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Katrin Boeckh

Die Balkankriege 1912/13 – Kriegsführung, Kriegsgräuel, Kriegsopfer

 

Zum Charakter der Kriegsführung

Alle Regierungen auf dem Balkan verfolgten in den Kriegen 1912/13 ein und dasselbe Ziel: die letzten osmanischen Territorien in Europa zu „befreien“ und so viel wie möglich von ihnen dem eigenen Staat einzuverleiben. Voraussetzung für die Integration dieser Gebiete in die jeweiligen Staatsgefüge jedoch war ihren politischen Vorstellungen zufolge eine homogene Bevölkerungsstruktur, d.h. entweder ausschließlich slawische Ethnien oder Griechen. Für Muslime blieb kein Platz mehr, da sie zum einen als Repräsentanten des osmanischen Staatswesens in Politik, Militär und Gesellschaft galten und zum anderen im Gegensatz zu den christlichen Bauern über Grundbesitz verfügten. Diese Überlegungen leiteten von Kriegsbeginn an die Balkanregierungen. Der Auftrag ihrer jeweiligen militärischen Kräfte – regulärer Truppen und paramilitärischer Einheiten – war daher die Liquidierung aller osmanischer Institutionen und die Zerstörung jeglicher Art von osmanischer Präsenz auf der Balkanhalbinsel. Um dieses Ziel kämpften die Soldaten tapfer, hart, ohne sich und noch weniger ihre Feinde zu schonen. Gnade für das eigene Volk und für die Opfer gehörte nicht zum Repertoire der Politik der Expansion um jeden Preis. Diese Beobachtungen erklären die beträchtliche Höhe der Opferzahlen sowohl der Kriegshandlungen als auch der politischen und sonstigen Folgen der osmanischen Niederlage und Verdrängung vom Balkan.

Exakte oder vollständige Zahlen der Getöteten, der aus Haus und Heimat Vertriebenen und anderer Opfer von Kriegsfolgen können aufgrund der unzureichenden Quellenlage nicht mehr ermittelt werden. Es liegt keine zuverlässige Quelle vor, die alle Gebiete und Völker über den gesamten fraglichen Zeitraum überblicken könnte. Die Zahlen der militärischen Opfer, d.h. der Verwundeten oder Gefallenen in den militärischen Einheiten, wurden allerdings einigermaßen zuverlässig erfasst. Wenngleich auch die Regierungen Serbiens, Griechenlands, Bulgariens, Montenegros und andere Staaten dazu tendierten, die gegnerischen Verluste zu überhöhen und die eigenen herunterzuspielen, ergeben die offiziellen Statistiken folgendes Bild allein der militärischen Opfer:

 

 

Einwohnerzahl

Militärische Stärke

 

 

 

nicht mehr kampffähige Militärangehörige

 

 

 

im 1. Balkankrieg

im 2. Balkankrieg

Serbien

2.900.000

400.000

30.000 (7,5%)

41.000 (10,2%)

Montenegro

220.000

30.000

10.000 (33,3%)

1.200 (4%)

Bulgarien

4.445.000

600.000

73.000 (12,1%)

83.000 (13,8%)

Griechenland

2.435.000

300.000

23.000 (7,6%)

25.000 (8,3%)

Osmanisches Reich

 

 

in beiden Kriegen mind. 100.000 Tote und Verwundete

Im Verhältnis zu den Mobilisierungszahlen waren die Verluste an Menschenleben sehr hoch. Unter den muslimischen Kriegsteilnehmern dürfte insbesondere die Zahl der albanischen Opfer außerordentlich hoch ausgefallen sein. Albaner kämpften nicht nur in den Reihen der osmanischen Armee, sie verteidigten auch die albanischen Gebiete gegen serbische, montenegrinische und griechische Angriffe. Vor allem der Norden und der Süden waren von feindlichen Übergriffen betroffen und die Verluste dort beträchtlich.

Als ursächlich für die große Zahl der Opfer können auch die Mechanisierung der Kriegsführung und die auf allen Seiten angewandte Kriegstaktik bezeichnet werden. Maschinengewehre und Fernwaffen (Kanonen, Haubitzen) hatten sich noch nicht gänzlich durchgesetzt, so dass der Kampf Mann gegen Mann vor allem bei Angriffen auf Dörfer und Städte weiter entscheidend blieb. Städte, die aufgrund heftigen Widerstandes nicht sofort eingenommen werden konnten, wurden belagert. Belagerungen konnten unter Umständen lange dauern, wobei die Zivilbevölkerung, von jeglicher Hilfe von außen abgeschnitten, besonders hohe Verluste an Menschenleben zu verzeichnen hatte. Eines der schlimmsten Schreckenskapitel der Balkankriege ereignete sich während der fünfmonatigen Belagerung der Festungsstadt Adrianopel/Edirne (Mitte November 1912 bis Ende März 1913) durch 120.000 bulgarische und 40.000 serbische Soldaten. Die Stadt wurde von schwerer Artillerie unter Feuer genommen und aus Flugzeugen, die vor Edirne einen ihrer ersten Einsätze zu Kriegszwecken überhaupt hatten, mit speziell präparierten Handgranaten bombardiert, um unter den osmanischen Truppen Panik auszulösen. Edirne fiel am 26. März 1913 nach 155 Tagen und wurde den bulgarischen Truppen übergeben. Während der Belagerung wurden auf osmanischer Seite 13.000 Menschen getötet oder verwundet, 28.500 gerieten in Gefangenschaft. Die Bulgaren verloren 16.000 Soldaten, die Serben 1.900. Die Gesamtzahlen der Todesopfer variieren zwischen 40.000 und 60.000. Bereits am 22. Juli 1913 wendete sich das Blatt jedoch erneut, als die Stadt von osmanischen Truppen zurückerobert und dann im Vertrag von Istanbul dem Osmanischen Reich zugesprochen wurde.

Die Belagerung von Ioannina in Epirus durch griechische Einheiten verlief nicht so hart wie der bulgarische Einsatz vor Edirne. Eine Zeit lang konnten die Osmanen die Stadt erfolgreich verteidigen, ohne dass Nachschubprobleme spürbar wurden, aber am 6. März 1913 mussten die osmanischen Truppen und die albanischen Freischärler auch hier kapitulieren und die Stadt an König Konstantin von Griechenland übergeben.

Ein hoher Blutzoll wurde auch für den Besitz von Skutari/Shkodra entrichtet. König Nikola von Montenegro hatte die Einnahme der Stadt zum Hauptkriegsziel seines Landes erklärt, doch die osmanischen Streitkräfte hielten den montenegrinischen Einheiten und ihren serbischen Verbündeten in der eingekesselten Stadt sieben Monate lang stand, während die Zivilbevölkerung hungern musste. Skutari fiel im April 1913 an Montenegro, das vor der Stadt 10.000 Tote ließ. Dieser Blutzoll sollte sich jedoch nicht bezahlt machen, da Montenegro schon einen Monat später, im Mai 1913, gemäß den Vereinbarungen der Londoner Botschafterkonferenz gezwungen wurde, die Stadt dem neu proklamierten Fürstentum Albanien zu übergeben. Für lang andauernde und harte Belagerungen ließen sich während der Balkankriege noch weitere Beispiele anführen.

Die Grundsätze des Haager Abkommens von 1899 und 1907 zu Gesetzen und Gebräuchen des Landkriegs, dem auch die Kriegsparteien beigetreten waren, wurden in jeder Hinsicht auf erschreckende Weise gebrochen. Anstatt etwa die Rechte von Kriegsgefangenen zu achten, wie in der Konvention vorausgesetzt, wurden Gefangene gar nicht erst gemacht, sondern oft auf der Stelle hingerichtet, um auf ihre Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten verzichten zu können.

Ein weiterer Grund für die hohe Zahl an Toten während der Balkankriege liegt in der Verbreitung von Krankheiten und Seuchen. Die gegnerischen Parteien wie auch die Zivilbevölkerung waren davon betroffen. Dies war zum Beispiel einige Tage nach der türkischen Niederlage in Lule-Burgas/Lüleburgaz am 3. November 1912 der Fall, als die sich zurückziehenden Osmanen vor Hunger und Durst jede Wasserquelle, die sie finden konnten, nutzten. Infolge dessen brach unter den osmanischen Truppen in Çatalca die Cholera aus. An einem einzigen Tag, am 15. November, wurden 2.786 Krankheitsfälle und 817 Tote gemeldet, in den folgenden Tagen stieg die Zahl der Infizierten und Seuchenopfer weiter. Zusammen mit Verwundeten und Flüchtlingen wurden die Kranken nach Istanbul gebracht, so dass dort die Epidemie weiter um sich griff. Ebenso verhielt es sich mit Ruhr und Typhus, die in allen kriegsführenden Staaten auftraten und Tausende von Todesfällen verursachten.

 

Kriegsgräuel

Die Balkankriege 1912/13 konstituieren gewissermaßen den Prototyp für alle folgenden Kriege auf dem Balkan. Sie stellten ein neues, bis dahin unbekanntes Phänomen der Kriegsführung dar, das sich durch harten Kampf und schonungslose Behandlung unbewaffneter Zivilisten, auch von Frauen und Kindern, charakterisieren lässt. Die Kriegsschlachten wurden äußerst brutal und rücksichtslos ausgefochten und betrafen auch die Zivilbevölkerung in einem Maß, dass deren Einbeziehung den Balkankriegen eine neue Dimension des Kriegsgrauens verlieh. Gräueltaten kennzeichneten die militärischen Handlungen bei der Eroberung eines Gebietes oder einer Stadt, aber nach siegreichem Abschluss dauerten die Ausschreitungen oftmals in der Ausprägung des heute als „ethnische Säuberung“ bezeichneten Phänomens an. Dabei ist die Tatsache zu betonen, dass Täter und Opfer auf jeder kriegsführenden Seite zu finden waren.

Was machte die Kriegsgräuel 1912/13 aus? Opfer und Augenzeugen haben eine Vielzahl von Berichten voll von schrecklichen Beobachtungen und grausamen Geschichten über Misshandlungen, Folter und Morde überliefert. Selbst wenn die Opfer traumatisiert waren und nicht jeder Bericht die Realität objektiv widerspiegelt, selbst wenn übertrieben wird und Darstellungen nicht im Detail nachprüfbar sind, lassen sich diese Quellen allein aufgrund ihrer Quantität nicht ignorieren. Viele Aussagen wurden vom Carnegie Endowment 1913 in Schrift und Bild dokumentiert und bilden die Basis für das Urteil dieser internationalen Gruppe von Spezialisten, alle kriegsführenden Regierungen hätten in den Kriegen die Menschenrechte missachtet.

Die Augenzeugenberichte belegen nichts anderes als kriminelle Handlungen der Täter. Es wird von Leichenbergen berichtet, die auf den Straßen angehäuft waren, mit – als ob einem Ritual folgend – abgeschnittenen Nasen, Ohren oder anderen Gliedmaßen, es wird von getöteten Säuglingen und Kindern berichtet, von vergewaltigten und/oder ermordeten Frauen jeden Alters, es wird von enthaupteten Männern, von gespaltenen Köpfen, zerschmetterten Gesichtern, von tödlichen Bajonett- und Messerwunden berichtet. Aus vielen Fällen geht hervor, dass die Menschen nicht infolge der Kampfhandlungen selbst umkamen. Andere Aussagen bezeugen Verbrechen gegen die zwischen die Fronten geratene Zivilbevölkerung, die ohne Schutz und Fluchtmöglichkeit nach Rückzug der regulären Truppen dem Feind ausgeliefert war. In diesen Fällen wendeten die Armeen und paramilitärischen Vereinigungen oftmals eine Taktik aus Chaos und Terror gegenüber der gegnerischen Bevölkerung an und brannten Dörfer nieder, plünderten und mordeten. Die paramilitärischen Vereinigungen waren in Banden außerhalb der regulären Armeen organisiert und agierten in der Tradition antiosmanischer Aufständischer und/oder Banditen und Freischärler, die als „Komitadschis“ oder „Četniks“ bekannt waren. Das Fehlen von Offizieren trug zusätzlich zu Verbrechen und Massakern an Zivilisten bei.

Es fällt schwer, die eigentlichen Gründe für das grausame Verhalten der Soldaten auf dem Balkan zu erklären. Neben individuellen Motivationen zur Gewaltanwendung, die sich den Methoden der Historiographie entziehen, lassen sich jedoch einige politische und materielle Aspekte des Brutalitäten in und nach den Balkankriegen herausarbeiten:

An erster Stelle steht das pure Streben nach materiellem Besitz, z.B. nach Geld, Wertsachen, Getreide und Vieh. In vielen Fällen wurde die muslimische Bevölkerung brutal behandelt und ihre Besitztümer, ihr Geld oder andere Güter gegen Leben, Gesundheit oder Freilassung von Gefangenen erpresst. Aber selbst die Herausgabe des Geforderten garantierte nicht unbedingt, am Leben zu bleiben. Trotz Zahlung von Geld wurden viele Menschen umgebracht.

Regierungen und Politiker hatten im Vorfeld der Balkankriege ihre Bürger propagandistisch auf die Mobilmachung eingestimmt und sich für den Militäreinsatz gegen die Osmanen im Voraus Legitimationen konstruiert. Die Regierungen rechtfertigten die Balkankriege als „Befreiungskriege“ und riefen ihre Soldaten auf, Rache für das „osmanische Joch“, das die Balkanvölker über Jahrhunderte zu erdulden hatten, zu üben. Besonders die makedonischen Regionen firmierten mit Blick auf die mittelalterlichen Staatsgebilde auf dem Balkan als alte serbische, bulgarische oder griechische Territorien. National-überhöhte Atmosphäre ist ursächlich für die Ausschreitungen gegenüber Muslimen und eine Folge der politischen Propaganda, die dazu diente, das Bild von Willkür und Diskriminierung unter osmanischer Herrschaft zu aktualisieren. Das propagandistisch erzeugte Gefühl, über Jahrhunderte erniedrigt worden zu sein, hatte durchaus Einfluss auf das Auftreten serbischer, bulgarischer, montenegrinischer und griechischer Bewaffneter gegenüber Muslimen in einem Umfeld von Krieg, Zerstörung und Chaos. Dieses Gefühl wurde zudem durch Gerüchte über osmanische Massaker und Verbrechen – ob wahr oder unwahr, sei dahingestellt – verstärkt, und aufgebrachte Soldaten können in der Sicherheit militärischer Überlegenheit jede Zurückhaltung verloren haben. Ein Beispiel dafür liefert die Eroberung von Kumanovo durch die Serben (24. Oktober 1912), als nationalistische „Komitadschis“ ein Massaker unter wehrlosen Albaner anrichteten. Kumanovo wurde von der serbischen Propaganda als Schlagwort verwendet, der Sieg als Vergeltung für die Niederlage Serbiens gegen die Osmanen auf dem Amselfeld im Mittelalter 1389 angesehen.

Auch die Religion spielte eine Rolle zur Erzeugung anti-muslimischer Spannung, wenngleich keine beherrschende. Das religiöse Bekenntnis stellte wie die Sprache einen wichtigen Differenzierungsansatz zwischen den bis zu jenem Zeitpunkt dominanten muslimischen Herren und christlichen Untertanen dar. Daher entwickelten sich auch der muslimische Glaube und seine Institutionen zu Angriffszielen der obsiegenden Christen. Die Devise „Befreit unsere christlichen Brüder vom osmanischen Joch!“ war das stärkste und lauteste Argument, mit dem die Regierungen der Balkanstaaten ihre jungen Männer aufriefen, sich zur Armee zu melden und gegen die Osmanen zu kämpfen. Die politischen Beweggründe für die Balkankriege wurden so in religiöse Botschaften verpackt. Religion fungierte daher auch als Instrument gegen die nicht christliche Bevölkerung und auf den Schlachtfeldern. Die einfallenden Armeen verwüsteten Moscheen, Minarette und muslimische Friedhöfe. In einigen Orten wurden muslimische Einwohner, die den feindlichen Truppen nicht entkommen konnten, in Moscheen eingeschlossen und lebendig verbrannt. In anderen Fällen stachelten orthodoxe Würdenträger – Priester, Bischöfe und andere Geistliche – die serbischen, griechischen und bulgarischen Soldaten an, ohne Rücksicht gegen Muslime vorzugehen, andere Fälle jedoch überliefern ein deeskalierendes Einschreiten christlicher Priester, um aggressive Situationen zu entschärfen. Es bleibt dennoch festzuhalten, dass die Balkankriege keine religiösen Konflikte waren, sondern von politischen Motiven und dem Streben der regierenden säkularen Eliten nach Land und Macht geleitet waren.

Eine ernsthafte Aufarbeitung der Kriegsverbrechen in den militärischen Auseinandersetzungen 1912/13 wurde von den kriegsführenden Staaten seinerzeit nicht unternommen. Der erste zeitgenössische Versuch, einen Überblick über die politischen und menschlichen Dimensionen des Krieges in der Region zu gewinnen, fußte auf den Untersuchungsergebnissen der Carnegie Commission of Inquiry into the causes and consequences of the Balkan wars 1913 (Nachdruck: The Other Balkan War: A 1913 Carnegie Endowment Inquiry in Retrospect). Diese international besetzte private Initiative untersuchte Vertreibungen, Massaker und Kriegsverbrechen auf der Grundlage von Augenzeugenberichten und stellte schließlich eine Übersicht der von Truppen und beteiligten Völkern begangenen Kriegsgräuel vor. Die spätere historische Aufarbeitung der Balkankriege wird in erster Linie von Studien zu den militärischen Operationen bestimmt und von Wissenschaftlern aus den betroffenen Balkanstaaten dominiert. Erst nach dem Zerfall Jugoslawiens in den 90ern, als erneut blutige Kriege auf jugoslawischem Gebiet ausbrachen, wuchs das wissenschaftliche Interesse an der Tradition der Balkankriege auch international und es erschienen Veröffentlichungen zu sozialen Auswirkungen, Zwangsmigrationen, Minderheitenfragen und anderen Aspekten der Kriegsproblematik.

 

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