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Generalmajor Vasilij V. Biskupskij – die politische Führungsperson der „weißen“ russischen Emigranten

Die Russische Revolution 1917 und der einsetzende Bürgerkrieg bedeuteten für tausende Russen, dass sie ihr Heimatland auf ungewisse Zeit – oftmals bis zu ihrem Lebensende – verlassen mussten. Ein Großteil der Emigranten, die in den darauffolgenden Jahren in Deutschland – allen voran in Berlin und München – eintrafen, waren Anhänger der Monarchie. Desgleichen waren sie vehemente Gegner des bolschewistischen Regimes. Eine sehr schillernde und zum Teil umstrittene Person unter diesen „weißen“ Russen war Generalmajor Vasilij V. Biskupskij. Durch sein Engagement und Wirken avancierte er zur Führungsperson innerhalb des Emigrantenmilieus und besaß darüber hinaus in konservativen und in deutsch-nationalen Kreisen sowohl eine hohe Position als auch politischen Einfluss.

Biskupskij wurde am 27. Juni 1878 in St. Petersburg in ein galizisches Adelsgeschlecht hineingeboren.[1] Seine elitäre Herkunft, allen voran sein Vater, Vizegouverneur und Großgrundbesitzer in Russland, prägten ihn und seine Weltanschauung, die sich vor allem in der Emigration entwickeln sollte. Mit 17 Jahren trat er in die Nikolaj-Kavallerieschule ein, um dort eine militärische Laufbahn einzuschlagen. Biskupskij, der 1910 aus disziplinarischen Gründen aus dem Heer austreten musste, konnte nach seinem Wiedereintritt 1913 durch zahlreiche Auszeichnungen u. a. auch im Ersten Weltkrieg einen festen Platz im russischen Militär behaupten. 1916 wurde ihm schließlich der höchste militärische Rang eines Generalmajors im zaristischen Russland verliehen.[2]

Nach der Oktoberrevolutionund der Machtübernahme der Bolschewiki reiste Biskupskij Anfang 1918 in die Ukraine, um an der Seite Petr Vrangel’s, dem Oberbefehlshaber der antibolschewistischen „weißen“ Streitkräfte, gegen die Rote Armee zu kämpfen. Der Truppenverband Vrangel’s kooperierte dabei mit der deutschen Besatzungsmacht, welche die Ukraine ebenfalls nicht in die Hände der bolschewistischen Truppen fallen lassen wollte. Aus diesem Grund ist anzunehmen, dass General Biskupskij, der innerhalb der zaristischen Armee der germanophilen Fraktion angehörte, bereits vor seiner Emigration nach Deutschland Kontakte zum deutschen Militär aufbauen konnte.[3]

Nach dem Scheitern der Ukraine-Operation emigrierte der General etwa Anfang 1919 nach Deutschland, wobei er sich zunächst in Berlin, dem damaligen Sammelpunkt rechtsgesinnter und monarchistischer Emigranten, niederließ.[4] Bereits in den ersten Monaten seines Aufenthalts begann Biskupskij in Zusammenarbeit mit konservativen deutschen Kräften an einem politischen Großprojekt zu arbeiten, welches sich als seine Lebensaufgabe in der Emigration herausstellen sollte: die Zerschlagung der von den Bolschewiki errichteten Sowjetunion und die Wiederherstellung der monarchischen Ordnung Russlands in den Grenzen von 1914 unter der Herrschaft der Romanovs.[5] Um dieses Ziel zu verwirklichen, beteiligte sich Biskupskij an einer Intervention russischer und deutscher Freikorps unter General Avalov-Bermondt gegen die „Roten“ im Baltikum.[6] Die Militäraktion wurde von der am 22. Juni 1919 gegründeten sogenannten Westrussischen Regierung in Berlin geleitet, zu deren politischen Repräsentanten und Kriegsminister Biskupskij avancierte.[7] Im Winter 1919/20 wurde das Scheitern dieses Vorhabens jedoch deutlich, was sowohl den Rückzug der Armee als auch das Zerbrechen der Regierung nach sich zog.

Biskupskij, dem klar wurde, dass ausschließlich militärische Interventionen gegen die Bolschewisten nicht zum gewünschten Erfolg führen würden, konzentrierte sich fortan auf die Ausarbeitung revisionistischer und konterrevolutionärer Pläne. Er gründete zum einen den Allrussischen Volks- und Militärbund, mit dessen Hilfe er in Russland „die Errichtung einer Volksmonarchie auf föderativer Grundlage und die Übergabe des Landes an die Bauern“[8] beabsichtigte. Zum anderen entwickelte er in Zusammenarbeit mit Max Hoffmann, ehemaliger General in der deutschen Obersten Heeresleitung, den Plan, durch eine rechte Gegenrevolution die mittel- und osteuropäischen Regime der Vorkriegszeit wiederherzustellen.[9] Eine im Juli 1920 in Budapest abgehaltene Konferenz, auf der ein 12-Punkte-Plan verabschiedet wurde, spiegelt solch ein Vorhaben wider. Seine Restaurations- und Konterrevolutionspläne sahen ein Großdeutschland, Großungarn und ein monarchisches Russland vor. Mit Hilfe zum Teil sich feindlich gesinnter Gruppierungen von Kriegsgefangenen, weißen Offizieren, Freikorps, nationalen Partisanenverbänden, Separatisten und Teilen der Roten Armee sollten die Pläne umgesetzt werden. Diese Gruppen sollten gegenüber den liberalen Westmächten Frankreich und Großbritannien als ein einheitlicher Gegenpol auftreten. Aufgrund mangelnder Kooperation und fehlender finanzieller Mittel scheiterte dieses Programm jedoch.[10]

Neben diesen langfristigen Konzepten war es Biskupskijs Anliegen, zum politischen und militärischen Oberhaupt der russischen Emigration in Deutschland zu werden. Mit seinem Vorsitz im Zentralkomitee der Vereinigten Monarchistischen Parteien rückte er diesem Vorhaben einen großen Schritt näher. Um das russische Gremium sammelten sich Gegner der Weimarer Republik und der Versailler Vertragsrevisionisten um Ludendorff, wodurch Biskupskij seine bisherigen Kontakte zum deutschen konservativen Lager intensivierte. Dadurch avancierte er zum Bindeglied zwischen den russischen Monarchisten und der nationalen Rechten, darunter Wolfgang Kapp.[11] Für diese Tätigkeit soll Biskupskij monatlich 50.000 Mark erhalten haben.[12] Nach dem gescheiterten Kapp-Putsch im März 1920 in Berlin sahen die Beteiligten und Sympathisanten, zu denen auch Biskupskij zählte, sich veranlasst, nach München zu fliehen.[13]

Aufgrund des veränderten politischen Klimas, das ab Anfang 1920 in Bayern mit der rechten Regierung unter Gustav Ritter von Kahr herrschte, bildeten sich der Freistaat und insbesondere München zu einem neuen Sammelbecken rechter und national-konservativer Bewegungen heraus.[14] General Biskupskij, der ebenfalls seinen Lebensmittelpunkt in die bayerische Hauptstadt verlegte, wohnte dort mit seiner Familie bis etwa 1922/23 in der Pension Quisisana in der Theresienstraße 84[15] und im Anschluss in der Karlstraße 54a.[16] Die Biskupskijs lebten in sehr bescheidenen Verhältnissen, da sich die finanzielle Situation stets schwierig gestaltete. Seine Frau musste für den Lebensunterhalt aufkommen, während er sich völlig auf den Ausbau seines politischen Programms konzentrierte und nach Finanzierungsmöglichkeiten für dessen Umsetzung suchte.[17]

Direkt zu Beginn seiner Münchener Jahre baute er den Kontakt zu dem Deutschbalten Max Erwin von Scheubner-Richter aus und arbeitete bis zu dessen Tod im November 1923 eng mit ihm zusammen.[18] Ein gemeinsames Projekt stellte die Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung dar, dessen Begründer und Vorsitzender Scheubner-Richter und dessen Vizepräsident Biskupskij war. Die Organisation verfolgte den Auf- und Ausbau wirtschaftlicher Beziehungen zwischen Deutschland und Russland, um die „alte Ordnung“ wiederherzustellen.[19] Zudem war die Vereinigung durchzogen von verschwörungstheoretischen, antisemitischen und antibolschewistischen Weltanschauungen.[20] In Bad Reichenhall tagte vom 29. Mai bis zum 6. Juni 1921 ein großes Symposium der monarchistischen Russen, das von der Aufbau-Vereinigung organisiert worden war. Ein Hauptanliegen des Kongresses war es, die zersplitterten Fraktionen der russischen Emigration zu vereinen. Zu den zwei vorherrschenden monarchistischen Lagern gehörten zum einen die sogenannten„Nikolaevcy“, die Anhänger des frankophilen Großfürsten Nikolaj Nikolaevič Romanov und zum anderen die „Kirillovcy“, die dem in Coburg lebenden germanophilen Großfürsten Kirill Vladimirovič Romanov folgten.[21] Sowohl Scheubner-Richter als auch Biskupskij können zweifelsohne Letzteren zugeordnet werden. Aufgrund unterschiedlicher Ansichten über die Ausrichtung und die Frage nach den Bündnispartnern sowie wegen machtpolitischer Kämpfe konnte dieser Kongress keinen Erfolg verzeichnen.[22]

Angesichts der Tatsache, dass Scheubner-Richter ein enger Vertrauter Ludendorffs und Hitlers war und gleichzeitig Mitglied der im Februar 1920 in München gegründeten NSDAP, fungierte er als zentrales Bindeglied zwischen der russisch-monarchistischen Bewegung und den Nationalsozialisten. Scheubner-Richter führte Biskupskij in die rechtsgesinnten Münchener Kreise ein, der sich wiederum seitens der nationalsozialistischen Kräfte die Unterstützung in seinem Restaurationsvorhaben erhoffte.[23] Mit Ludendorff traf Biskupskij beispielsweise zu dieser Zeit die Vereinbarung, die deutschen und russischen Demarkationslinien von 1914 wiederherzustellen.[24] Er beschaffte enorme Geldsummen vom Großfürstenpaar Kirill und Viktoria für die NSDAP sowie die Aufbau-Vereinigung.[25] Insbesondere Viktoria konnte Biskupskij für seine Zwecke und die der NSDAP gewinnen. Er wurde zu einem engen Berater der Großfürstin und sogar zu ihrem Liebhaber.[26] Obwohl Biskupskij kein offizielles Amt innehatte, wurde ihm durch diese Beziehungen eine hohe politische Stellung und Bedeutung im München der frühen 1920er Jahre zuteil. Gemeinsam mit Oberst Eval’d, einem ebenfalls in München lebenden einflussreichen Russen, bildeten sie das Führungsgespann in der Emigration. Mit der Ernennung Biskupskijs zum „General für besondere Aufträge“ seitens des selbsternannten „Zaren im Exil“ Kirill wurde er schließlich als politisch-militärischer Führer der russischen Emigration legitimiert.[27]

Darüber hinaus war Biskupskij als Gründungsmitglied von 1921 bis 1924 innerhalb der Russischen Monarchistischen Vereinigung in Bayern (RMO) tätig und beteiligte sich an zahlreichen Geheimprojekten, in der Hoffnung, nach 1921 einen Umsturz in Russland auszulösen.[28] Auf seine Einladung kam bspw. im Juni 1923 Andreas Remmer, ehemaliger russischer Staatsrat, nach Bayern, um gemeinsam mit ihm und Kirill antibolschewistische Propagandaschriften für einen Putsch anzufertigen. Laut den Aussagen Remmers sei der Plan, die Regierung in der Sowjetunion zu stürzen, jederzeit und mit Hilfe der deutschfreundlich eingestellten Emigranten durchführbar.[29]

Anfang der 1920er Jahre geriet Biskupskij mehrmals mit den Behörden in Konflikt. Zum einen verdichtete sich Ende März 1922 zunehmend der Verdacht gegenüber seiner Person: Biskupskij hatte sich zum Zeitpunkt des Attentats auf den ehemaligen russischen Politiker Vladimir Dmitrievič Nabokov in Berlin durch die in München lebenden Russen Petr Šabel’skij-Bork und Sergej Taborickij ebenfalls in der Hauptstadt aufgehalten. Eine Verstrickung seinerseits konnte ihm allerdings nicht nachgewiesen werden.[30] Zum anderen kam bei den bayerischen Behörden Ende 1923 der Verdacht auf, Biskupskij habe sich „als eifriges Mitglied der national-sozialistischen Arbeiterpartei […] aktiv am 8.XI.1923 am Umsturzversuch beteiligt“[31]. Aus diesem Grund wurde ihm anschließend seine Aufenthaltsgenehmigung entzogen. Nachdem er bei der Regierung Oberbayerns Beschwerde eingelegt hatte, konnte er den Verdacht von sich weisen.[32] Aber nicht nur in der deutschen Öffentlichkeit war Biskupskij Anschuldigungen ausgesetzt. Insbesondere unter den Russen, hervorgerufen durch die Zersplitterung innerhalb der Emigrantengruppe, waren zu seinen Lebzeiten Schuldzuweisungen und Intrigen an der Tagesordnung. Angesichts Biskupskijs Position und der Fähigkeit „seine Gegner auszuschalten […] und sich selbst wie ein politisches Stehaufmännchen immer wieder ins Spiel zu bringen“[33] war er eine kontrovers diskutierte Persönlichkeit. Einerseits galt er als Hoffnungsträger, der es vermochte, die russischen Emigranten zu vereinen. Andererseits wurde er als (politischer) Parasit wahrgenommen, der nur auf Geld und Macht aus sei. Einer seiner ständigen Kontrahenten war u. a. der Baron von Šel’king.[34] Darüber hinaus wurde er zuweilen der polnischen und bolschewistischen Spionagetätigkeit bezichtigt.[35] Nicht zuletzt kam der Vorwurf auf, er spiele seine „Vorliebe für Deutschland nur“[36].

Nach dem Tod Scheubner-Richters und dem einsetzenden Kurswechsel innerhalb der NSDAP ab Ende 1923 nahmen antirussische Tendenzen zu.[37] Biskupskij widmete sich daher in den darauffolgenden Jahren verstärkt der monarchistischen Bewegung, die als solche von Kirill anerkannt wurde. Bis 1927 erhielt er finanzielle Unterstützung seitens des Großfürsten. Zudem baute Biskupskij sein Informationsnetzwerk weiter aus, erfasste und kategorisierte alle russischen Emigrantengruppen, ihre Akteure und Absichten nach politischen Rastern. Später nutzte der General dies zur Denunziation seiner Gegner. Gleichzeitig besaß er damit ein wichtiges Werkzeug, um seine eigene deutschfreundliche Haltung gegenüber den Nationalsozialisten zu unterstreichen.[38]

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten erhoffte sich Biskupskij einen politischen Aufstieg und verwies ständig auf die Zusammenarbeit mit seinem „Bündnispartner der frühen Zwanziger Jahre“[39].[40] Dennoch hatte er mit einigen Rückschlägen zu kämpfen und musste sich bis 1936 gedulden, als er schließlich zum Leiter der neu geschaffenen Russischen Vertrauensstelle in Berlin ernannt wurde. Dieses offizielle Amt markierte seinen politischen Höhepunkt in der Emigration. Indes arbeitete er unaufhörlich an der Erneuerung eines deutsch-russischen Abkommens sowie an einer Offensive gegen die Bolschewisten. Er glaubte nun, die Nationalsozialisten würden sich für seine Dienste Anfang der 1920er Jahre revanchieren und die Verwirklichung seiner Pläne unterstützen.[41] Ob er selbst ein Anhänger der Parteiideologie war, lässt sich schwer beurteilen. Antisemitische und rechtsextremistische Äußerungen seinerseits sind in den Anfangsjahren seiner Emigration kaum nachgewiesen. Erst in den 1930er Jahren mehren sich solche Aussagen, weswegen angenommen werden kann, dass er seine rechte politische Haltung vor den Nationalsozialisten zu profilieren versuchte.[42] Auch hinsichtlich seiner Mitgliedschaft und Mitarbeit in der 1905 in Russland gegründeten rechtsextremen Partei SRN (Sojus Russkago Narod) kann nicht ausgeschlossen werden, dass Biskupskij diese politische Tätigkeit nur erfunden hatte.[43] Die Gestapo wiederum sah in ihm nichts weiter als eine Schachfigur, die sie nach Belieben verschieben konnte, um ihr eigenes Vorhaben – die Vereinheitlichung und Kontrolle der russischen Emigranten – realisieren zu können.[44] Nichtsdestotrotz hoffte Biskupskij bis zu seinem Tod auf eine national-monarchistische Konterrevolution. Sein Amt übte er bis Kriegsende aus, bis er mit einem der letzten Lazarettzüge nach München gebracht wurde, wo er am 28. Juni 1945 an Herzversagen starb.[45]

General Vasilij V. Biskupskij war ein überzeugter Monarchist, dessen Leben in der Emigration unentwegt im Zeichen seiner konterrevolutionären Vorhaben – die Zerschlagung und der Umsturz der durch die Bolschewiki in seinen Augen unrechtmäßig errichteten kommunistischen Regierung – stand. Als Antagonismus zu der Entente wollte er die monarchische Ordnung Russland wiederherstellen. Biskupskij verstand es, Dominanz und Souveränität auszustrahlen und taktisch gegen seine Kontrahenten vorzugehen. Zwar vermochte er es nicht vollends, die im Exil lebenden Russen zu vereinen, dennoch gilt er als eine der wichtigsten Führungspersonen innerhalb der russischen Kolonie. Vor allem seine Münchener Jahre 1920 bis 1923 und die Zeit in Berlin ab 1936 bis zu seinem Tod zeugen von seinem festen politischen Willen und Tatendrang. Zuerst in den konservativen und später in den nationalsozialistischen Kräften sah er die geeigneten Bündnispartner in Deutschland, um seine Hoffnung und politischen Konzepte in die Tat umsetzten zu können. Obwohl er letztendlich scheiterte – nicht nur wegen der politischen Realitäten, sondern auch weil seine konkreten Pläne oftmals zu illusorisch und faktisch nicht umsetzbar waren – hielt er bis zuletzt an seinen Revisionsvorhaben fest.

 

Endnoten

[1] Baur, Johannes: Die russische Kolonie in München 1900-1945. Deutsch-russische Beziehungen im 20. Jahrhundert. Wiesbaden 1998, S. 215; wobei andere Quellen das Jahr 1879 datieren, vgl. Dodenhoeft, Bettina: Vasilij von Biskupskij – Eine Emigrantenkarriere in Deutschland, in: Schlögel, Karl (Hg.): Die russische Emigration in Deutschland 1918 bis 1941. Leben im europäischen Bürgerkrieg. Berlin 1995, S. 219-228, hier S. 219.

[2] Baur: Die russische Kolonie, S. 215f. [vgl. Anm. 1].

[3] Dodenhoeft: Vasilij von Biskupskij, S. 219 [vgl. Anm. 1]; Kellogg, Michael: The Russian Roots of Nazism. White Émigrés and the Making of National Socialism 1917-1945. New York 2005, S. 55 und 78.

[4] Baur: Die russische Kolonie, S. 216 [vgl. Anm. 1].

[5] Ebd., S. 219; Dodenhoeft: Vasilij von Biskupskij, S. 221 [vgl. Anm. 1].

[6] Williams, Robert C.: Culture in Exile: Russian Emigrés in Germany 1881-1941. Ithaca / London 1972, S. 87f. und 93.

[7] Baur: Die russische Kolonie, S. 216-218 [vgl. Anm. 1].

[8] Ebd., S. 219.

[9] Ebd.; Williams: Culture in Exile, S. 98 [vgl. Anm. 6].

[10] 12-Punkte-Plan, in: Volia Rossiie, 05.12.1920, S. 2, zit. n. Williams: Culture in Exile, S. 101; Williams: Culture in Exile, S. 99-102 [vgl. Anm. 6].

[11] Baur: Die russische Kolonie, S. 220 [vgl. Anm. 1].

[12] Trebitsch-Lincoln, J. T.: Der größte Abenteurer des XX. Jahrhunderts. Leipzig u.a. 1931, S. 160, zit. n. Dodenhoeft: Vasilij von Biskupskij, S. 220; Williams: Culture in Exile, S. 99 [vgl. Anm. 6].

[13] Baur: Die russische Kolonie, S. 221 [vgl. Anm. 1]; Kellogg: The Russian Roots of Nazism, S. 102-106 [vgl. Anm. 3].

[14] Kellogg: The Russian Roots of Nazism, S. 110 [vgl. Anm. 3]; Williams: Culture in Exile, S. 213 [vgl. Anm. 6].

[15] Verhörprotokoll v. Nikolaus von Epantschin am 28.03.1922, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (HStA), MInn 71624.

[16] Verhörprotokoll v. Biskupskij am 02.06.1923, HStA, MA103009.

[17] Baur: Die russische Kolonie, S. 222 [vgl. Anm. 1]; Biskupskij an Schickedanz, 13.01.1933, Institut für Zeitgeschichte München (IfZ), MA 128/5.

[18] Dodenhoeft: Vasilij von Biskupskij, S. 220f. [vgl. Anm. 1].

[19] Baur: Die russische Kolonie, S. 259 [vgl. Anm. 1]; Kellogg: The Russian Roots of Nazism, S. 109f. [vgl. Anm. 3].

[20] Kellogg: The Russian Roots of Nazism, S. 275 [vgl. Anm. 3].

[21] Baur: Die russische Kolonie, S. 103 und 262 [vgl. Anm. 1].

[22] Baur: Die russische Kolonie, S. 261-263 [vgl. Anm. 1]; Williams: Culture in Exile, S. 202 [vgl. Anm. 6].

[23] Dodenhoeft: Vasilij von Biskupskij, S. 221 [vgl. Anm. 1]; Williams: Culture in Exile, S. 216-218 [vgl. Anm. 6].

[24] Erklärung Biskupskijs v. 08.09.1939, IfZ, MA 128/1.

[25] Memorandum v. Biskupskij v. 18.10.1935, Monarchistische Organisationen in der Emigration, IfZ, MA 297/1.

[26] Kellogg: The Russian Roots of Nazism, S. 157 [vgl. Anm. 3].

[27] Baur: Die russische Kolonie, S. 227 [vgl. Anm. 1]; Memorandum v. Biskupskij v. 18.10.1935, Anlage zum Bericht, IfZ, MA 297/1.

[28] Baur: Die russische Kolonie, S. 119-121 und 225f. [vgl. Anm. 1].

[29] Verhörprotokoll Remmer v. 02.06.1923, HStA, MA 103009.

[30] Verhörprotokoll v. Nikolaus von Epantschin am 28.03.1922, HStA, MInn 71624; Baur: Die russische Kolonie, S. 194 [vgl. Anm. 1].

[31] Schreiben des Inneren Staatsministeriums v. 19.04.1924, HStA, MA 100446b.

[32] Ebd.

[33] Baur: Die russische Kolonie, S. 227 [vgl. Anm. 1].

[34] Ebd., S. 221 und 224.

[35] Methoden der Sowjetdiplomatie, in: Aufbau (39/2), 27.09.1922, IfZ München, MA 128/5.

[36] Schreiben des Reichskommissars für die Überwachung der öffentlichen Ordnung in Berlin v. 01.02.1924, HStA, MA 100446b.

[37] Baur: Die russische Kolonie, S 280 [vgl. Anm. 1].

[38] Dodenhoeft: Vasilij von Biskupskij, S. 221f. [vgl. Anm. 1]; Memorandum v. Biskupskij v. 18.10.1935, 10 Punkte über die Emigrantenorganisationen, IfZ, MA 297/1.

[39] Baur: Die russische Kolonie, S. 228 [vgl. Anm. 1].

[40] Biskupskij an Schickedanz v. 22.03.1933, IfZ, MA 128/5.

[41] Baur: Die russische Kolonie, S. 232-237 [vgl. Anm. 1]; Erklärung zur Ernennung Biskupskijs zum Leiter der Vertrauensstelle v. 12.05.1936, IfZ, MA 128/5; Williams: Culture in Exile, S 348-350 [vgl. Anm. 6].

[42] Baur: Die russische Kolonie, S. 232 [vgl. Anm. 1]; Memorandum v. Biskupskij v. 18.10.1935, IfZ, MA 297/1.

[43] Baur: Die russische Kolonie, S. 215 [vgl. Anm. 1]; Besprechung Biskupskij mit W. Larinow v. 08.09.1939, IfZ, MA 128/1.

[44] Baur: Die russische Kolonie, S. 237f. [vgl. Anm. 1]; Williams: Culture in Exile, S. 348 [vgl. Anm. 6].

[45]

Autorin

Freya Tasch

Bearbeitung: Carolin Piorun