wurde, musste daraufhin abgebrochen werden.[54]
Vor diesem Hintergrund konnten gewalttätige Auseinandersetzungen im Stadion von beiden Seiten dazu benutzt werden, sich selbst als wehrloses Opfer zu inszenieren und auf diese Weise Gegengewalt einzuklagen. Gerade in nationalistischen Auseinandersetzungen entsteht so eine Spirale der Gewalt, die sich vom Ort des Stadions löst und in jeden Bereich der Gesellschaft vordringen oder auch den umgekehrten Weg gehen kann. In unserem Fall benutzen nationalistische Politiker die Aggressivität von Hooligans dazu, die Eskalation der Gewalt voranzutreiben. Gleichzeitig galten die Hooligans als eine willkommene Rekrutierungsbasis für Kriegsfreiwillige.[55]
Das jugoslawische Beispiel zeigt darüber hinaus, wie eng die Wechselbeziehungen zwischen Sport und Krieg sein können. Die Stadiongewalt des Jahres 1990 war nicht nur ein Faktor, der die Eskalation nationalistischer Gewalt vorantrieb; die Identifikation von Klub und Kriegspartei setzte sich in den folgenden Jahren vielmehr fort. So zogen kroatische Soldaten mit dem Emblem von Dinamo Zagreb als Glücksbringer auf Helmen und Uniformen in den Krieg, oder sie hissten an der Front die Dinamo-Flagge. Auf der anderen Seite rekrutierte Željko Ražnatović, besser bekannt als „Arkan“, als Fanbeauftragter von Roter Stern Belgrad gerade unter den Fußballanhängern Soldaten für seine „Freiwilligengarde“, die im Krieg dann zahlreiche schwere Kriegsverbrechen verübte. Und auch das Kriegsgedenken wird von den Fangemeinden mitgeprägt, so dass auch in der Kriegserinnerung die sportliche Parteinahme von nationalen Identitäten durchdrungen bleibt. Im Jahr 1994 wurde hinter der Westtribüne des Maksimir-Stadions in Zagreb ein Denkmal aufgestellt, das die Inschrift trägt: „Für die der Krieg am 13.5.1990 im Stadion begonnen hat und mit der Hingabe ihres Lebens am Altar der Heimat Kroatiens endete“.[56]
Gewalt ist kein isoliertes Phänomen, sondern ist zumeist die Folge komplexer gesellschaftlicher Wechselwirkungen. Das Potential einer Gewaltgeschichte des osteuropäischen Sports liegt darin, die jeweiligen politischen, sozialen und kulturellen Zusammenhänge und Kontexte offen zu legen. Gewaltgeschichten des osteuropäischen Sports könnten erstens diejenigen Institutionen in den Blick nehmen, die diese Zusammenhänge exemplarisch verdeutlichen und dabei doch kaum erforscht sind: die Sportorganisationen der Geheimpolizei und der Armee. Die Geheimpolizei ließ in der Sowjetunion in den 1930er Jahren Sportler und Offizielle verschwinden und war gleichzeitig in Form ihrer Dinamo-Sportorganisation ein Träger und Konstrukteur von Darstellungen neuer sozialistischer Menschen. Staatlicher Terror und kultiviertes neues Leben waren im Stalinismus zwei Seiten einer Medaille.[57] Gleichwohl fehlen Studien, die darlegen, wie die Dinamo-Sportorganisation am Schnittpunkt zwischen Sport und schönem Leben auf der einen und Militarisierung, Terror und Gewalt auf der anderen Seite agierte.
Gewaltgeschichten des osteuropäischen Sports müssten sich zweitens mit Gewalträumen beschäftigen. Mikrostudien sollten die Entstehung von Gewaltkulturen systematisch untersuchen, Übergänge von wenig gewalttätigen Jugendmoden zu informellen Gewaltnetzwerken markieren, Elemente interethnischer und nationalistischer Gewalt herausarbeiten sowie die Entstehung dieser Subkulturen auf breitere historische Prozesse und auf die Gegenwart beziehen. Für die Sowjetunion betonte James Riordan bereits in den 1970er Jahren die Bedeutung des Sports für Nationalitätenkonflikte.[58] Gleichwohl schreibt er, wie auch andere Arbeiten neueren Datums, dem Sport eine integrative Wirkung für Minderheiten und Unterprivilegierte zu.[59] In welchen Räumen entstanden aber gewaltbereite Fannetzwerke? Was befördert ihre Reproduktion? Indem Analysen die Stadien nicht länger als alleinigen Ort des Geschehens begreifen und sich stattdessen den Höfen, Schulen, Straßen, U-Bahnhöfen, Regionalzügen oder Treffpunkten in Wohngebieten und Vororten zuwenden, könnten sie unsere Vorstellung davon vertiefen, wie der Sport und andere gesellschaftliche Bereiche in Osteuropa über Gewalt miteinander verwoben waren und sind. Schließlich sollten sich Studien für bislang kaum beachtete transnationale Verflechtungen dieser Gewaltkulturen, nicht nur mit dem Westen, sondern vor allem innerhalb Osteuropas interessieren, wo diese Fangruppen wesentlich häufiger physisch aufeinandertrafen. Es ist vollkommen unklar, entlang welcher Wechselwirkungen sich Hooligannetzwerke in Russland, Polen und anderen Staaten Ostmitteleuropas seit den späten 1980er, vor allem aber seit den 1990er Jahren entwickelten. Dabei stellen Treffen dieser Gruppen, auf nationaler und auf internationaler Ebene, einen wesentlichen Motor in der Dynamik dieser Subkulturen dar. Denn: Wenn Hooligans sich treffen, treffen sie sich ins Gesicht.
GA RF Gosudarstvennyj archiv rossijskoj federacii (Staatsarchiv der Russischen Föderation)
RGANI Rossijskij gosudarstvennyj archiv novejšej istorii (Russisches Staatsarchiv für Neueste Geschichte)
https://www.zotero.org/groups/2907722/sportgeschichte_osteuropas/collections/V6WIII6C
[1] Etwa: ANDREWS/WAGG War minus the shooting?
[2] BAUMEISTER/BUSHMAN Emotionen und Aggressivität, S. 598.
[3] Zum Zusammenhang aus Wissenschaftsdiskursen und Sport siehe den Beitrag von Nikolaus Katzer und Stefan Rohdewald.
[4] ELIAS Prozess der Zivilisation, S. 280.
[5] BOWMAN Violence in Identity, S. 42.
[6] ELIAS Prozess der Zivilisation, S. 280.
[7] Etwa SNYDER Bloodlands; SHEEHAN Kontinent der Gewalt; BEYRAU Schlachtfeld der Diktatoren; BABEROWSKI Der rote Terror.
[8] Vgl. HÖPKEN Gewalt auf dem Balkan – Erklärungsversuche zwischen „Struktur“ und „Kultur“; MAZOWER Der Balkan, S. 227–238; NAIMARK Flammender Hass. Siehe auch den Abschnitt zu Nationalismus und Gewalt in diesem Kapitel, S. 14.
[9] ČOLOVIC Football, Hooliganism and War, S. 394.
[10] EDELMAN Serious Fun; EDELMAN A Small Way of Saying „No“; EDELMAN Spartak Moscow.
[11] Siehe dazu Gregor Feindts Handbuchartikel zu Sport und Erinnerungskultur. DOUGAN Dynamo;
KUZ’MIN Pravda O matče smerti; RIORDAN The Match of Death; CHERTOV Fußball während der Blockade.
[12] MAURER Wege zum Pik Stalin, S. 130 und 194–197.
[13] Dies gilt etwa auch für Darstellungen von Stadionkatastrophen, etwa am 20. Oktober 1982 im Moskauer Leninstadion in Lužniki. Siehe EDELMAN Spartak Moscow, S. 294; TOL Drama in Het Lenin-Stadion.
[14] DUNNING Zuschauerausschreitungen, S. 125.
[15] RIORDAN Sport in Soviet Society.
[16] BRÜGGEMEIER Zurück auf dem Platz, S. 265–268; DALOS Die ungarische Fußballkatastrophe von 1954, S. 40–53.
[17] DUKE/SLEBIČKA Bohemian Rhapsody.
[18] Wie etwa über Zuschauerunruhen beim Spiel CSKA Moskau gegen Dinamo Kiew 1960 im Moskauer Lenin-Stadion in Lužniki. Siehe ZELLER „Our Own Internationale“, S. 65.
[19] BUSHNELL Fan Gangs and Their Graffiti Argot.
[20] PROKOPF Fußballhooligans in Polen zwischen Papsttreue und Antisemitismus.
[21] DUKE/SLEBIČKA Bohemian Rapsody.
[22] ČOLOVIC Football, Hooliganism and War; MILLS Velež Mostar Football Club and the Demise of „Brotherhood and Unity“; MILLS „It All Ended in an Unsporting Way“.
[23] HAUSWALD/WILLMANN Ultras Kutten Hooligans; WILLMANN Stadionpartisanen.
[24] DUKE/SLEBIČKA Bohemian Rapsody.
[25] BUSHNELL Moscow Graffiti, S. 33.
[26] Die Geschichte fanatischer Jugendkultur in der Sowjetunion wird in der Arbeit allerdings in einen breiteren Kontext sowjetischer Fußballkultur eingebettet sein. ZELLER Das sowjetische Fieber.
[27] Vgl. u. a. BALBIER Kalter Krieg auf der Aschenbahn; KATZER Kalter Krieg auf der Aschenbahn.
[28] GANZENMÜLLER Bruderzwist im Kalten Krieg; FEINDT Völkerfreundschaft auf dem Rasen? Siehe auch PARKS Red Sport, Red Tape.
[29] EDELMAN Serious Fun, S. 62–68, 84, 131.
[30] Krasnyj Sport 30.3.1935 zitiert nach EDELMAN Serious Fun, S. 54–55.
[31] GARF, f. 7576, op. 13, d. 112, l. 58; EDELMAN Serious Fun. S. 71.
[32] EDELMAN Serious Fun, S. 71.
[33] Vgl. BABEROWSKI Leben im Ausnahmezustand.
[34] ZELLER „Our Own Internationale“, S. 65–66.
[35] GARF, f. 9415, op. 3s, d. 529 (1955), ll. 85‒89, 90–92.
[36] GARF, f. 7576, d. 1143/1, ll. 51–53.
[37] Siehe etwa KATZER Kalter Krieg auf der Aschenbahn.
[38] Vgl. DAHLMANN „Fußball ist nur Fußball“ oder „Fußball als Tor zur Welt und als Realitätsmodell“.
[39] Vgl. JOKISIPILÄ Revenge in 1969, Miracle in 1980, S. 103–110; MCDONALD „Miraculous“ Masculinity Meets Militarization.
[40] Vgl. BEHRENDS Die erfundene Freundschaft.
[41] PROZUMENŠČIKOV Bol’šoj sport i bol’šaja politika, S. 313; FEINDT Völkerfreundschaft auf dem Rasen?
[42] FEINDT Völkerfreundschaft auf dem Rasen?, S. 126.
[43] MACHCEWICZ Massenbewegung 1956 in Polen; BORODZIEJ Geschichte Polens im 20. Jahrhundert, S. 297–303.
[44] PROZUMENŠČIKOV Bol’šoj sport i bol’šaja politika, S. 312.
[45] FEINDT Völkerfreundschaft auf dem Rasen?, S. 126–134.
[46] GANZENMÜLLER Bruderzwist im Kalten Krieg, S. 114 ff.
[47] Zu Folgendem vgl. den Bericht P. Ivašutins an A. I. Blatov im ZK der KPdSU vom 31.3.1969, RGANI f. 89, op. 67, d. 18, l. 1–3. Die Times berichtete außerdem von Ausschreitungen in den slowakischen Städten Bratislava und Košice, vgl. The Times vom 1.4.1969.
[48] Vgl. KÜPPER Volkssport und deutsch-tschechischer Volkstumskampf.
[49] Vgl. u.a. GLETTLER Sokol und Arbeiterturnvereine (D.T.J.) der Wiener Tschechen bis 1914.
[50] Siehe etwa MISIUNAS/TAAGEPERA The Baltic Staates, S. 253; KOZLOV Nadzornye proizvodstva prokuratury SSSR po delam ob antisovetskoj agitacii i propagande, S. 804.
[51] Vgl. MILLS Velež Mostar Football Club, S. 1108.
[52] Zu den Ereignissen vom 13. Mai vgl. FREIERMUTH Vom Stadion in den Krieg; OEHM „Soldaten in kurzen Hosen“?, S. 205–206.
[53] Vgl. ČOLOVIĆ Football, Hooligans and War.
[54] Vgl. OEHM „Soldaten in kurzen Hosen“?, S. 206; BONIFACE Viele Füße für den Frieden, S. 9.
[55] Vgl. ČOLOVIĆ Fußball, Hooligans und Krieg, S. 272–273.
[56] Vgl. FREIERMUTH Vom Stadion in den Krieg.
[57] SCHLÖGEL Terror und Traum.
[58] RIORDAN Sport in Soviet Society.
[59] BLECKING/WAIC Sport – Ethnie – Nation; POPA „Our Team“. Siehe auch ZELLER „Our Own Internationale“; ZELLER „The Second Stalingrad“.